Die Dos und Don’ts bei der Lohnverhandlung
Jeder dritte Schweizer Arbeitnehmende will dieses Jahr mehr Lohn verlangen, bei den Jungen sogar mehr als die Hälfte. Die drei wichtigsten Tipps, damit es klappt – und was man besser vermeiden sollte.
Veröffentlicht am 26. Juli 2023 - 16:27 Uhr
Hauptsache, ein Job – das war einmal. Mehr als jeder vierte Angestellte in der Schweiz will innerhalb des nächsten Jahres die Stelle wechseln . Jeder Vierte fordert eine Beförderung. Und fast vier von zehn fordern mehr Lohn. Das zeigt eine neue Studie des Beratungsunternehmens PwC, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet.
Gute Zeiten für gut Ausgebildete
Die Chancen stehen nicht schlecht. Der Arbeitsmarktexperte Matthias Mölleney sprach im Beobachter kürzlich von einem «Arbeitnehmer-Paradies» , zumindest für gut Qualifizierte. Die Jungen scheinen sich dieses Umstands bewusst zu sein. Aus der sogenannten Generation Z, den späten 1990er-Jahrgängen, wollen über 40 Prozent bald den Job wechseln, fast 50 Prozent in Kürze befördert werden, und 53 Prozent möchten mehr Lohn erhalten, zeigt die PwC-Studie.
Doch wie klappt es tatsächlich mit der Lohnerhöhung? In manchen Fällen handelt die Gewerkschaft höhere Löhne für eine ganze Branche aus. Oft führt aber kein Weg an einem individuellen Lohngespräch mit der Chefin vorbei.
Das sind die drei wichtigsten Tipps , die Sie dabei beachten sollten:
Man kann erst erfolgreich verhandeln, wenn man die Interessen der Gegenseite kennt. Arbeitgeber denken wirtschaftlich und zukunftsgerichtet. Wenn Sie also mehr Lohn wollen, verbinden Sie Ihre Leistung und Ihr Potenzial idealerweise mit einer konkreten Zahl. Diese Zahl ist das beste Argument und kann auch Richtwert für den Umfang der Lohnerhöhung sein. Zum Beispiel: «Mit meiner Arbeit trage ich wesentlich dazu bei, dass unser Team jedes Jahr drei grosse Aufträge einholt.»
Bereiten Sie sich auf das Lohngespräch vor, indem Sie sich unter anderem Folgendes überlegen:
- Wo und wie helfe ich meiner Firma, Geld einzusparen?
- Wo und wie optimiere ich die Prozesse?
- Wie halte ich das Team zusammen, so dass es weniger Kündigungen gibt?
Das sollten Sie vermeiden:
Keine guten Argumente sind solche, die sich nur auf die Vergangenheit beziehen, wie zum Beispiel: «Weil ich so viele Überstunden geleistet habe, habe ich mehr Lohn verdient.»
Jeder Zeitpunkt ist der richtige, um nach einer Lohnerhöhung zu fragen. So selbstverständlich, wie Vorgesetzte die Leistungen der Mitarbeitenden beurteilen, so selbstverständlich sollte es sein, sich über die gegenseitigen Lohnvorstellungen auszutauschen.
Es gibt Situationen, in denen eine Lohnanpassung geradezu auf der Hand liegt. Etwa eine Beförderung, nach der Sie mehr Verantwortung tragen. Und: Wer eine Weiterbildung macht, kann gewonnenes Wissen gewinnbringend für die Firma einsetzen.
Das sollten Sie vermeiden:
Der grösste Fehler ist, gar nie nach einer Lohnerhöhung zu fragen. Allerdings: Beim jährlichen Mitarbeitergespräch kann es schon zu spät sein. Viele Firmen haben ihre Budgets dann fix geschnürt. Sprechen Sie Vorgesetzte also besser schon früher darauf an.
Bereiten Sie sich gut auf das Lohngespräch vor – idealerweise so, dass Ihnen am Tag X der geforderte Betrag ganz selbstverständlich über die Lippen kommt. Begründen Sie Ihre Forderung möglichst kurz und klar. Sie sind Vertragspartner auf Augenhöhe und müssen sich nicht rechtfertigen.
Besser ist es, nach einer klaren Ansage auch einmal zu schweigen. Damit spielen Sie den Ball zurück und treten in einen Dialog. Sie geben der Gegenseite die Gelegenheit, auf Ihre Argumente einzugehen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen.
Das sollten Sie vermeiden:
Hartnäckiges Feilschen kommt bei der Lohnverhandlung in der Regel schlecht an. Welche Alternativen gibt es, wenn Ihnen die Firma kein höheres Salär anbieten kann? Auch Lohnnebenleistungen wie zum Beispiel ein Geschäftshandy, Mitarbeiterbeteiligungen oder Weiterbildungen können attraktive Alternativen sein. Seien Sie kreativ und machen Sie einen konkreten Vorschlag.