Die Migros gibt den Nutri-Score auf
Die Lebensmittelampel verwirre die Kundschaft – die Migros will sie abschaffen. Das gefällt dem Konsumentenschutz gar nicht.
Veröffentlicht am 23. Mai 2024 - 15:58 Uhr
Wer sich gesund ernähren möchte, dem kann der Nutri-Score helfen. Die farbige Ampel auf der Lebensmittelverpackung zeigt mit Buchstaben von A bis E, ob ein Lebensmittel eher zu einer ausgewogenen oder zu einer einseitigen Ernährung beiträgt.
Ein grünes A steht für Nahrungsmittel mit besonders guten Inhaltsstoffen wie Früchte, Gemüse, Nüsse oder gewisse Öle, ein rotes E weist auf weniger günstige Nährwerte hin.
Gemäss Migros sind Kundinnen verwirrt
Mit dem Bewertungssystem für Lebensmittel sind aber nicht alle zufrieden. Deshalb gab die Migros diese Woche bekannt, dass sie sich vom Nutri-Score verabschieden werde.
Schrittweise soll dieser von allen Migros-Produkten verschwinden. Dazu gehören beispielsweise die Linien «V-Love» und «Anna’s Best». Die Argumentation des Lebensmittelriesen: hohe Kosten und tiefer Nutzen. Die Integration und die laufende Anpassung des Nutri-Scores sei mit einem grossen finanziellen Aufwand verbunden.
Gleichzeitig habe die Migros festgestellt, dass die Lebensmittelampel die Kundinnen und Kunden mehr verwirre, als sie ihnen helfe. Den Entscheid der Migros kritisiert der Konsumentenschutz scharf.
«Dies ist ein grosser Rückschlag für eine gesündere Lebensmittelauswahl.»
Konsumentenschutz
In einer Mitteilung schreibt er: «Dies ist ein grosser Rückschlag für eine leicht verständliche Information über den Nährwertgehalt von verarbeiteten Lebensmitteln und somit für eine gesündere Lebensmittelauswahl in der Schweiz.»
Der Widerstand gegen den Nutri-Score sei in den letzten Jahren massiv gewachsen. «Mit vielen polemischen und falschen Argumenten wurde die Nährwertkennzeichnung diskreditiert. Insbesondere von Kreisen der Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion und der Industrie», heisst es weiter.
Parlament verhinderte Obligatorium
So kam es dazu, dass der Nutri-Score auch politisch zum Thema wurde. Mitte März stimmte das Parlament einer Motion zu, die den Bundesrat auffordert, den Einsatz des Nutri-Scores näher zu definieren.
Damit verhindern die eidgenössischen Räte, dass der Nutri-Score obligatorisch für Lebensmittelproduzenten ist. Befürworter der Motion argumentieren, dass bestimmte Hersteller durch das Bewertungssystem benachteiligt würden.
Bauernlobby gegen Lebensmittelampel
Besonders Vertreter der Landwirtinnen und Landwirte kritisieren die Lebensmittelampel. Der Nutri-Score sei zu stark vereinfacht, argumentieren sie. So erhalte etwa eine Cola Zero eine bessere Bewertung als Apfelsaft, da dieser viel Fruchtzucker enthält.
Das Parlament zog mit ihnen mit: Der Nutri-Score bleibt freiwillig, die Hersteller müssen ihn nicht auf ihren Produkten anbringen.
Weiter darf das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) künftig kein Engagement für die Lebensmittelampel betreiben. Das BLV soll sich bei der Information rund um ausgewogene Ernährung auf die Schweizer Lebensmittelpyramide fokussieren.
Bald entscheidet die EU
Für den Konsumentenschutz ist nicht nachvollziehbar, wieso die Migros nicht den Entscheid der EU bezüglich einer Nährwertkennzeichnung abwartet: «Etliche Länder wie Frankreich, Deutschland oder Spanien haben sich für den Nutri-Score entschieden», so der Konsumentenschutz. «Der Konsumentenschutz zählt darauf, dass aus der EU ein positives Signal für den Nutri-Score erfolgt und fordert, dass die Migros auf ihren Entscheid zurückkommt.»
Anstelle des Nutri-Scores will die Migros verstärkt auf die Nährwertangaben pro Portion setzen. Dazu soll die tägliche Referenzmenge online und auf der Verpackung publiziert werden.
3 Kommentare
Bewusster Schweizer "Label,- und Nutri Score"-Wirrwarr zur Vertuschung der effeketiven Qualitäts-Mängel!
Missbrauch betreffend ehrlicher, verantwortungsbewusster = nachhaltig öko-logischer Mischkulturen-Landwirtschaft!!
Und der verantwortungslosen, vergiftenden, zerstörenden, industrialisierten CHEMIE-Miss-Landwirtschaft, welche aber trotzdem profitieren soll dank dem bewusst eingesetzten, beschäemden "Label,-und Nutri-Score-Wirrwarr" aus purer, habgieriger Taktik!!!
Ausbeutung, Schädigung der KonsumentenInnen!!!
Was für beschämende Bundesämter für:
Landwirtschaft, Umweltschutz, Gesundheit, Tierschutz....Schweizer Bauernverband!!!
👍🏼👍🏼👍🏼👍🏼👍🏼👍🏼
Gottseidank!! Was man aber UNBEDINGT auch abschaffen sollte, ist der CO2-check der Migros!! Der ist so dermassen schlimm und falsch berechnet, das ist reines Greenwashing!! Hier eine Kostprobe von einem-m-check vom Produkt Erythrit, meine Frage an die Migros:
Wieso gibt es hier beim Nachhaltigkeits-Check 5 Sterne für Co2?? Das Produkt kommt doch ursprünglich aus China?! Wie kann das klimafreundlich sein??
Antworten von Migros:
M-Infoline
vor 1 Jahr
Hallo Bcallan, danke für die Frage. Die Klimabewertung erfolgt über das gesamte Sortiment. Es werden somit beispielsweise keine Früchte mit Früchten verglichen, sondern beispielsweise Früchte mit Fleischprodukten oder Milchprodukten. Oder in diesem Fall werden Zuckerersatzstoffe mit den anderen Produkten verglichen. Es werden die Emissionen pro Produkt in CO2-Äquivalenten berechnet und angegeben. Das bedeutet, dass die Emissionen aller treibhausrelevanten Gase berücksichtig, aber in CO2 umgerechnet werden. Der Transport (bei diesem Produkt über Land- oder Seefracht) sowie die Verpackung fallen aus ökologischer Sicht jedoch wenig ins Gewicht - entscheidend ist die landwirtschaftliche Produktion. Mehr dazu findest du unter M-Check: einfach nachhaltig einkaufen • Migros. Liebe Grüsse, dein M-Infoline Team
Bcallan
vor 4 Monaten
Diese Antwort überzeugt mich noch viel weniger! Wie kann man einen solchen Mix aus verschiedensten Produkten (Frucht mit Fleisch oder Milch) vergleichen! Ist dies nicht eher eine Art „greenwashing“, damit es auf dem M-check etwas besser aussieht? Ich habe daraus gelernt, dass man dem M-check überhaupt kein Vertrauen schenken darf! Schade!
M-Infoline
vor 3 Monaten
Guten Tag Bcallan, danke für deine Rückmeldung. Wir entschuldigen uns, wenn es zur Verwirrung gekommen ist. Gemeinsam mit der Ökobilanzierungsfirma intep haben wir die CO₂-Bilanzen unserer Produkte berechnet. In die Berechnung fliesst die gesamte Ökobilanz des Produkts mit ein: vom Anbau über den Einsatz von Wasser und Dünger sowie die Futtermittel bis hin zum Transport und zur Verpackung. Allen Produktkategorien wurden Emissionswerte aus international anerkannten Datenbanken zugeordnet. So wurde beispielsweise für jeden Apfel im Sortiment ein Durchschnittswert für Äpfel verwendet. Für klimarelevante Bereiche wie Fleisch sind wir noch weiter gegangen und haben spezifische Ökobilanzen für die einzelnen Produkte erstellt. So kann die Wertschöpfungskette detailliert abgebildet werden. Anhand dieser Werte erfolgte dann die Einordnung des Sortiments auf der Klimaskala von 1 bis 5 Sternen. Beispielsweise erhält Rindfleisch 1 Stern, da die Ökobilanz > 20 kg CO2-eq / kg Rindfleisch entspricht. Früchte liegen mit deren Emissionen viel tiefer bei < 1 kg CO2-eq/kg und erhalten deshalb 5 Sterne. Rund 50 % der Migros-Produkte erhalten beim Klima 1 Stern. Nur etwa 5 % der Produkte erhalten 5 Sterne. Diese prozentuale Verteilung des Sortiments ist nicht in Stein gemeisselt. Bei Optimierungen in einzelnen Dimensionen kann es sein, dass sich diese Verteilung über die Zeit verbessert. Liebe Grüsse, dein M-Infoline Team
Fazit: Ist dies tatsächlich NICHT Greenwashing?! Bitte um Überprüfung!!