Asiatische Touristen mit Mundschutz, seit vielen Jahren sieht man sie in der Schweiz – und die meisten Europäer haben sie lange belächelt. Auch mit Beginn der Corona-Krise hat sich das Tragen einer Hygienemaske hierzulande nicht durchgesetzt. Und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rät auf seiner Website: «Gesunde Personen sollen in der Öffentlichkeit keine Hygienemasken tragen. Diese schützen eine gesunde Person nicht effektiv vor einer Ansteckung mit Viren der Atemwege.»

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Daniel Koch Coronavirus Kann der Bundesrat Krisenmodus? , der oberste Schweizer Corona-Bekämpfer, warnte wiederholt vor dem Tragen eines Mundschutzes. Das könne dazu führen, dass Leute die anderen Vorsichtsmassnahmen weniger gut befolgten, sich etwa weniger häufig die Hände waschen und sich häufiger ins Gesicht und an die Maske fassten. Gleichzeitig fehlte es so sehr an Masken, dass Koch zu Spenden aufrief: «Personen, die viele Masken zu Hause haben, könnten sie zum Beispiel den lokalen Pflege- und Altersheimen schenken», sagte er etwa am 23. März.

Weltweiter Mangel

Diesen Mangel an Schutzmasken gibt es im Moment weltweit. Nicht nur das BAG befürchtet eine verstärkte private Nachfrage. Sie könnte dazu führen, dass ausgerechnet jene sich nicht mehr schützen können, die besonders gefährdet sind, oder die die medizinische Versorgung sicherstellen. Viele Infizierte Covid-19 Was Sie über das Coronavirus wissen müssen unter Ärzten und Pflegepersonal würden das Gesundheitssystem lahmlegen. «Masken müssen für den medizinischen und pflegerischen Bereich reserviert werden», betonte Koch immer wieder.

Was dabei aus dem Blick geriet: Der Mundschutz ist durchaus effektiv – gesellschaftlich gesehen und individuell. Wie könnte es auch anders sein bei einer Infektion Infektionen Natur pur gegen Viren und Bakterien , die «hauptsächlich bei engem und längerem Kontakt» (BAG) per Tröpfcheninfektion übertragen wird. «Niest oder hustet die erkrankte Person, können die Viren direkt auf die Schleimhäute von Nase, Mund oder Augen von anderen Menschen gelangen.» Diese Schleimhäute zu bedecken, sollte also zumindest einen besseren Schutz gewähren als genau das zu unterlassen.

Dies sieht auch Alexander Kekulé so, der Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Halle und als Virologe aktuell einer der meistgefragten Experten in Deutschland. «Zu einer Tröpfcheninfektion kann es kommen, wenn jemand einen anhustet oder anspricht mit feuchter Aussprache» sagt der Mediziner. «Mit einer Maske, die Sekrettröpfchen vor Nase und Mund abfängt, kann man das verhindern.» Kekulé verweist auf die Vielzahl unentdeckter Covid-19-Erkrankungen Impfung gegen das Coronavirus «Die Schweiz braucht eine eigene Impfstoff-Fabrik» – im Moment geht man von 80 Prozent aus, die keine oder kaum Symptome haben. «Wenn jeder eine Maske aufhätte, könnte niemand angesteckt werden, weil dann auch jeder Infizierte eine Maske trüge», sagt Kekulé.

«Ich selber habe eine Maske. Ich ziehe sie draussen nicht an, aber bevor ich in den Supermarkt gehe.»

Alexander Kekulé, Virologe

Das aktuelle Virus Sars-Cov2 ist noch so neu beim Menschen, dass es noch keine guten Daten darüber gibt, mit welchen konkreten Massnahmen Infektionen verhindert werden können. Aber es gibt einen sehr ähnlichen Erreger, über den es viele Studien gibt: das Sars-Virus, das sich 2003 in Asien ausbreitete.

Hier sind die Hinweise eindeutig. In einer Übersichtsarbeit von 2011 kam die Cochrane-Stiftung, eine weltweit angesehene Wissenschaftsorganisation, zu dem Schluss, dass das Tragen einer Schutzmaske effektiv sei, um Infektionen zu vermeiden. Interessant dabei: Es zeigte sich kein Unterschied, ob Menschen normale OP-Mundschutze oder die aufwendigen FFP-3-Atemschutzmasken trugen. Wahrscheinlich, so mutmassen die Autoren, weil die Masken Hautirritationen hervorriefen und zu unbequem seien, um sie länger zu tragen.

Auch eine andere Studie aus der Zeit der Sars-Epidemie bekräftigt die Wirksamkeit von einfachen Masken. Dabei wurde nicht nur medizinisches Personal Patientenverfügung Medizinische Hilfe um jeden Preis? , sondern vor allem Normalbevölkerung getestet. Sars-Patienten und eine Kontrollgruppe in Peking wurden nach ihren Gewohnheiten gefragt. Jene, die einfache Chirurgen-Masken getragen hatten, hatten ein um 70 Prozent geringeres Risiko, sich mit Sars zu infizieren, als jene, die sich nicht schützten.

Beispiel Hongkong

Auch bei der jetzigen Pandemie Pandemie Die Gefahr, die nicht interessierte gibt es deutliche Hinweise, dass Mundschutze wirksam sind. «In Hongkong trägt ein Grossteil der Menschen diese OP-Masken und das hat einen ganz erheblichen Effekt, die Krankheit unter Kontrolle zu halten», sagt Kekulé. Obwohl die Sonderprovinz nur 900 Kilometer von Wuhan entfernt liegt, ist es Hongkong gelungen, die Infektionskurve flach zu halten. Bei 7,6 Millionen Einwohnern gab es bis Ende März nur 256 nachgewiesene Infektionen und bloss vier Todesfälle. 

Es deutet viel darauf hin, dass Masken wirksam sind. Nur: Wie kann gleichzeitig verhindert werden, dass das medizinische Personal und damit das gesamte Gesundheitssystem nicht durch Maskenmangel gefährdet werden?

In Deutschland bitten deshalb einige Kliniken die Öffentlichkeit, Masken für ihr medizinisches Personal zu nähen. Das wirkt verzweifelt – legt aber nahe, dass selbst gemachte Masken alles andere als wirkungslos sind.

Mit Haushaltsmaterial gegen Viren und Bakterien

Tatsächlich zeigte eine englische Studie 2013, das Haushaltsmaterialien effektiv darin sind, Erreger abzuhalten. Die Wissenschaftler testeten das mit einem Virus und einem Bakterium, die zusammen das Spektrum der Grösse des Sars-Cov2-Erregers abdecken. Dazu zerstäubten sie die Partikel und jagten sie mit dem drei- bis sechsfachen Druck, wie er beim Ausatmen entsteht, durch Geschirrtücher, T-Shirts, Schals und Staubsaugerbeutel.

Ergebnis: Am effektivsten hält der Staubsaugerbeutel sie zurück (94 Prozent). Er ist damit fast so gut wie Operationsmasken (96 Prozent).

Allerdings lasse sich aus einem Staubsauger-Beutel keine Maske mit einem guten Sitz basteln, weil er zu dick und steif ist. Dadurch entstehen Lücken, durch die Tröpfchen gelangen können. Deshalb liessen die Wissenschaftler Masken aus T-Shirt-Stoff nähen, der ist geschmeidiger. Die Probanden husteten mit und ohne den Baumwoll-Mundschutz. Im Vergleich zur professionellen OP-Maske hielt das selbstgebaute Modell 70 Prozent der Viren und Bakterien auf. Wie viele Partikel von aussen hereinkamen, wurde auch untersucht - es zeigte sich, dass die gebastelte Maske immerhin die Hälfte der Partikel abhielt.

Masken selber machen – am besten aus Baumwolle

«Weil im Moment niemand der Bevölkerung Masken zur Verfügung stellt, plädiere ich dafür, sie selbst zu machen», sagt Kekulé. Auch er rät zu Baumwollstoff, weil das am bequemsten sei. Kekulé vertritt damit keine Einzelmeinung. Auch der Präsident der Deutschen Bundesärztekammer sagte kürzlich: «Mein Rat: Besorgen Sie sich einfache Schutzmasken oder basteln sie selbst welche und tragen Sie diese im öffentlichen Raum.»

Bleibt die Frage nach der richtigen Nutzung der Maske. Ein Video der WHO erklärt es: Die Maske sollte Nase, Mund, Kinn bedecken. Man soll sie mit frisch gewaschenen Händen aufsetzen und beim Absetzen darauf achten, dass man nicht die potentiell kontaminierte Vorderseite berührt. Die gebrauchte Maske sollte man sofort entsorgen, ein Stoffmodell direkt in die Wäsche geben. Waschmittel zerstört die Viren.

«Die sonstigen Empfehlungen wie Handhygiene, Verzicht aufs Händeschütteln und den Mindestabstand von zwei Metern Covid-19 Wie schütze ich mich vor dem Coronavirus? sollten wir noch eine Weile beibehalten», sagt Kekulé. Bei diesem Sicherheitsabstand unter freiem Himmel eine Maske zu tragen, hält der Virologe nicht für notwendig. «Ich persönlich habe so eine Maske - ich ziehe sie draussen nicht an, aber bevor ich in den Supermarkt gehe.»

Anleitung: Selber eine Schutzmaske nähen – so gehts

Nähanleitung der Stadt Essen für eine waschbare Schutzmaske: jetzt herunterladen

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Kann mir gekündigt werden, wenn ich im Büro keine Maske trage? Beobachter-Expertin Katharina Siegrist beantwortet häufige Rechtsfragen.
Quelle: Beobachter Bewegtbild

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