So nehmen Sie nicht zu
Wenig Bewegung, Langeweile und ein voller Kühlschrank: ein guter Zeitpunkt, um bessere Essgewohnheiten zu etablieren.
Veröffentlicht am 22. April 2020 - 14:35 Uhr
Es ist ein bisschen wie an Weihnachten. Der Kühlschrank ist voll, die Vorratsschränke quellen über – die Schweiz ist vorbereitet. Doch worauf? «Die meisten haben eingekauft, als würden sie auf eine anstrengende Bergwanderung gehen», sagt Ruth Ellenberger, Geschäftsführerin des Ernährungszentrums Zürich. Pasta, Kartoffeln, Mehl, Eier… vorbei die Zeiten, in denen Laktose der Feind und Gluten der Teufel war. Vorräte mussten her, und zwar kalorienreiche.
Das ist paradox, weil viele derzeit nur wenige Kalorien verbrennen. Wer im Homeoffice sitzt und sich weniger bewegt als üblich, braucht keine grösseren, sondern bedeutend kleinere Portionen – und am besten hochwertige.
Das heisst zum Beispiel Nahrungsfasern. «Wir sitzen viel. Der Darm wird träge, Verstopfung droht», sagt Ellenberger. Dem kann man vorbeugen, indem man Faserreiches wie Früchte , Gemüse, Vollkorn und Hülsenfrüchte isst.
Auch trinken sollte man noch mehr als sonst. Doch aufgepasst: Wer sich jedes Mal in der Küche ein Glas Wasser holt, kommt in Versuchung, gleich noch einen Snack zu verputzen. Die Ernährungsexpertin rät deshalb, eine Flasche mit Wasser griffbereit zu haben. «So behält man ausserdem den Überblick, wie viel man schon getrunken hat», sagt Ruth Ellenberger.
Homeoffice, Homeschooling, Routineverlust, Gesundheitssorgen, Zukunftsängste – all das kann zudem Stress verursachen. Diverse Studien belegen, dass chronischer Stress mehr Verlangen nach energie- und nährstoffreichen Lebensmitteln auslösen kann. Das hat mit der quasi steinzeitlichen Programmierung unseres Körpers zu tun: Zucker, Fette und Kohlenhydrate liefern für eine Kampf- oder Fluchtsituation den Treibstoff. Wenn die Flucht allerdings nur aufs Sofa führt, bleiben die Kalorien auf der Hüfte sitzen.
Macht spät essen dick?
Auch deshalb rät Ruth Ellenberger, den Ausnahmezustand zu nutzen, um bessere Essgewohnheiten zu etablieren. «Die Leute beklagen sich in unserer Beratung jeweils, sie hätten zu wenig Zeit , um gesunde Menüs zuzubereiten.» Jetzt haben viele diese Zeit – ideal, um gesunde Routinen zu entwickeln. «Probieren Sie neue Gerichte, exotische Rezepte, spezielle Kräuter», sagt die Fachfrau. «Das ist nicht nur gesund, sondern auch ein toller Zeitvertreib.»
- Routine beibehalten: Versuchen Sie, eine feste Essensroutine beizubehalten und nicht ständig zu Snacks zu greifen.
- Bewusst einkaufen: Ein kleiner Notvorrat ist nicht verkehrt. Das bedeutet aber nicht, dass man sich nur noch von Kohlenhydraten ernähren sollte. Füllen Sie den Warenkorb stattdessen mit Gemüse, gesunden Fetten und Proteinen .
- Sich ablenken: Laden Sie eine Sieben-Minuten-Trainings-App aufs Handy. Fordern Sie sich mit den kurzen Bewegungseinheiten heraus, statt aus Langeweile zum Kühlschrank zu gehen.
- Zuckerfallen meiden: Süssgetränke, Fruchtsäfte, Frühstücksflocken – überall lauern versteckte Zuckerbomben. Achten Sie noch bewusster auf die Inhaltsstoffe.
- Bewusst geniessen: Es darf auch mal ungesund sein. Doch wenn Sie zu Schokolade und Gummibärchen greifen: Tun Sie es bewusst und mit Mass.
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