Seit Jahren kämpfen Apotheker und Ärzte gegen Lieferschwierigkeiten bei den Medikamenten. Bereits Anfang Jahr, Wochen vor den ersten Meldungen von Coronavirus-Infizierten Covid-19 Was Sie über das Coronavirus wissen müssen , fehlten 760 Medikamente in der Schweiz. Und nun hat diese neue Sars-Variante vielerorts die Produktions- und Lieferketten von Wirkstoffen unterbrochen. Kein Wunder also, wenn gerade bei Menschen mit chronischen Erkrankungen die Sorge steigt, ob in den nächsten Wochen und Monaten genügend Medikamente vorhanden sein werden.

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Kürzlich warnte die Europäische Medizinagentur EMA vor Versorgungsengpässen und das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte trug zusammen, dass die Wirkstoffe von 153 Medikamenten in der chinesischen Provinz Hubei hergestellt werden. Dort also, wo das Coronavirus ausgebrochen ist. Unter anderem jene für Clozapin, das bei Psychosen eingesetzt wird, und der bei Schockzuständen oder starken Allergiereaktionen eingesetzte Stoff Adrenalin.
 

Ein Notfallmedikament fehlt bereits

«Ja, es stimmt, dass eines der zwei Adrenalin-Produkten seit Mitte Februar nicht verfügbar ist», bestätigt Ueli Haudenschild, der Heilmittel-Verantwortliche beim Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL). Ob dieser Engpass bereits im Zusammenhang mit dem Coronavirus steht, sei allerdings nicht klar. Adrenalin Stress und Körpersymptome Körper im Alarmzustand steht auf der Liste der lebenswichtigen Produkte.

Deren Hersteller oder Importeure sind verpflichtet, einen gewissen Grundstock des Medikaments ständig an Lager zu haben. Wenn die Bestände knapp werden oder ganz leer sind, müssen sie dies dem BWL melden. «Für die meldepflichtigen Medikamente haben wir bislang keine Meldung erhalten, dass das Coronavirus zu einer weiteren Verknappung geführt hat», sagt Haudenschild. «Wir sehen allerdings nur einen Ausschnitt des gesamten Medikamenten-Marktes, weil nur die gemäss Verordnung lebenswichtigen Arzneimittel gemeldet werden müssen.»
 

Für chronisch Kranke ist ein Medikamentenwechsel nicht einfach

Dass es bei Medikamenten für Epileptiker, Parkinson- oder Herzpatienten aber auch bei Produkten wie einfachen Schmerzmitteln Schmerzmittel Oft das falsche Rezept seit Jahren Probleme bei der Versorgung gibt, ist bekannt. «Wir versuchen uns immer wieder auf der politischen Bühne Gehör zu verschaffen, bislang hat es aber nie jemanden ernsthaft interessiert – obwohl wir alle in hohem Mass betroffen sind», sagt Enea Martinelli. Der Chef-Apotheker der Spitäler Frutigen, Meiringen und Interlaken hat vor vier Jahren die Versorgungs-Engpass-Liste für alle verschreibungspflichtigen Medikamente entwickelt und etabliert, quasi als Pendant zu den lebensnotwendigen Medikamenten.
 

«Menschen, die ständig auf Medikamente angewiesen sind, sollten sich einen Vorrat für drei Monate zulegen.»

Enea Martinelli, Chefapotheker der Spitäler Frutigen, Meiringen und Interlaken

«Viele Menschen mit chronischen Erkrankungen haben schon in den vergangenen Monaten erfahren, wie aufreibend es ist, wenn sie einen neuen Wirkstoff suchen müssen», sagt Martinelli. Wenn ein bestimmtes Schmerzmittel nicht mehr verfügbar sei, können Patienten problemlos auf ein anderes Präparat ausweichen, ohne dass dies gesundheitliche Folgen für sie hat. Für Epileptiker bedeutet ein neues Medikament unter Umständen aber, dass sie Anfälle erleiden Epilepsie Blitze im Kopf, Wolken ums Gemüt und nachher monatelang nicht Auto fahren dürfen, bis die richtige Dosierung mit der neuen Arznei gefunden ist. «Diese Patienten haben bereits jetzt einen Beschaffungsstress, durch das Coronavirus wird sich die Lage vermutlich ab April oder Mai noch verschärfen», sagt Martinelli.

Für Menschen, die ständig auf Medikamente angewiesen sind, sei es also ratsam, sich einen Medikamenten-Vorrat für drei bis vier Monate zuzulegen, sagt Martinelli. «Obwohl die Krankenkassen eigentlich maximal drei Monate aufs Mal vergüten, konnten wir jetzt in Einzelfällen schon aushandeln, dass der Patient Medikamente für sechs Monate einkaufen konnte», sagt Martinelli. Wichtig sei bei chronisch erkrankten Personen in der jetzigen Situation vor allem, dass sie sich rechtzeitig um Nachschub ihres Medikaments bemühen. «Wenn man eine neue Packung kaufen will, wenn man gerade die letzte Tablette aufgebraucht hat, ist das momentan nicht so günstig.»
 

Hamsterkäufe bei Medikamenten sind kontraproduktiv

Martinelli ruft aber auch dazu auf, Vernunft walten zu lassen. «Menschen ohne Erkrankung sollten keine Medikamente auf Vorrat kaufen, sie nehmen die Präparate denen weg, die sie dringend benötigen.» Sollte man als gesunder Mensch dennoch in den nächsten Monaten erkranken, so seien immer genügend Medikamente vorhanden. «Für Menschen, die auf ein bestimmtes Medikament angewiesen sind, könnte es aber kritisch werden, wenn nun alle in die Apotheke rennen und Hamsterkäufe tätigen», sagt Martinelli.

Doch was passiert, wenn die Lieferengpässe aus China länger dauern? Kann die Schweizer Bevölkerung dann noch medizinisch versorgt werden? «Das genaue Ausmass der Lieferengpässe lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen, weil wir nicht wissen, welcher Wirkstoff nicht mehr produziert wurde», sagt Ueli Haudenschild vom BWL. Der Bund gehe aber davon aus, dass die eingelagerten Bestände bei den Produzenten ausreichten, um die Notfallversorgung sicherzustellen.
 

Bund kann keine Medikamente einkaufen

Wenn die Bestände aber tatsächlich leer würden und kein anderer Produzent ein vergleichbares Produkt liefern könne, wären auch dem Bund die Hände gebunden. «Wir können keine Medikamente beschaffen, wenn sie am Markt nicht mehr erhältlich sind.»

Enea Martinelli ergänzt, dass die Armee insbesondere die chronisch kranken Menschen nicht mit Medikamenten versorgen könne. «Es ist ein Wunschdenken gewisser Politiker, dass die Armeeapotheke die Spitäler im Notfall im grossen Stil mit Medikamenten versorgen könnte.» Wirkstoffe herstellen kann diese nämlich nicht. «Und selbst bei den wenigen Wirkstoffen, die vorhanden sind: Bis daraus einsatzfähige Medikamente entstanden sind, dauert es eine Weile», erklärt Martinelli. Das Sortiment beschränke sich auf wichtige lebensnotwendige Medikamente für Akutstationen und nicht für chronische Krankheiten.
 

Medikamente einkaufen: So verhalten Sie sich richtig
  • Menschen, die auf ein Medikament angewiesen sind, sollten immer eine unangebrochene Packung auf Vorrat zu Hause haben. Bei bekannten Lieferschwierigkeiten evtl. mehr. Allerdings nicht mehr als für 6 Monate, da die Medikamente unter Umständen ablaufen oder eine Therapie in der Zwischenzeit umgestellt werden könnte. Dann müssten die Medikamente entsorgt werden.
  • Bei bekannten Lieferschwierigkeiten rechtzeitig mit dem Arzt Rücksprache nehmen, welches Medikament als Ersatz eingenommen werden kann.
  • Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung rät gesunden Menschen, eine Packung Kopfschmerztabletten zu Hause vorrätig zu halten sowie eine Packung fiebersenkende Medikamente.
Infohotline zum Coronavirus
  • Das Bundesamt für Gesundheit unterhält täglich eine 24-Stunden-Hotline zum Coronavirus: 
    +41 58 463 00 00

Diese Rechte haben Arbeitnehmer

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Was gibt es rund um das Coronavirus für Arbeitnehmer und Chefs zu beachten? Beobachter-Rechtsberaterin Nicole Müller beantwortet 7 Fragen zum Thema Arbeitsrecht.
Quelle: Beobachter Bewegtbild
Wissen, was dem Körper guttut.
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Chantal Hebeisen, Redaktorin
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