Machen Sie Ihr Gehirn zum Komplizen
Das menschliche Gehirn ist ein Leben lang formbar. Denksportaufgaben regen Gehirnströme an und tragen dazu bei, das Gedächtnis immer wieder herauszufordern.
Veröffentlicht am 21. April 2021 - 10:13 Uhr
Unser Hirn ist dynamisch: Im Gegensatz zu einem Computer oder einer Maschine kann es sich selbst reparieren. Häufig gebrauchte Nervenzellverbindungen werden gefestigt und die synaptische Kommunikation an den entsprechenden Kontaktstellen wird verstärkt.
Ähnlich wie in sozialen Netzwerken im Internet werden auch im Hirn andauernd Nervengeflechte ausgebaut, neue Beziehungen angelegt und bestehende Nervenbahnen durch häufigen Gebrauch zu breiten «Datenautobahnen» verstärkt , während andere, unbenutzte Verbindungen wieder verkümmern.
Neue Hirnzellen entstehen entweder durch Zellteilung oder aus Stammzellen. Bei entsprechender geistiger Herausforderung wachsen ständig neue Hirnzellen nach und die Synapsen werden weiter ausgebaut. Auch gezieltes mentales Training führt dazu, dass sich die Nervenzellen vermehren und die Kontaktstellen zwischen den Neuronen verbreitern; es spriessen mehr und längere Fortsätze.
Insbesondere mit anspruchsvollen, abwechslungsreichen Denksportaufgaben, Jonglieren (mit drei Bällen), herausfordernden Gesellschaftsspielen (Schach, Jassen), dem Erlernen einer neuen Sprache oder eines Instrumentes wird die Nervenzellverbindung gefördert. Ein wacher Geist sollte andauernd auf Trab sein. Neue Erfahrungen oder ungewohnte Tätigkeiten stimulieren die Entstehung von Hirnzellen am intensivsten und verhindern, dass der normale altersbedingte Degenerationsprozess vorzeitig oder gar beschleunigt eintritt. Tägliche Routine und Eintönigkeit beschleunigen hingegen den Abbau.
Grundsätzlich muss angeeignetes Wissen und jedes angelernte Geschick immer wieder repetiert und geübt werden. Es gilt, sämtliche kognitiven Fähigkeiten aktiv zu pflegen, das logische, planmässige Denken und die kognitive Kontrolle, das Überprüfen respektive Bewerten von emotionalen Impulsen und automatisierten Verhaltensweisen (z.B. Reaktionsmuster bei Stress). Ferner schult man idealerweise das Kurz- und Langzeitgedächtnis sowie die Reaktionsfähigkeit beziehungsweise die Verarbeitungsgeschwindigkeit und die Sinneswahrnehmungen .
Beim Lösen einer Denksportaufgabe ist es bisweilen entscheidend, über die gewohnten Denkmuster hinauszugehen und sozusagen «um die Ecke» zu denken. Mit einem eleganten, oft überraschend einfachen Kunstgriff gelingt es, anscheinend komplizierte Aufgaben zu lösen.
Ein eindrückliches Beispiel ist das «Ei des Kolumbus»: Beim Wettbewerb um die Auftragsvergabe für den Bau der Kuppel von Santa Maria del Fiore in Florenz stand die Frage im Raum, wie sich ein Ei ohne Stütze auf die Spitze stellen liesse. Es gelang niemandem ausser dem Baumeister Filippo Brunelleschi (1377–1446), der sich mit einem Trick behalf: Er drückte das Ei an der Spitze ein und stellte es so auf den Tisch. Keine Regel hatte verboten, das Ei bei der Lösungsfindung zu beschädigen. Diese Idee wurde erst im Nachhinein Kolumbus zugeschrieben – er war damals noch gar nicht geboren.
Auch Lesen, Logik- und Kreativrätsel, Quizfragen, IQ-Tests , Kopfrechnen und Spiele, kurz: alles, was das Hirn beansprucht, stärkt es und regt die Hirnzellentstehung sowie deren Verbindungen an. Die Aufmerksamkeit kann beispielsweise besonders mit schnellen Zahlen- und Buchstabenfolgen geschult werden.
Neben den populären Kreuzworträtseln und Sudoku gibt es unzählige weitere Rätselformen: Bimaru, Nonogramm, Brückenrätsel, Puzzle, Vexierbilder, Silben- und Zahlenrätsel, Logical, Labyrinth, Rätselkrimi usw. Dabei soll Sudoku etwas vorteilhafter sein als Kreuzworträtsel, beide sind aber allein zu eintönig. Immer die gleiche Art von Denksportaufgaben zu lösen trainiert eben meist nur bestimmte Bereiche im Gehirn. Deshalb sind Abwechslung und eine allmähliche Steigerung des Schwierigkeitsgrades ausschlaggebend bei all den Denksportaufgaben.
Anspruchsvolle Gesellschaftsspiele fordern das Hirn ebenfalls und verbinden als weiteres Plus die Herausforderung mit sozialen Kontakten, so etwa Karten-, Brett- und Würfelspiele: Jassen (Schieber, Differenzler, Quoi faire), Skat, Poker, Blackjack, Schach, Go, Mühle, Backgammon, Scrabble, Mastermind, Yatzi, Carrom und andere.