Liebe Leserinnen und Leser

Willkommen zu «Das war richtig wichtig». Hier ordnen wir immer freitags die wichtigsten Nachrichten der vergangenen Woche für Sie ein. 

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Anrede

Das Zitat der Woche

Am Freitag hat ein Software-Ausfall weltweit Airlines, Spitäler, Banken und Fernsehstationen lahmgelegt. So musste etwa die niederländische Airline KLM alle Flüge absagen. In Zürich durften nur noch Flugzeuge landen, die bereits in der Luft waren. Und der britische Sender Sky News konnte nicht senden. Das Bundesamt für Cybersicherheit sieht keine Hinweise, dass böse Absicht hinter der Krise steckt:

«Es handelt sich um ein fehlerhaftes Update oder eine Fehlkonfiguration der Firma Crowdstrike, welche zu diesen Systemausfällen führen. Das BACS steht mit den betroffenen Unternehmen in Kontakt.»

Ironischerweise ist Crowdstrike eine Software, die IT-Systeme vor Hackerangriffen und Systemüberlastungen schützen sollte. Welche Rechte Sie als Passagier haben, wenn der Flug abgesagt wird, erklären wir hier:

Umstrittene Antipsychotika: Jeder zweite Demenzkranke wird im Heim ruhiggestellt

Darum gehts: In der Schweiz leiden 150’000 Menschen an Demenz, viele davon leben in einem Alters- oder Pflegeheim. Eine Studie des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) zeigt nun: 42 bis 50 Prozent der dementen Bewohner ab 70 erhalten Antipsychotika, die eine stark beruhigende Wirkung haben. 

Warum das wichtig ist: Wenn sich eine demente Person auffällig verhält, sollte sie zuerst nichtmedikamentös therapiert werden – so empfiehlt es die Schweizerische Fachgesellschaft für Geriatrie. Erst wenn das nicht hilft, sollten Antipsychotika verabreicht werden. Die Studie nährt den gängigen Verdacht, dass Heimbewohnerinnen vorschnell ruhiggestellt werden. Stefanie Becker, Direktorin von Alzheimer Schweiz, spricht in der «bz Basel» von «medikamentöser Freiheitsbeschränkung».

Das sagt der Beobachter: Gewalt im Alter ist ein Tabuthema. Dazu gehören auch psychische Übergriffe: Personen werden gedemütigt und vernachlässigt, ihre Sorgen nicht ernst genommen. In der Pflege steckt oft keine böse Absicht dahinter, sondern Überforderung und Stress. Klar ist: Ein würdevolles Leben im Alter ist ein Menschenrecht, ob zu Hause oder im Heim. Was können wir als Gesellschaft tun? Wo muss die Politik eingreifen? Lesen Sie dazu unser Interview mit einer Gewaltforscherin.

Über «Das war richtig wichtig»

Was hat die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher gemacht? Und wo gings eher rückwärts? Wo weiterlesen, wenn Sie es genauer wissen möchten? Wir liefern Ihnen immer freitagmittags drei bis vier wirklich wichtige Nachrichten – kompakt, verständlich und mit Haltung aufgeschrieben. Auch als E-Mail abonnierbar.

Ozempic und Co.: Die Schweiz ist Spritzenreiterin

Darum gehts: Eine neue Studie kam diese Woche zum Schluss: Nirgendwo kommen mehr Abnehmspritzen wie Wegovy, Saxenda oder Ozempic zum Einsatz als in der Schweiz. Sie liegt sogar vor den USA. Der Grund dafür scheint laut der Studienautorin vor allem: Anders als in vielen Ländern übernimmt in der Schweiz die Grundversicherung unter gewissen Umständen die Kosten für diese Medikamente. 

Warum das wichtig ist: Die Studie hat hierzulande eine Kostendebatte ausgelöst. Denn die Spritzen sind relativ teuer – etwa 190 Franken pro Monat kostet die Behandlung. Philomena Colatrella, die Chefin der Versicherung CSS, warnte diese Woche in den Zeitungen des Tamedia-Verlags, die Abnehmspritzen würden die Krankenkassen nächstes Jahr mehrere Hundert Millionen Franken kosten. Sie fordert nun, dass bei Medikamenten, die so häufig verkauft werden, die Preise mit den Verkaufsmengen sinken müssen.

Das sagt der Beobachter: Ob der Run auf diese Spritzen tatsächlich zur Belastung für die Gesundheitskosten wird, bleibt abzuwarten. Denn vergütet werden sie in der Schweiz nur bei Patienten, die schwer übergewichtig sind oder bereits eine Folgeerkrankung – etwa Diabetes – haben. Die Behandlung solcher Patientinnen mit Übergewicht und Folgeerkrankungen kostet unser Gesundheitssystem weit mehr als die Abnehmspritzen: 3,6 bis 5,2 Milliarden Franken, das haben Forschende letzte Woche berechnet. Wenn Wegovy und Co. diese Kosten langfristig senken, könnten sie also auch positive Effekte auf die Gesundheitskosten haben. Wie die Spritzen eigentlich funktionieren, erklärt der Beobachter hier:

E-Autos: Der Bund baut Schnellladestationen auf Raststätten

Darum gehts: Bis 2030 soll es an 100 Raststätten entlang der Nationalstrasse eine Schnellladestation für E-Autos geben. Das hat das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) Anfang Woche angekündigt. Mit dem Projekt will man zur Reduktion von Emissionen im Strassenverkehr beitragen.

Warum das wichtig ist: Eine Umfrage aus dem Jahr 2023 zeigt, dass rund 70 Prozent der Schweizer Bevölkerung kein E-Auto kaufen wollen. Die Hauptgründe dafür: Sorgen um eine zu geringe Reichweite der Elektroautos und fehlende Lademöglichkeiten – sowohl zu Hause als auch an öffentlichen Tankstellen. Der Branchenverband für Elektromobilität kritisierte 2023 gegenüber dem «Blick», dass der Bund zu wenig zur Förderung von E-Mobilität tut. Mit diesem Projekt soll sich das nun ändern.

Das sagt der Beobachter: Der Strassenverkehr ist für 41 Prozent der CO2-Emissionen der Schweiz verantwortlich. Wenn die Schweiz ihre Klimaziele erreichen will, müssen diese massiv sinken. Elektroautos werden dabei eine entscheidende Rolle spielen, denn sie sind über die gesamte Lebensdauer klar ökologischer als Verbrenner. Aktuell sind aber nur 3,5 Prozent der Autos auf Schweizer Strassen rein elektrisch. Damit die Schweizer Bevölkerung zum Kauf von E-Autos motiviert wird, ist der Ausbau des öffentlichen Netzes an Ladestationen also dringend nötig.

Geschrieben haben diesen Überblick diesmal Riana Engeli, Oliver Fuchs, Andri Gigerl und Jasmine Helbling.

Bis nächste Woche. Wir bleiben für Sie dran.