«Wirklich nachhaltig ist das nicht»
Die Schuhmarke Toms verspricht Kunden ein gutes Gewissen. Ob zu Recht, ist fraglich.
Veröffentlicht am 26. September 2019 - 18:31 Uhr
Die Marke Toms, bekannt für ihre Espadrilles, hat seit 2006 gleich viele Paar Schuhe, wie sie verkaufte, an Kinder in Not verteilt: 93 Millionen. So steht das auf ihrer Homepage. Das klingt gut.
Trotzdem verbannt RRRevolve, ein Schweizer Onlinehändler für nachhaltige Produkte, die Marke jetzt aus dem Sortiment. «Als wir vor acht Jahren mit Toms anfingen, gab es noch kaum nachhaltig und fair produzierte Schuhe. Doch heute passt Toms nicht mehr zu unseren mittlerweile strengeren Kriterien», so Geschäftsführer Sebastian Lanz.
«Wir haben in den letzten acht Jahren immer wieder nachgefragt und um entsprechende Zertifikate gebeten. Erhalten haben wir nichts.»
Sebastian Lanz, Geschäftsführer RRRevolve
Den Nachweis für eine nachhaltige, nicht ausbeuterische Produktion ist die Schuhfirma des ehemaligen Reality-TV-Sternchens Blake Mycoskie bislang schuldig geblieben. Genauso wie ein glaubhaftes Zertifikat für die angeblich verwendete Bio-Baumwolle.
«Wir haben in den letzten acht Jahren immer wieder nachgefragt und um entsprechende Zertifikate gebeten. Erhalten haben wir nichts», so Lanz. Verdächtig war ihm auch, dass die Produktion teils von China in noch billigere Produktionsländer wie Vietnam und Indonesien verschoben wurde ohne Mitteilung an die Händler.
«Sogar grosse Konzerne wie Adidas und Nike haben Toms in Sachen Transparenz einiges voraus», sagt David Hachfeld von der Clean Clothes Campaign. Es sei nicht mal klar, wo die an Kinder verteilten Schuhe produziert werden.
«Bei Toms geht es vor allem darum, dem Konsumenten ein gutes Gewissen zu machen», sagt Anton Pieper vom Institut Südwind in Bonn. «Wirklich nachhaltig ist es nicht.» Aktionen wie Gratisschuhe zerstörten lokale Märkte und machten viele arbeitslos.
Toms schmückt sich mit dem amerikanischen Label «Certified B». Mit dabei sind weltweit über 3000 Firmen, die sich freiwillig zu Nachhaltigkeitsprinzipien bekennen. Das Label beruht auf Selbstdeklaration , vor Ort kontrolliert wird nicht.