Diese Heilpflanzen versprechen Linderung
Mit Heilpflanzen kann man Medikamente ergänzen. Allerdings nur, wenn sie kontrolliert hergestellt und verabreicht werden. Wann Baldrian, Mönchspfeffer & Co. helfen können.
Veröffentlicht am 14. Februar 2022 - 16:38 Uhr
Es zuckt hier, drückt da, schmerzt dort. Man geht zur Ärztin oder zum Apotheker und kehrt zurück mit vielen bunten Pillen. Das muss nicht verkehrt sein, ist manchmal aber schlicht nicht nötig. Denn bei leichten bis mittelschweren chronischen Leiden können Heilpflanzen eine Alternative oder Ergänzung sein – effektiv und ohne grosse Nebenwirkungen.
Heilkräuter werden seit Jahrtausenden genutzt. Seit dem Mittelalter wird das Wissen darum festgehalten. Man sollte sie nicht verwechseln mit pflanzlichen Nahrungsergänzungsmitteln, die weitgehend unkontrolliert, ohne Heilversprechen und fachliche Beratung im Supermarkt verkauft werden.
Pflanzliche Arzneimittel sind heute ebenso streng kontrolliert wie synthetisch hergestellte. «Rationale phytotherapeutische Medikamente durchlaufen ein strenges Registrierungsverfahren bei der Swissmedic. Es setzt – genau wie bei chemischen Substanzen – verschiedenste klinische und pharmakologische Studien voraus», sagt Roger Eltbogen. Der Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe ist Präsident der Schweizerischen Medizinischen Gesellschaft für Phytotherapie.
Wichtig: die Konzentration
Pflanzen sind sehr individuell – abhängig von den Wuchs- und Erntebedingungen sowie vom Herstellungsverfahren, schwanken Menge und Zusammensetzung der Wirkstoffe. Besonders wirkungsvoll sind pflanzliche Heilmittel deshalb, wenn sie kontrolliert angebaut, verarbeitet und portioniert werden. So mag ein Tee mit selbstgepflücktem Johanniskraut bestenfalls gegen eine depressive Verstimmung helfen. Ein geprüftes Präparat verspricht mehr Erfolg, denn es garantiert, dass der entscheidende Wirkstoff tatsächlich in ausreichender Konzentration vorhanden ist.
Pflanzliche Präparate füllen ganze Regale und werden auch online in allen Variationen angeboten. «Für Laien ist es eine Herausforderung, nicht auf leere Werbeversprechen hereinzufallen», sagt Roger Eltbogen. Er rät dazu, sich von einer Fachperson, etwa einem Arzt mit Zusatzausbildung oder einer Apothekerin, beraten zu lassen und auf qualitativ hochwertige Schweizer Produkte zurückzugreifen.
Nebenwirkungen beachten
Eine fundierte Beratung ist auch wichtig, weil «pflanzlich» nicht gleichbedeutend ist mit «harmlos». «Pflanzliche Stoffe in falscher Menge, schlechter Verarbeitung oder in Kombination mit bestimmten Medikamenten können zu unerwünschten bis gefährlichen Wechsel- und Nebenwirkungen führen», warnt Eltbogen.
So kann etwa die Heilpflanze Beinwell lokal angewandt Schmerzen lindern, Entzündungen hemmen, Wunden heilen und abschwellend wirken. Wenn man das Phytotherapeutikum allerdings einnimmt, kann es die Leber schädigen. Auch allergische Reaktionen sind ein Risiko. «Insgesamt rate ich dazu, phytotherapeutische Medikamente nicht als Alternative zu chemischen Substanzen, sondern als einen Teil eines ganzheitlichen Behandlungsplans zu betrachten», sagt Experte Roger Eltbogen. Der Behandlungsplan muss stets mit Fachleuten besprochen und regelmässig überprüft werden.
Weissdornextrakt wirkt bei leichter Herzinsuffizienz stärkend. Untersuchungen zeigen, dass er die Kontraktionskraft stärkt, den Blutfluss in den Kranzgefässen und im Herzmuskel steigert, den Gefässwiderstand senkt und den Herzmuskel vor Sauerstoffmangel schützt. Allerdings sollte man Herzbeschwerden auf jeden Fall ärztlich abklären lassen, um die Ursachen festzustellen.
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Baldrian und Hopfen
Baldrian und Hopfen beruhigen – als Einzelpräparat oder in Kombination – die Nerven und wirken entspannend, zum Beispiel bei Prüfungsangst. Aber auch bei Einschlafstörungen – ohne dass man eine Abhängigkeit riskiert wie bei synthetischen Schlafmitteln.
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Johanniskraut
Präparate können bei leichten bis mittelschweren Depressionen Linderung bringen und die Stimmung aufhellen, zeigen klinische Studien. Johanniskraut kann mit zahlreichen Medikamenten wechselwirken , entsprechend wichtig ist eine fundierte fachliche Beratung.
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Traubensilberkerze
Der Wurzelstock der Traubensilberkerze enthält Wirkstoffe, die den Hormonstoffwechsel der Frau positiv beeinflussen und gegen leichte bis mittelschwere Hitzewallungen und übermässiges Schwitzen helfen. Die Stoffe sind chemisch anders aufgebaut als das weibliche Geschlechtshormon Östrogen und können deshalb auch bei Brustkrebspatientinnen eingesetzt werden.
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Mönchspfeffer
Mönchspfeffer lindert hormonelle Beschwerden und wird vielfach bei Menstruationsstörungen und zur Linderung des prämenstruellen Syndroms eingesetzt. Vor allem bei unregelmässigen und schmerzhaften Regelblutungen und schmerzenden Brüsten hat er sich als wirksam erwiesen.
Die Rosskastanie enthält Substanzen, die die Gefässwände abdichten und dadurch Entzündungen eindämmen können. Sie wird häufig bei leichten Venenschwächen und Beschwerden durch Krampfadern eingesetzt. Extrakte der Rosskastanie ersetzen allerdings nicht Standardtherapien. Wer gerinnungshemmende Mittel einnehmen muss, sollte mögliche Wechselwirkungen mit der Ärztin oder dem Arzt besprechen.
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1 Kommentar
Guter Artikel, aber leider wurde einmal mehr kein Hinweis auf Drogistinnen/Drogisten oder Naturheilpraktiker TEN mit eidg. Diplom gegeben. Bei beiden handelt es sich um ausgewiesene Fachleute für die Selbstmedikation mit Naturheilmitteln.