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Willkommen zu «Das war richtig wichtig». Hier ordnen wir immer freitags die wichtigsten Nachrichten der vergangenen Woche für Sie ein.

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Anrede

Das Zitat der Woche

Im Sommer 2017 geschah bei Bondo in Graubünden die Katastrophe. Acht Menschen verloren bei einem Bergsturz ihr Leben. Vor gut einem Monat machte der Beobachter ein unabhängiges Gutachten publik. Die kurze, aber brisante Bilanz lautet:

«Ein inakzeptables Risiko.» – Gutachten zuhanden der Bündner Staatsanwaltschaft

Der Bergsturz, schreibt der unabhängige Gutachter, habe sich «durch zahlreiche Vorboten angekündigt». Die Wanderwege im Bondascatal hätten darum vorsorglich gesperrt werden müssen. Das Gutachten hatten Angehörige vor Gericht erkämpft – unterstützt durch öffentlichen Druck des Beobachters. Diese Woche hat die Staatsanwaltschaft nun eine Strafuntersuchung gegen fünf in die Gefahreneinschätzung involvierte Personen eröffnet. Der Verdacht lautet auf «mehrfache fahrlässige Tötung».

Gesundheit der Schweiz: Wir schlafen schlechter und nehmen mehr Schmerzmittel

Darum gehts: Am Montag hat das Bundesamt für Statistik (BFS) die Ergebnisse der Gesundheitsbefragung für das Jahr 2022 veröffentlicht. Sie zeigt, dass die psychische Belastung bei vielen zugenommen hat – besonders bei jungen Frauen. Und immer mehr Menschen nehmen Medikamente ein. Trotzdem: Die Schweizer Bevölkerung fühlt sich mehrheitlich gesund und glücklich.

Warum das wichtig ist: Das BFS befragt die Bevölkerung seit 1992 alle fünf Jahre zu ihrer Gesundheit. Und das Ergebnis der neusten Befragung ist etwas paradox. Die Befragten fühlen sich unter dem Strich zwar gleich gesund wie damals – sie nehmen aber mehr Medikamente, schlafen schlechter, sind gestresster und haben öfter Schmerzen. 

Das sagt der Beobachter: Greifen Menschen heute schneller zu Medikamenten, obwohl sich das allgemeine Befinden eigentlich nicht verschlechtert hat? Oder geht es uns gleich gut wie früher, aber nur weil wir mehr Medikamente nehmen? Die Zahlen geben keine Antwort. Auffallend ist aber: Der Konsum von Schmerzmitteln hat sich seit 1992 mehr als verdoppelt. Während diese Medikamente für viele Menschen harmlos sind, haben einige davon ein hohes Suchtpotenzial.

⇒ Jetzt lesen: Plötzlich war er süchtig

Über «Das war richtig wichtig»

Was hat die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher gemacht? Und wo gings eher rückwärts? Wo weiterlesen, wenn Sie es genauer wissen möchten? Wir liefern Ihnen immer freitagmittags drei bis vier wirklich wichtige Nachrichten – kompakt, verständlich und mit Haltung aufgeschrieben. Auch als E-Mail abonnierbar.

Urteil zur Gleichstellung: Gericht stärkt Arbeitnehmerinnen im Kampf gegen Diskriminierung

Darum gehts: Die Ärztin Natalie Urwyler erzielte vor Gericht einen weiteren Erfolg. Dass ihr früherer Arbeitgeber, das Inselspital Bern, sie diskriminiert hatte, ist bereits länger gerichtlich bestätigt. Nun hielt das Regionalgericht Bern-Mittelland in einem Zwischenentscheid fest: Urwyler sei zu Unrecht nicht befördert worden – und habe darum weniger Honorar aus dem privatärztlichen Pool erhalten. Auch das sei diskriminierend gewesen. 

Warum das wichtig ist: Gleichstellungsexpertin Zita Küng sagt gegenüber dem «Tages-Anzeiger», dass der Entscheid Wirkung über den konkreten Fall hinaus habe. Unternehmen müssten nun erklären können, wie Beförderungen zustande kommen. Dies dürfe nicht diskriminierend sein. Zudem sagt Urwylers Anwalt, dass damit weitere Ansprüche begründet werden können: etwa auf Schadenersatz und Genugtuung für die Auswirkungen der Kündigung auf Urwylers Karriere.

Das sagt der Beobachter: «Das Urteil kann in der Praxis einen positiven Effekt für die Gleichstellung haben», sagt Beobachter-Rechtsexperte Thomas Oechsle. Wer geschlechtsspezifische Diskriminierung einklagen wolle, habe aber nach wie vor hohe Hürden zu überwinden. Urwyler erhielt 2018 den Prix Courage des Beobachters – für ihren Kampf gegen die Benachteiligung von Frauen im Arbeitsleben.

Tabakgesetz: Die Lobby kommt durch die Hintertür

Darum gehts: Derzeit arbeitet das Parlament am neuen Tabakwerbeverbot. Im Februar 2022 sprach sich die Bevölkerung für mehr Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung aus. Doch nun rügt ein Gutachten den Ständerat: Der Vorschlag für die Umsetzung des Verbots sei «nicht verfassungskonform».

Warum das wichtig ist: Mit dem neuen Gesetz wollte der Bundesrat unter anderem verbieten, dass Tabakprodukte «durch mobiles Verkaufspersonal an öffentlich zugänglichen Orten, die von Minderjährigen besucht werden können», angeboten werden dürfen. Doch der Ständerat beschloss in der Herbstsession, diesen Passus zu streichen. Das wird im Gutachten kritisiert. Der vom Volk angenommene Verfassungsartikel sehe vor, dass jegliche Art von Werbung, die Minderjährige erreicht, verboten sei.

Das sagt der Beobachter: Der Verdacht steht im Raum, dass der Verband Swiss Cigarette und die Tabakmultis Japan Tobacco International und British American Tobacco indirekt am Gesetzesentwurf mitgearbeitet haben. In diesem finden sich nämlich Formulierungen, die praktisch identisch mit denjenigen in dem Papier sind, das die Tabakkonzerne im Vernehmlassungsverfahren eingereicht hatten.

Korruption: Die Schweiz bleibt relativ sauber – macht aber auch nicht vorwärts

Darum gehts: Transparency International hat diese Woche die alljährliche Rangliste zur Korruption veröffentlicht. Die Schweiz belegt demnach weltweit den sechsten Rang – hinter Ländern wie Norwegen oder Dänemark. Handlungsbedarf sieht die Organisation trotzdem, da die Schweiz nur 82 von 100 möglichen Punkten bekomme.

Warum das wichtig ist: Die Rangliste von Transparency gilt als sehr fundiert und seriös. Sie konzentriert sich aber auf die Korruption im öffentlichen Bereich. Also etwa darauf, ob sich Politikerinnen schmieren lassen oder Beamte ihre Bekannten oder Freunde bei der Vergabe von Aufträgen bevorzugen. Probleme wie Geldwäscherei, Bereicherung am Arbeitsplatz oder Staatsanwälte, die kriminelle Unternehmen mit Samthandschuhen anfassen, berücksichtigt der Index nicht. Doch gerade dort, sagt die Anti-Korruptions-Organisation, hätte die Schweiz eigentlich viele Mängel zu beheben.

Das sagt der Beobachter: Wie wird man eigentlich korrupt? Muss man dazu ein schlechter Mensch sein – oder wartet in den meisten von uns tief drin ein Dieb nur auf die richtige Gelegenheit? Darüber haben wir mit Alexander Schuchter gesprochen. Er forscht und lehrt an der Universität St. Gallen zu Wirtschaftskriminalität. Und wer uns auf einen möglichen Korruptionsfall hinweisen möchte, kann das sicher und anonym tun über www.sichermelden.ch.

Geschrieben haben diesen Überblick diesmal Oliver Fuchs, Antonella Nagel und Sarah Serafini.

Bis nächste Woche. Wir bleiben für Sie dran.