Teurere Hauswartskosten
Die Firma Livit will für Hauswartung 25 Prozent mehr Geld von Mietern verlangen – bei gleicher Leistung.
Veröffentlicht am 20. Dezember 2011 - 09:28 Uhr
Der Brief mit der Heiz- und Betriebskostenabrechnung empörte die mehreren Dutzend Mieter der Liegenschaften im Gebiet Fadmatt/Heidenkeller in Urdorf ZH: Die Immobilienverwalterin Livit Real Estate Management hatte die Kosten für Reinigung, Hauswartung und Gartenunterhalt mit einem Schlag um gut 33'000 auf 166'800 Franken erhöht. Einzelne Mieter sollten rund 400 Franken mehr bezahlen als im Vorjahr.
In einem Brief begründet Livit die Erhöhung mit der Auslagerung der Hauswartdienstleistungen an eine neue Firma – die Livit FM Services: «Die Firma trägt das volle Absenzenrisiko (Ferien-, Krankheits-, Unfalltage etc.). Dieser Aspekt und die Tatsache, dass keine ungelernten Arbeitskräfte eingestellt werden, wirken sich natürlich auch auf den Preis aus.» Gut für Swiss Life: Das Geld bleibt im Konzern. Denn die Livit FM Services ist genau wie die Livit Real Estate Management eine 100-prozentige Tochter des Versicherungsgiganten.
Trotz höheren Kosten profitieren die Mieter nicht von besserer Leistung: «An der Qualität des Hauswartungsdienstes hat sich überhaupt nichts geändert», sagt ein Mieter. Das erstaunt nicht: Die Hauswartung erledigen nach wie vor meist dieselben Personen, viele der ehemaligen Hauswarte wurden von der Livit FM übernommen.
Für Ruedi Spöndlin, Rechtsberater des Mieterverbands, ist klar: Die Mieter müssen nicht klein beigeben. Zwar dürfe die Livit FM mit Hinweis auf das Absenzenrisiko mehr verlangen, doch müsse dann die Livit Real Estate Management den Mietzins senken: «Vorher war das Absenzenrisiko durch den Nettomietzins abgegolten. Wenn diese Leistung nun nicht mehr abgedeckt ist, muss der Mietzins reduziert werden.»
Die Recherchen des Beobachters scheinen Bewegung in die Sache gebracht zu haben. Kurz vor Redaktionsschluss teilte die Livit den betroffenen Mietern mit, die Abrechnung sei in «einigen Punkten nicht korrekt». Aus diesem Grund habe sich die Livit entschieden, «die Abrechnung nochmals neu aufzubereiten».