Legal, aber nicht unbedingt nachhaltig
Was in der EU schon lange gilt, ist seit dem 1. März auch in der Schweiz vorgeschrieben: Verkaufter Fisch muss zwingend aus legalem Fang stammen. Unbedenklich konsumiert werden kann er trotzdem nicht.
aktualisiert am 3. März 2017 - 14:09 Uhr
Schweizer essen gerne Fisch und Meeresfrüchte – dies zeigt das stetig wachsende Sortiment der Detailhändler. Bis vor kurzem konnte ausser bei zertifizierten Produkten nicht garantiert werden, dass der gekaufte Fisch auch aus einer rechtlich einwandfreien Quelle stammt. Beim illegalen und nicht-dokumentierten Fischfang wird beispielsweise ohne Erlaubnis gefischt, Fangzeiten oder Schutzzonen werden ignoriert oder Fänge werden den Aufsichtsbehörden nicht gemeldet.
Fachleute schätzen, dass bis zu 30 Prozent der globalen Fänge illegaler Art sind. Darum hat die EU im Jahr 2010 eine entsprechende Verordnung erlassen. Seit dem 1. März 2017 dürfen nun auch hierzulande nur noch legale Meeresfischereierzeugnisse verkauft werden (Verordnung). Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) überprüft stichprobenartig, ob die Bestimmungen, Erhaltungsmassnahmen und Fangquoten der Exportländer eingehalten werden.
Laut Natur- und Umweltschutzverbänden ist die Verordnung ein Schritt in die richtige Richtung. Trotzdem lässt sie Lücken, sagt Corina Gyssler, Kommunikationsbeauftragte beim WWF.
Beobachter: Welche Fische und Meeresfrüchte landen in Schweizer Haushalten am häufigsten auf dem Teller?
Corina Gyssler: Laut den Angaben grosser Detailhändler sind dies Crevetten, Dorsch, Forelle, Lachs, Pangasius und Thunfisch. Circa 96 Prozent aller Fische und Meeresfrüchte werden importiert.
Beobachter: Konnten Konsumenten bisher nicht davon ausgehen, dass ihr Fisch legal gefangen wurde?
Gyssler: Leider nein – ausser, es war ein zertifizierter Fisch. In der EU besteht das entsprechende Gesetz seit 2010, die Schweiz hinkt aber hinterher. Das lässt sich vermutlich auch dadurch erklären, dass wir keine Meeresnation sind. Dennoch darf illegaler Fischfang auf keinen Fall unterstützt werden.
Beobachter: Und nun kann man Fisch bedenkenlos kaufen?
Gyssler: Ganz so einfach ist es nicht. Die neue Verordnung garantiert zwar einen gesetzlich korrekten Fang. Eine legal tätige Fischerei muss aber nicht zwingend Nachhaltigkeitskriterien erfüllen.
Beobachter: Was ist nachhaltiger Fischfang?
Gyssler: Nachhaltiger Fischfang ist, wenn nicht mehr Fisch aus dem Meer geholt wird, als natürlich nachwachsen kann. Wenn Schonzeiten eingehalten und ökologisch sensitive Gebiete geschont werden. Zu guter Letzt muss Beifang zwingend durch gezieltere Fanggeräte reduziert werden. Beifänge – darunter Schildkröten, Delfine oder Kleinwale – machen immerhin 40 Prozent des globalen Fischfangs aus!
Beobachter: Worauf können Konsumenten achten?
Gyssler: Momentan ist das blaue MSC-Siegel die beste Orientierungsmöglichkeit. Das Label für wild gefangenen Fisch steht für eine umweltverträglich bewirtschaftete Fischerei. Eine Alternative können Zuchtfische mit dem Bio-Label sein.
- Medienmitteilung des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV): www.admin.ch
- Überfischung der Ozeane – ein Faktenblatt des WWF: www.wwf.ch
- Welche Fische & Meeresfrüchte dürfen unbedenklich auf den Tisch, welche sollte man lieber meiden? www.wwf.ch