Warum die Schweiz bei Abnehmspritzen vorne liegt
Immer mehr Menschen verlieren Gewicht durch Abnehmspritzen. Hierzulande wird mehr nach ihnen gegriffen als anderswo. Warum ist das so?
Veröffentlicht am 16. Juli 2024 - 15:33 Uhr
43 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind übergewichtig, 12 Prozent sogar adipös oder fettleibig. Die neue Hoffnung im Kampf gegen Kilos sind Abnehmspritzen.
Nun zeigt eine aktuelle Studie: Die Schweiz ist im Vergleich zu den USA, Kanada oder Deutschland die Spitzenreiterin beim Einsatz der Medikamente.
Studienleiterin Kerstin Noëlle Vokinger ist Professorin für Recht und Medizin an der Universität Zürich. Ihr Team untersuchte verschiedene Präparate, darunter Saxenda.
Obwohl das Medikament in der Schweiz erst später als in den anderen Ländern eingeführt wurde, wird es hier mit Abstand am häufigsten verabreicht. Die Tagesdosen pro Kopf sind mehr als doppelt so hoch wie in Kanada und schlagen die beliebteste Abnehmspritze der USA, Wegovy. Ab 2020 kam es zu einem steilen Anstieg, der erst 2023 abflachte – vermutlich wegen Lieferengpässen.
Das sind die Gründe
Der hohe Schweizer Absatz lässt sich vor allem durch zwei Faktoren erklären:
- Krankenkasse bezahlt
In den USA, Kanada und Deutschland müssen Übergewichtige selbst für die Kosten aufkommen. In der Schweiz zahlt hingegen die Grundversicherung der Krankenkasse – allerdings nur, wenn strenge Kriterien erfüllt sind. So müssen Betroffene etwa stark übergewichtig sein und mindestens an einer gewichtsbedingten Erkrankung leiden. - Tiefere Kosten
In der Schweiz kostet Saxenda ungefähr 2000 Franken pro Person und Jahr – in den USA ist die Behandlung rund sechsmal teurer.
Vokinger sieht die Entwicklung positiv: «Im Vergleich zu den anderen Ländern ermöglicht unser System besser, dass diese Medikamente nur verschrieben werden, wenn sie medizinisch indiziert sind», sagt sie gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Auch Geringverdienende hätten in der Schweiz Zugang zum Medikament. So können langfristig Gesundheitskosten gespart werden.
Inzwischen wurde Saxenda als in der Schweiz beliebtestes Präparat abgelöst: Seit März 2024 bezahlt die Krankenkasse auch für Wegovy.
Wer hat Anspruch? Was sind die Nebenwirkungen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Präparat: