Renten, Mpox, 9 Millionen
Wurde die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher? Und wo gings rückwärts? Der Nachrichtenüberblick des Beobachters für die Woche vom 19. August 2024.
Liebe Leserinnen und Leser
Willkommen zu «Richtig wichtig». Hier ordnen wir immer freitags die wichtigsten Nachrichten der vergangenen Woche für Sie ein. Es sind diesmal mehr als gewohnt, denn gerade tagt das Parlament zur Sommersession. Wir haben Ihnen am Schluss dieses Überblicks eine Handvoll weiterer wichtiger Nachrichten aufgelistet.
Diesmal:
- Geld im Alter: Rentenguthaben sind stark gesunken
- Autoversicherung: Junge Ausländer zahlen viel mehr als Schweizer
- Mpox-Virus: Die Schweiz hortet Impfstoff, den Afrika bräuchte
Aber zuerst:
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Das Zitat der Woche
Die Schweiz zählt fast neun Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. An Silvester 2023 hätten nur noch rund 40’000 Personen bis dahin gefehlt, teilte das Bundesamt für Statistik (BFS) diese Woche mit. Das Amt geht nicht davon aus, dass sich das Wachstum dieses Jahr markant verlangsamt. Mehr noch:
«Seit Anfang der 1960er-Jahre hat es nie mehr eine so hohe Wachstumsrate gegeben» – Johanna Probst, BFS
Die Einwanderungen seien gegenüber 2022 deutlich höher gelegen, was hauptsächlich mit Geflüchteten aus der Ukraine zusammenhänge. Vor einem Jahr haben wir uns im Beobachter nach Konzepten und Ideen umgesehen, wie die Schweiz dieses rasante Wachstum ohne ernste gesellschaftliche Verwerfungen stemmen könnte.
⇒ Jetzt lesen: Wir werden immer mehr – was heisst das?
Geld im Alter: Rentenguthaben sind stark gesunken
Darum gehts: In den letzten 20 Jahren sind die Renten für Menschen, die bald pensioniert werden, um einen Fünftel geschrumpft. Das zeigt eine Auswertung des Vermögenszentrums VZ.
Warum das wichtig ist: Bald-Pensionierte erhalten heute gemäss der BZ-Auswertung jedes Jahr rund 15’000 Franken weniger Rente als noch 2002. Die erste Säule, die AHV, wurde in dieser Zeit zwar gestärkt – dafür hätten Pensionskassen ihre Verzinsung und ihre Umwandlungssätze insgesamt gesenkt. Grund dafür ist die steigende Lebenserwartung, schreibt die «Handelszeitung». Das treffe besonders Erwerbstätige mit mittleren und hohen Einkommen.
Das sagt der Beobachter: In einem Monat steht die Reform der beruflichen Vorsorge zur Abstimmung. Erste Umfragen deuten auf ein knappes Resultat. Die Reform zielt darauf ab, Wenigverdiener und Teilzeitbeschäftigte besser abzusichern und die Finanzierung solider zu machen. Wie das im Detail funktionieren soll, erklären wir hier. Ausserdem haben wir diese Woche einen Onlinerechner veröffentlicht, mit dem Sie in drei Minuten prüfen können, ob Sie eine gute Kasse haben – oder vielleicht besser den Job wechseln sollten.
⇒ Jetzt rechnen: PK-Check – Wie gut ist Ihre Altersvorsorge?
Über «Das war richtig wichtig»
Was hat die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher gemacht? Und wo gings eher rückwärts? Wo weiterlesen, wenn Sie es genauer wissen möchten? Wir liefern Ihnen immer freitagmittags drei bis vier wirklich wichtige Nachrichten – kompakt, verständlich und mit Haltung aufgeschrieben. Auch als E-Mail abonnierbar.
Autoversicherung: Junge Ausländer zahlen viel mehr als Schweizer
Darum gehts: Autoversicherer verlangen von jungen Lenkern ohne Schweizer Pass teils massiv mehr Prämien als bei Schweizern. Dies geht aus einer Analyse des Vergleichsdienstes Comparis hervor.
Warum das wichtig ist: Wie Comparis diese Woche bekannt machte, zahlen Junglenker aus dem Kosovo, aus Nordmazedonien und der Türkei bis zu 74,4 Prozent mehr, wenn sie einen Mercedes-Benz GLC fahren. Auch 42-Jährige aus diesen Ländern, die einen VW Golf fahren, müssen gemäss der Analyse über 460 Franken mehr zahlen als gleichaltrige Schweizer Lenker.
Das sagt der Beobachter: Laut einem Mobilitätsexperten bei Comparis sei die Nationalität ein wichtiges Kriterium, um die Wahrscheinlichkeit eines Schadenfalls zu berechnen. «Auch wenn es unfair erscheint», so der Experte. Entsprechend fallen die Prämien bei bestimmten Fahrzeugtypen besonders hoch aus. Es gibt allerdings ein paar Tricks, mit denen man die Versicherungskosten tief halten kann. Worauf Sie vor dem Abschluss einer neuen Police achten sollten, lesen Sie hier:
⇒ Jetzt lesen: Was alles beeinflusst die Höhe der Prämien?
Mpox-Virus: Die Schweiz hortet Impfstoff, den Afrika bräuchte
Darum gehts: 2022 breitete sich die Viruserkrankung Mpox (ehemals Affenpocken) weltweit aus, auch in der Schweiz kam es zu 551 Ansteckungen. Vor einer Woche wurde in mehreren afrikanischen Ländern die höchste Alarmstufe ausgerufen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert ihre Mitgliedsländer dazu auf, Impfstoffvorräte an die betroffenen Regionen zu verteilen. Doch die Schweiz winkt ab.
Warum das wichtig ist: Die WHO befürchtet eine erneute internationale Welle. Besonders betroffen seien Männer, die Sex mit Männern haben, und trans Personen mit wechselnden männlichen Sexualpartnern. Neben einem Hautausschlag kann es zu Grippesymptomen wie Fieber, Schüttelfrost oder Halsschmerzen kommen. Impfdosen würden dabei helfen, die schnelle Ausbreitung zu stoppen. Trotzdem will das Bundesamt für Gesundheit (BAG) vorerst keine Impfstoffe ins Ausland schicken.
Das sagt der Beobachter: In diesem Jahr wurden erst 20 Schweizer Fälle gemeldet, die Situation ist stabil. Von den 40’000 vorhandenen Impfdosen wurden 13’000 verabreicht, zwei Drittel sind also noch vorhanden. Was mit ihnen geschieht? Abwarten – nur hoffentlich nicht zu lange. Wir erinnern uns: Vor zwei Jahren wurde Moderna-Impfstoff im mutmasslichen Wert von 280 Millionen Franken entsorgt, weil das Ablaufdatum überschritten war:
⇒ Jetzt lesen: Bund muss 10 Millionen Impfdosen vernichten
Zum Schluss ein kleines Update zum Nachrichtenüberblick von letzter Woche. Darin hatten wir vermeldet, wie die Schweizer derzeit mit Engpässen bei Medikamenten kämpft. Am Donnerstag hat der Bund neue Massnahmen bekannt gegeben, um sie zu entschärfen. Die Details dazu – und was Sie tun können, wenn Ihr Medikament nicht lieferbar ist – lesen Sie hier.
Geschrieben haben diesen Überblick diesmal Oliver Fuchs, Chantal Hebeisen und Jasmine Helbling.
Bis nächste Woche. Wir bleiben für Sie dran.