Wer sich gesund ernähren möchte, dem kann der Nutri-Score helfen. Die farbige Ampel auf der Lebensmittelverpackung zeigt mit Buchstaben von A bis E, ob ein Lebensmittel eher zu einer ausgewogenen oder zu einer einseitigen Ernährung beiträgt.

Ein grünes A steht für Nahrungsmittel mit besonders guten Inhaltsstoffen wie Früchte, Gemüse, Nüsse oder gewisse Öle, ein rotes E weist auf weniger günstige Nährwerte hin.

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Gemäss Migros sind Kundinnen verwirrt

Mit dem Bewertungssystem für Lebensmittel sind aber nicht alle zufrieden. Deshalb gab die Migros diese Woche bekannt, dass sie sich vom Nutri-Score verabschieden werde.

Schrittweise soll dieser von allen Migros-Produkten verschwinden. Dazu gehören beispielsweise die Linien «V-Love» und «Anna’s Best». Die Argumentation des Lebensmittelriesen: hohe Kosten und tiefer Nutzen. Die Integration und die laufende Anpassung des Nutri-Scores sei mit einem grossen finanziellen Aufwand verbunden.

Gleichzeitig habe die Migros festgestellt, dass die Lebensmittelampel die Kundinnen und Kunden mehr verwirre, als sie ihnen helfe. Den Entscheid der Migros kritisiert der Konsumentenschutz scharf.

«Dies ist ein grosser Rückschlag für eine gesündere Lebensmittelauswahl.»

Konsumentenschutz

In einer Mitteilung schreibt er: «Dies ist ein grosser Rückschlag für eine leicht verständliche Information über den Nährwertgehalt von verarbeiteten Lebensmitteln und somit für eine gesündere Lebensmittelauswahl in der Schweiz.»

Der Widerstand gegen den Nutri-Score sei in den letzten Jahren massiv gewachsen. «Mit vielen polemischen und falschen Argumenten wurde die Nährwertkennzeichnung diskreditiert. Insbesondere von Kreisen der Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion und der Industrie», heisst es weiter.

Parlament verhinderte Obligatorium

So kam es dazu, dass der Nutri-Score auch politisch zum Thema wurde. Mitte März stimmte das Parlament einer Motion zu, die den Bundesrat auffordert, den Einsatz des Nutri-Scores näher zu definieren.

Damit verhindern die eidgenössischen Räte, dass der Nutri-Score obligatorisch für Lebensmittelproduzenten ist. Befürworter der Motion argumentieren, dass bestimmte Hersteller durch das Bewertungssystem benachteiligt würden.

Bauernlobby gegen Lebensmittelampel

Besonders Vertreter der Landwirtinnen und Landwirte kritisieren die Lebensmittelampel. Der Nutri-Score sei zu stark vereinfacht, argumentieren sie. So erhalte etwa eine Cola Zero eine bessere Bewertung als Apfelsaft, da dieser viel Fruchtzucker enthält.

Das Parlament zog mit ihnen mit: Der Nutri-Score bleibt freiwillig, die Hersteller müssen ihn nicht auf ihren Produkten anbringen. 

Weiter darf das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) künftig kein Engagement für die Lebensmittelampel betreiben. Das BLV soll sich bei der Information rund um ausgewogene Ernährung auf die Schweizer Lebensmittelpyramide fokussieren.

Bald entscheidet die EU

Für den Konsumentenschutz ist nicht nachvollziehbar, wieso die Migros nicht den Entscheid der EU bezüglich einer Nährwertkennzeichnung abwartet: «Etliche Länder wie Frankreich, Deutschland oder Spanien haben sich für den Nutri-Score entschieden», so der Konsumentenschutz. «Der Konsumentenschutz zählt darauf, dass aus der EU ein positives Signal für den Nutri-Score erfolgt und fordert, dass die Migros auf ihren Entscheid zurückkommt.»

Anstelle des Nutri-Scores will die Migros verstärkt auf die Nährwertangaben pro Portion setzen. Dazu soll die tägliche Referenzmenge online und auf der Verpackung publiziert werden.