Der Masken-Mythos
Laut dem Bundesamt für Gesundheit schützen Hygienemasken nicht vor einer Sars-Cov2-Infektion. Studien zeigen aber: Sogar selbst gemachte Schutzmasken verringern wahrscheinlich das Risiko einer Ansteckung.
Veröffentlicht am 1. April 2020 - 17:17 Uhr
Asiatische Touristen mit Mundschutz, seit vielen Jahren sieht man sie in der Schweiz – und die meisten Europäer haben sie lange belächelt. Auch mit Beginn der Corona-Krise hat sich das Tragen einer Hygienemaske hierzulande nicht durchgesetzt. Und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rät auf seiner Website: «Gesunde Personen sollen in der Öffentlichkeit keine Hygienemasken tragen. Diese schützen eine gesunde Person nicht effektiv vor einer Ansteckung mit Viren der Atemwege.»
Daniel Koch , der oberste Schweizer Corona-Bekämpfer, warnte wiederholt vor dem Tragen eines Mundschutzes. Das könne dazu führen, dass Leute die anderen Vorsichtsmassnahmen weniger gut befolgten, sich etwa weniger häufig die Hände waschen und sich häufiger ins Gesicht und an die Maske fassten. Gleichzeitig fehlte es so sehr an Masken, dass Koch zu Spenden aufrief: «Personen, die viele Masken zu Hause haben, könnten sie zum Beispiel den lokalen Pflege- und Altersheimen schenken», sagte er etwa am 23. März.
Diesen Mangel an Schutzmasken gibt es im Moment weltweit. Nicht nur das BAG befürchtet eine verstärkte private Nachfrage. Sie könnte dazu führen, dass ausgerechnet jene sich nicht mehr schützen können, die besonders gefährdet sind, oder die die medizinische Versorgung sicherstellen. Viele Infizierte unter Ärzten und Pflegepersonal würden das Gesundheitssystem lahmlegen. «Masken müssen für den medizinischen und pflegerischen Bereich reserviert werden», betonte Koch immer wieder.
Was dabei aus dem Blick geriet: Der Mundschutz ist durchaus effektiv – gesellschaftlich gesehen und individuell. Wie könnte es auch anders sein bei einer Infektion , die «hauptsächlich bei engem und längerem Kontakt» (BAG) per Tröpfcheninfektion übertragen wird. «Niest oder hustet die erkrankte Person, können die Viren direkt auf die Schleimhäute von Nase, Mund oder Augen von anderen Menschen gelangen.» Diese Schleimhäute zu bedecken, sollte also zumindest einen besseren Schutz gewähren als genau das zu unterlassen.
Dies sieht auch Alexander Kekulé so, der Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Halle und als Virologe aktuell einer der meistgefragten Experten in Deutschland. «Zu einer Tröpfcheninfektion kann es kommen, wenn jemand einen anhustet oder anspricht mit feuchter Aussprache» sagt der Mediziner. «Mit einer Maske, die Sekrettröpfchen vor Nase und Mund abfängt, kann man das verhindern.» Kekulé verweist auf die Vielzahl unentdeckter Covid-19-Erkrankungen – im Moment geht man von 80 Prozent aus, die keine oder kaum Symptome haben. «Wenn jeder eine Maske aufhätte, könnte niemand angesteckt werden, weil dann auch jeder Infizierte eine Maske trüge», sagt Kekulé.
«Ich selber habe eine Maske. Ich ziehe sie draussen nicht an, aber bevor ich in den Supermarkt gehe.»
Alexander Kekulé, Virologe
Das aktuelle Virus Sars-Cov2 ist noch so neu beim Menschen, dass es noch keine guten Daten darüber gibt, mit welchen konkreten Massnahmen Infektionen verhindert werden können. Aber es gibt einen sehr ähnlichen Erreger, über den es viele Studien gibt: das Sars-Virus, das sich 2003 in Asien ausbreitete.
Hier sind die Hinweise eindeutig. In einer Übersichtsarbeit von 2011 kam die Cochrane-Stiftung, eine weltweit angesehene Wissenschaftsorganisation, zu dem Schluss, dass das Tragen einer Schutzmaske effektiv sei, um Infektionen zu vermeiden. Interessant dabei: Es zeigte sich kein Unterschied, ob Menschen normale OP-Mundschutze oder die aufwendigen FFP-3-Atemschutzmasken trugen. Wahrscheinlich, so mutmassen die Autoren, weil die Masken Hautirritationen hervorriefen und zu unbequem seien, um sie länger zu tragen.
Auch eine andere Studie aus der Zeit der Sars-Epidemie bekräftigt die Wirksamkeit von einfachen Masken. Dabei wurde nicht nur medizinisches Personal , sondern vor allem Normalbevölkerung getestet. Sars-Patienten und eine Kontrollgruppe in Peking wurden nach ihren Gewohnheiten gefragt. Jene, die einfache Chirurgen-Masken getragen hatten, hatten ein um 70 Prozent geringeres Risiko, sich mit Sars zu infizieren, als jene, die sich nicht schützten.
Auch bei der jetzigen Pandemie gibt es deutliche Hinweise, dass Mundschutze wirksam sind. «In Hongkong trägt ein Grossteil der Menschen diese OP-Masken und das hat einen ganz erheblichen Effekt, die Krankheit unter Kontrolle zu halten», sagt Kekulé. Obwohl die Sonderprovinz nur 900 Kilometer von Wuhan entfernt liegt, ist es Hongkong gelungen, die Infektionskurve flach zu halten. Bei 7,6 Millionen Einwohnern gab es bis Ende März nur 256 nachgewiesene Infektionen und bloss vier Todesfälle.
Es deutet viel darauf hin, dass Masken wirksam sind. Nur: Wie kann gleichzeitig verhindert werden, dass das medizinische Personal und damit das gesamte Gesundheitssystem nicht durch Maskenmangel gefährdet werden?
In Deutschland bitten deshalb einige Kliniken die Öffentlichkeit, Masken für ihr medizinisches Personal zu nähen. Das wirkt verzweifelt – legt aber nahe, dass selbst gemachte Masken alles andere als wirkungslos sind.
Tatsächlich zeigte eine englische Studie 2013, das Haushaltsmaterialien effektiv darin sind, Erreger abzuhalten. Die Wissenschaftler testeten das mit einem Virus und einem Bakterium, die zusammen das Spektrum der Grösse des Sars-Cov2-Erregers abdecken. Dazu zerstäubten sie die Partikel und jagten sie mit dem drei- bis sechsfachen Druck, wie er beim Ausatmen entsteht, durch Geschirrtücher, T-Shirts, Schals und Staubsaugerbeutel.
Ergebnis: Am effektivsten hält der Staubsaugerbeutel sie zurück (94 Prozent). Er ist damit fast so gut wie Operationsmasken (96 Prozent).
Allerdings lasse sich aus einem Staubsauger-Beutel keine Maske mit einem guten Sitz basteln, weil er zu dick und steif ist. Dadurch entstehen Lücken, durch die Tröpfchen gelangen können. Deshalb liessen die Wissenschaftler Masken aus T-Shirt-Stoff nähen, der ist geschmeidiger. Die Probanden husteten mit und ohne den Baumwoll-Mundschutz. Im Vergleich zur professionellen OP-Maske hielt das selbstgebaute Modell 70 Prozent der Viren und Bakterien auf. Wie viele Partikel von aussen hereinkamen, wurde auch untersucht - es zeigte sich, dass die gebastelte Maske immerhin die Hälfte der Partikel abhielt.
«Weil im Moment niemand der Bevölkerung Masken zur Verfügung stellt, plädiere ich dafür, sie selbst zu machen», sagt Kekulé. Auch er rät zu Baumwollstoff, weil das am bequemsten sei. Kekulé vertritt damit keine Einzelmeinung. Auch der Präsident der Deutschen Bundesärztekammer sagte kürzlich: «Mein Rat: Besorgen Sie sich einfache Schutzmasken oder basteln sie selbst welche und tragen Sie diese im öffentlichen Raum.»
Bleibt die Frage nach der richtigen Nutzung der Maske. Ein Video der WHO erklärt es: Die Maske sollte Nase, Mund, Kinn bedecken. Man soll sie mit frisch gewaschenen Händen aufsetzen und beim Absetzen darauf achten, dass man nicht die potentiell kontaminierte Vorderseite berührt. Die gebrauchte Maske sollte man sofort entsorgen, ein Stoffmodell direkt in die Wäsche geben. Waschmittel zerstört die Viren.
«Die sonstigen Empfehlungen wie Handhygiene, Verzicht aufs Händeschütteln und den Mindestabstand von zwei Metern sollten wir noch eine Weile beibehalten», sagt Kekulé. Bei diesem Sicherheitsabstand unter freiem Himmel eine Maske zu tragen, hält der Virologe nicht für notwendig. «Ich persönlich habe so eine Maske - ich ziehe sie draussen nicht an, aber bevor ich in den Supermarkt gehe.»
Nähanleitung der Stadt Essen für eine waschbare Schutzmaske: jetzt herunterladen
Was gilt?
Maskenpflicht im Arbeitsverhältnis
11 Kommentare
Kann mir mein Arbeitgeber kündigen, wenn ich wegen der Maske Atemprobleme habe und sogar ein ärtzliches Attest vorweisen kann? D.h. ich weigere mich nicht, jedoch habe ich immer mehr Atemschwierigkeiten, aber ich muss die Maske tragen weil es das BAG sagt.
Es ist umso mehr erstaunlich, wie die Menschen um die Masken gebettelt haben. Machen Sie doch einen Test, nachdem Sie die Maske getragen haben. Lassen Sie die Maske über Keime und Sporen & Co. testen. Alle die jetzt noch jemanden zwingen eine Maske zu tragen, werden verklagt! Der Zwang wird nun auch an Kindern geübt, da die Verantwortlichen keine Unterstützung vom BAG bekommen. Da werden so wischi-waschi Regeln in den Raum geschmissen und dann mach mal ein Schutzkonzept. Dazu wird unterschwellig die Verantwortung weiter gegeben. Aber auf Spezialisten zu hören, das können sie nicht?
https://www.youtube.com/watc…
Unfassbar, der Beobachter und die Medien wollen, dass alle Schweizer wie auf dem Bild so herumlaufen. Wer will so etwas? Was ist dahinter? Ich bin fassungslos, was in Europa abgeht.
Dass Masken nützen sich zu schützen, besser als gar nichts, ist wohl jedem normal denkendem Menschen klar. Dass jedoch unser Bundesrat Berset und Normalmediziner Koch das Schweizer Volk gezielt mehrmals anlügen, indem Sie beahaupten eine Maske nütze nichts, das ist eine echte Schweinerei. Diese Leute leben von unseren Steuergeldern und es geziemt sich nicht für einen Bundesrat das Volk zu belügen! D.h. DasVertrauen meinerseits in den Bundesrat ist für immer dahin, denn wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er die Wahrheit spricht.