Das war diese Woche richtig wichtig
Wurde die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher? Und wo gings rückwärts? Der Überblick des Beobachters für die Woche vom 28. Oktober 2024.
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Das Zitat der Woche
In drei Wochen ist wieder Abstimmungssonntag. Und aus dem Anlass zitieren wir uns für einmal selbst. Beziehungsweise unseren geschätzten Beobachter-Kollegen Gian Signorell. Er beschäftigt sich seit Jahren mit den Fein- und Gemeinheiten des Schweizer Gesundheitssystems. Und so auch damit, was die sogenannte Efas-Reform bringen würde, die am 24. November zur Abstimmung steht. Fazit:
«Es geht lediglich um die Frage, wie viel Geld künftig aus dem Prämientopf und wie viel aus dem Steuertopf genommen wird. Das soll ‹die wichtigste Reform› sein?» – Gian Signorell, Beobachter-Redaktor
Für die drängendsten Probleme im Gesundheitswesen biete die Vorlage keine überzeugende Lösung. Für die Kosten leider schon gar nicht. Was die Vorlage im Detail ändern würde – und warum Signorell sie als «verunglückt» einschätzt, lesen Sie hier.
US-Wahl: Bundesrat Rösti tendiert zu Trump – hat er recht?
Darum gehts: Kommende Woche entscheiden sich die Amerikaner: Harris oder Trump. An einer Veranstaltung zu einem ganz anderen Thema – Autobahnausbau in der Schweiz – hat Albert Rösti gesagt, er tendiere zu Trump: «Er ist der einzige Präsident gewesen, der die USA während vier Jahren in keinen Krieg geführt hat.» Allerdings hadere er mit Trumps Art. Und was er zum Teil «herauslasse», gefalle ihm nicht.
Warum das wichtig ist: Es ist ziemlich ungewöhnlich, dass sich Schweizer Regierungsmitglieder vor einer Wahl so offen äussern. Unterstützung erhält er von SVP-Parteipräsident Marcel Dettling, der festhält, die Schweiz habe «mit den Republikanern bessere Erfahrungen gemacht». Tatsächlich sagen beide nichts sonderlich Kontroverses – auch viele amerikanische Wähler denken heute nostalgisch zurück an Trumps brummende Wirtschaft und die Zeit vor den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten.
Das sagt der Beobachter: Rösti und Dettling könnten nach einem Trump-Sieg ihre Meinung ziemlich schnell ändern. Ein zentrales Wahlversprechen von Trump ist es, hohe Importtarife einzuführen. Und das dürfte gemäss der Konjunkturforschungsstelle (KOF) in der Schweiz direkte und unangenehme Auswirkungen haben. Egal, wer gewinnt: Die vielen Krisen auf der Welt werden sich nicht von heute auf morgen in Luft auflösen. Ein paar Tipps, damit umzugehen:
⇒ Jetzt lesen: Was tun, wenn alles einfach nur noch besorgniserregend ist?
Über «Das war richtig wichtig»
Was hat die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher gemacht? Und wo gings eher rückwärts? Wo weiterlesen, wenn Sie es genauer wissen möchten? Wir liefern Ihnen immer freitagmittags drei bis vier wirklich wichtige Nachrichten – kompakt, verständlich und mit Haltung aufgeschrieben. Auch als E-Mail abonnierbar.
Kampf gegen Discounter: Migros senkt die Preise
Darum gehts: Die Migros will bis nächstes Jahr die Preise von 1000 Produkten senken. Es solle keinen Grund mehr geben, zum Discounter zu gehen. Angefangen wird bei Früchten und Gemüse, später sollen Fleisch, Fisch und Convenience-Artikel folgen. Günstiger werden Produkte aller Linien, von M-Budget bis Bio. Betroffene Produkte werden mit einem gelben Sticker mit der Aufschrift «Tiefpreis» gekennzeichnet.
Warum das wichtig ist: Billig boomt – auch in der Schweiz. Discounter breiten sich aus, eröffnen Filialen an prominenten Lagen. Mit der Corona-Pandemie, der Inflation sowie steigenden Krankenkassenprämien und Energiepreisen legten die Billigläden in den letzten Jahren ordentlich zu. Aldi Suisse, Lidl Schweiz und Denner waren die klaren Gewinner dieser Entwicklung. Um mitzuhalten, senken Migros und Coop schon seit längerem die Preise. Nun steigt Migros noch aggressiver in den Preiskrieg ein.
Das sagt der Beobachter: Erfahren Sie mehr über den Preiskampf der Detailhändler – auch beim Bio-Segment:
⇒ Jetzt lesen: Billig boomt – auch bei Bioprodukten
Verschuldung: Steuern und Prämien treiben viele in den Zahlungsrückstand
Darum gehts: Das Bundesamt für Statistik veröffentlichte diese Woche neue Ergebnisse zu den Schulden der Schweizer Wohnbevölkerung. Demnach hatten im Jahr 2022 rund 40 Prozent der Bevölkerung irgendeine Art von Schulden. 12,1 Prozent der Bevölkerung lebten in einem Haushalt mit mindestens einem Zahlungsrückstand.
Warum das wichtig ist: Besonders stark von Zahlungsrückständen betroffen waren die einkommensschwächsten Haushalte. Fast ein Fünftel der Menschen in einem Einelternhaushalt konnte Rechnungen aus finanziellen Gründen nicht rechtzeitig begleichen. Allgemein hatten Schweizer am meisten Mühe damit, ihre Steuern und Krankenkassenprämien rechtzeitig zu zahlen. Mit den steigenden Prämienkosten wird sich dieser Trend in naher Zukunft wohl fortsetzen. Steigende Kosten und die Inflation wirken sich auch darauf aus, wofür Kredite aufgenommen werden. So nahm das ärmste Fünftel der Bevölkerung vor allem Schulden auf, um Ausgaben des täglichen Bedarfs zu finanzieren oder andere Kredite zu begleichen.
Das sagt der Beobachter: Die Inflationswelle flacht zwar ab. Sie hat aber in den letzten zwei Jahren viele Menschen in der Schweiz hart getroffen. Wer sich vorher knapp über Wasser halten konnte, droht nun in die Armut abzurutschen. Erfahren Sie mehr über die Gründe und wie die Betroffenen damit umgehen:
⇒ Jetzt lesen: Wenn die Rechnung nicht mehr aufgeht
Geschrieben haben diesen Überblick diesmal Caroline Freigang, Oliver Fuchs und Alexander Lüthi.
Bis nächste Woche. Wir bleiben für Sie dran.
1 Kommentar
Trump: Eine gute Nachricht für die Schweiz, für den Frieden, für die Freiheit
Niemand kennt die Zukunft, aber wenn wir die Vergangenheit zum Massstab für eine erfahrungsgesättigte Prognose nehmen, dann stellen wir zweifelsfrei fest: Republikanische Administrationen waren der Schweiz und ihrem urdemokratischen Eigenwillen immer wohlgesonnener als demokratische. Die massivsten Angriffe auf unseren souveränen Staat kamen in den letzten Jahrzehnten von den Demokraten.