Liebe Leserinnen und Leser

Willkommen zu «Das war richtig wichtig». Hier ordnen wir immer freitags die wichtigsten Nachrichten der vergangenen Woche für Sie ein. 

Diesmal:

  • Klimawandel: Gletscher schmelzen trotz Rekordschnee weiter
  • Dritte Gewalt: Richter wollen sich von Parteizwang lösen
  • Schweiz–Europa: Initianten wollen absolute Schweizer Unabhängigkeit von der EU 

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Das Zitat der Woche

Wenn Sie irgendwann im Leben mal Statistik büffeln mussten, dann wissen Sie: Korrelation ist nicht Kausalität. Beispiel: Wenn in Amerika mehr Glace gegessen wird, kommt es auch nachweislich zu mehr Gewaltdelikten. Trotzdem hat wohl nicht die Stracciatella die Menschen aggressiver gemacht, sondern eher die Hitze. Die Fussnote sollte man sich dazudenken, wenn man liest, was Forscher der Uni Freiburg diese Woche verkündet haben: Vollzeitangestellte erkranken häufiger an Krebs!

«Angesichts dieser Ergebnisse stellt sich die Frage, wie viel Erwerbsarbeit in welcher Form gesund ist.» – Schweizerischer Nationalfonds, SNF

Die vom SNF geförderte Studie zeigt zum Beispiel, dass vollzeitlich in Erwerbsarbeit angestellte Frauen ein deutlich höheres Krebsrisiko haben als Frauen, die Vollzeit Haushalt und Kinder betreuen. Die Forscher haben für ihre Auswertung die Berufslaufbahn von rund 12’500 Frauen und Männern in 14 europäischen Ländern untersucht. Ists der Pendelstress? Die dicke Luft im Büro? Man weiss es nicht. Hier ein paar Tipps, die also Ihre Gesundheit vielleicht nicht schonen werden, aber sicher Ihre Nerven. 

Klimawandel: Gletscher schmelzen trotz Rekordschnee weite

Darum gehts: 2024 sind die Gletscher in der Schweiz wieder stark geschmolzen. Das verkündete die Schweizerische Kommission für Kryosphärenbeobachtung (SKK) am Dienstag. Ganze 1,2 Milliarden Kubikmeter Eis verloren die Gletscher – eine Einbusse von 2,5 Prozent. Eigentlich gab es im Frühsommer einen Hoffnungsschimmer für die stark schmelzenden Alpengletscher. Rekordhohe Schneemengen in der Höhe hatten für ein sattes Polster auf dem Eis gesorgt. Doch Saharastaub und heisse Temperaturen im Juli und August liessen die Hoffnung wortwörtlich dahinschmelzen

Warum das wichtig ist: Nach den Extremjahren 2022 und 2023 ist weiterhin keine Entspannung in Sicht. Damals verloren die Schweizer Gletscher in zwei Jahren insgesamt 5,4 Milliarden Kubikmeter Eis. Der Grund waren geringe Niederschläge im Winter und Rekordtemperaturen im Sommer. Seit dem Jahr 2000 sind die Gletscher damit um einen Drittel geschrumpft – bis Ende Jahrhundert dürften nur noch 200 bis 300 von einstmals 1400 Gletschern übrig bleiben.

Das sagt der Beobachter: Der Grund für die Gletscherschmelze ist einfach: Seit der vorindustriellen Zeit ist die Temperatur in der Schweiz um zwei Grad gestiegen – das Doppelte des weltweiten Durchschnitts. Die Alpen sind besonders stark von der Erwärmung betroffen. Für die Gletscher ist die Rechnung einfach: Höhere Temperaturen lassen sie unaufhörlich schmelzen. Zuletzt waren die Gletscher im Jahr 2001 ein bisschen gewachsen. Die Folgen: Eine wichtige Wasserreserve für den Sommer wird immer kleiner, gleichzeitig steigt das Risiko für Murgänge und Überschwemmungen.

Über «Das war richtig wichtig»

Was hat die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher gemacht? Und wo gings eher rückwärts? Wo weiterlesen, wenn Sie es genauer wissen möchten? Wir liefern Ihnen immer freitagmittags drei bis vier wirklich wichtige Nachrichten – kompakt, verständlich und mit Haltung aufgeschrieben. Auch als E-Mail abonnierbar.

Dritte Gewalt: Richter wollen sich von Parteizwang lösen

Darum gehts: Eine Mehrheit der Schweizer Richterinnen und Richter will die Justiz von der Politik entflechten. Dies ergab eine Umfrage der Schweizerischen Vereinigung der Richterinnen und Richter, an der 935 Richter teilnahmen. 

Warum das wichtig ist: Eine überwiegende Mehrheit der Richterinnen und Richter sieht die Wahrnehmung ihrer Unabhängigkeit in der Öffentlichkeit als gefährdet an. Denn die meisten kamen zu ihrem Job, weil sie von einer Partei empfohlen wurden und dafür jährlich einen Beitrag an die Partei zahlen – meist bis zu 10’000 Franken, in einzelnen Fällen gar mehr. In ihrer subjektiven Wahrnehmung beeinflussen diese Zahlungen ihre richterliche Unabhängigkeit nicht. Trotzdem würden sich die meisten um ihre Wiederwahl sorgen, wenn sie die Abgabe nicht zahlen würden. Und immerhin 40 Prozent gaben an, bei einem Entscheid von politischer Brisanz und öffentlichem Interesse kurz vor einer Wiederwahl ihre Unabhängigkeit in Bedrängnis zu sehen. 

Das sagt der Beobachter: Die Umfrageergebnisse unter den Richterinnen und Richtern lassen aufhorchen. Denn sie zeigen, dass heute die Parteizugehörigkeit und der jährliche Obolus an die Basis als wichtiger beurteilt wird als die sachliche Beurteilung der Fähigkeiten der Kandidaten. Es ist noch nicht allzu lange her, da scheiterte die Justiz-Initiative im November 2021 mit fast 70 Prozent Nein-Stimmen an der Urne. Sie hatte die Ernennung von Bundesrichterinnen und -richtern per Losverfahren verlangt. Beobachter-Chefredaktor Dominique Strebel kommentierte damals: «Was wir alle brauchen, wenn wir vor Gericht stehen: Richterinnen und Richter, die unseren Lebenshintergrund verstehen, deshalb muss nicht nur die fachliche, sondern auch die persönliche Eignung der Kandidatinnen angeschaut werden.»

Schweiz–Europa: Initianten wollen absolute Schweizer Unabhängigkeit von der EU

Darum gehts: Volk und Kantone sollen bei Verträgen mit der EU abschliessend mitreden können. Das fordert eine neue Initiative, welche die Mitglieder von «Kompass Europa» am Dienstag lanciert haben. Unter den Initianten sind auch bekannte Gesichter aus Sport und Kultur wie der Skifahrer Berhard Russi und Fernseh-Talker Kurt Aeschbacher.

Warum das wichtig ist: Aktuell verhandelt die Schweiz mit der EU über ihre Beziehung. Es ist der x-te Anlauf, die löchrigen, komplizierten und unflexiblen Vertragsbeziehungen auf eine verlässlichere Basis zu stellen. Dem Vernehmen nach sei man sich unterdessen auch einig, wie und wann genau die Schweiz neue EU-Gesetze übernimmt, ohne dass die beiden jedes Mal von neuem verhandeln müssen. Das ist einer der grössten Knackpunkte in den Beziehungen – und genau da setzt die Initiative an. Zwar kommt sie zu spät, um die Verhandlungen zu beeinflussen. Sollte die Initiative aber dereinst durchkommen, ginge das Hickhack mehr oder weniger wieder von vorne los.

Das sagt der Beobachter: Dreieinhalb Jahre ist es her, seit der Bundesrat die Verhandlungen zum sogenannten Rahmenabkommen abbrach. Klappt es diesmal? Ende Jahr wissen wir mehr. Aber warum ist das alles eigentlich so kompliziert – und vor allem: Warum so emotional? Dieser Erklärtext ist zwar schon in die Jahre gekommen, aber Sie finden darin alle wichtigen Punkte verständlich, konkret und ohne Fachchinesisch erklärt:

Geschrieben haben diesen Überblick diesmal Oliver Fuchs, Chantal Hebeisen und Florian Wüstholz.

Bis nächste Woche. Wir bleiben für Sie dran.