Shein steht für Fast Fashion wie sonst kaum ein Händler. Jetzt will der chinesische Onlinegigant Millionen in Nachhaltigkeit investieren.

In den kommenden fünf Jahren steckt Shein 250 Millionen Euro – rund 235 Millionen Franken – in eine «zukunftsfähige Modeindustrie». Kernstück des Investitionsprogramms ist ein sogenannter Zirkularitätsfonds (Kreislaufwirtschaftsfonds).

Damit sollen unter anderem Start-ups und Unternehmen in Europa unterstützt werden, die Lösungen in diesem Bereich entwickeln – etwa neue Fasern und Entwicklungen im Bereich Recycling.

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«Diese Investitionen sind reines Greenwashing.»

Joëlle Hérin, Greenpeace-Expertin

Doch die Nichtregierungsorganisation Greenpeace kritisiert die Massnahme. Solch ein Fonds löse die grundsätzlichen Probleme nicht.

Im Vergleich zu den Umsätzen seien diese Investitionen reines Greenwashing, sagt Joëlle Hérin, Greenpeace-Expertin für Kreislaufwirtschaft. Shein solle besser das Geschäftsmodell ändern.

Immer mehr Wegwerfkleidung

Sheins Geschäftsmodell – Ultra-Fast Fashion – basiert darauf, immer grössere Mengen an Wegwerfkleidung herzustellen. Das Modell des Unternehmens zwinge die gesamte Modebranche dazu, es ihm gleichzutun, so Hérin. Auch um im Preiswettbewerb mitzuhalten.

Das habe massive Folgen für die Umwelt sowie die Gesundheit und Sicherheit der Näherinnen. «Diese kann auch ein Zirkularitätsfonds nicht abfedern», fügt Hérin hinzu.

«Wir haben Abfall aus unverkauften Beständen mehr reduziert, als man es für möglich gehalten hätte.»

Shein-Sprecherin

Eine Sprecherin von Shein sagt dazu: «Wir haben bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass wir die Mode nachhaltiger machen wollen, indem wir den Abfall aus unverkauften Beständen weit mehr reduziert haben, als man es für möglich gehalten hätte.» Der geringe Anteil an unverkauften Beständen sei der beste in der Branche.

Belegt wird diese Aussage nicht. Mit dem Fonds wolle man nun das «Netto null»-Ziel erreichen.

Schnäppchen voller giftiger Chemie

Eine Grundvoraussetzung für die Kreislaufwirtschaft sei, dass keine gefährlichen Chemikalien in den Produkten enthalten sein dürften, so Hérin von Greenpeace. Bei Tests im Jahr 2022 hatte Greenpeace aber in Produkten Konzentrationen solcher Substanzen gefunden, die weit über den gesetzlichen Grenzwerten lagen.

Tests des deutschen Konsumentenmagazins «Öko-Test» zeigten 2024 ähnliche Resultate. Das «Öko-Test»-Fazit: «So manches Schnäppchen strotzt nur so vor giftigen Chemikalien.»

Greenpeace: Lieber Überproduktion reduzieren

Shein solle in ein angemessenes Chemikalienmanagementprogramm investieren, fordert Greenpeace. Um den Kreislauf zu schliessen, müsse man zudem den Fluss von Wegwerfprodukten stoppen sowie Überproduktion und Überkonsum reduzieren, so Expertin Hérin.

Shein teilt mit, der Konzern habe von den von «Öko-Test» beanstandeten Kleidungsstücken Produktproben zur Prüfung an die Prüfstelle TÜV geschickt. Alle getesteten Kleidungsstücke hätten demnach den Anforderungen der EU-Chemikalienverordnung REACH entsprochen.

Man nehme die Ergebnisse von «Öko-Test» aber ernst, heisst es von Shein. Und man habe als Vorsichtsmassnahme diejenigen Produkte, die nicht den gesetzlichen Anforderungen entsprachen, aus dem Sortiment genommen.