Promis, die nach Plastik fischen, Politikerinnen, die Bäume pflanzen. Wer etwas für die Umwelt tut, verbirgt das meistens nicht.

Anders ist es, wenn es darum geht, auf Fleisch zu verzichten. Zwar schont Tofu statt Steak nachweislich Umwelt und Klima. Sich damit exponieren – das wollen viele aber offenbar nicht. Das zeigt eine Studie der Uni Kassel in Deutschland.

Öffentlichkeit macht «Vegi» unattraktiver

Als Dankeschön, dass sie an einer Umfrage teilgenommen hatten, wurde 500 Studentinnen und Studenten ein Gutschein für ein Sandwich in Aussicht gestellt. Dabei konnten sie angeben, ob sie lieber ein Fleisch- oder ein Vegisandwich wollen.

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Eine Gruppe wurde zusätzlich informiert, dass Fleischessen negative Folgen fürs Klima hat. Diese entschied sich danach seltener für das Fleischsandwich als die Nichtinformierten. So weit, so erwartbar.

Eine andere Gruppe wurde nicht nur über die negativen Umweltfolgen von Fleisch informiert. Es hiess zudem, dass man die Wahl nachher laut vor den Mitstudierenden wiederholen solle. Der Effekt: Diese Gruppe wählte am seltensten die Vegivariante – und viele verzichteten gleich ganz aufs Sandwich.

«Im ersten Moment hat uns das Resultat überrascht», sagt Studienautorin Eva Weingärtner, Forscherin für Umwelt- und Verhaltensökonomik. Klima- und Umweltschutz seien vielen jungen Menschen wichtig. Und meist würden sie das auch offen zeigen.

Beim Thema Fleisch hingegen scheint es anders zu sein. «Viele möchten nicht als Moralapostel wahrgenommen werden, die mit ihrem Verhalten den anderen ein schlechtes Gewissen machen», sagt Forscherin Weingärtner. Andere könnten besorgt sein, ihre zur Schau gestellte Moral werde als aufgesetzt empfunden. «Essen gilt als etwas Persönliches und hat eine grosse kulturelle Bedeutung St. Galler Kalbsbratwurst Die wahre Wurst . Da scheint die Furcht gross zu sein, andere in irgendeiner Form zu bevormunden.»

Regeln für alle bewirken mehr

500 Studierende sind nicht repräsentativ. Trotzdem kann die Studie Hinweise an Behörden und Unternehmen geben. Die negativen Folgen des Fleischkonsums lassen sich nicht wegdiskutieren. Immer mehr Städte, Gemeinden und Unternehmen versuchen deshalb, ihre Angestellten zu einer weniger fleischlastigen Ernährung anzuregen. «Unsere Studie zeigt, dass Information hilft, Moral aber schnell kontraproduktiv wirkt», sagt Co-Autorin Astrid Dannenberg.

Wenn eine Kantine also den CO2-Ausstoss ihrer Menüs prominent anzeigt, kann das dazu führen, dass manche Gäste in eine andere Kantine ausweichen. Wenn man das Verhalten der Menschen ändern wolle, brauche es staatliche Regeln, sagt Dannenberg. «Wenn alle Kantinen und Restaurants den Klimaabdruck ihrer Menüs anzeigen müssen, können sich die Gäste dem nicht einfach entziehen.»