Heroin wird aus Opium hergestellt. Und dieses wiederum aus Schlafmohn gewonnen. Ein Grossteil davon wurde bisher in Afghanistan angepflanzt.

Als die Taliban 2021 die Macht wieder übernommen hatten, verboten sie nicht nur jungen Frauen, in die Schule zu gehen. Sondern auch den Anbau von Schlafmohn. Dieser ist inzwischen von 120’000 auf 1000 Hektaren geschrumpft, wie eine Recherche der BBC zeigte.

Synthetische Opioide ersetzen Heroin

Das hat Auswirkungen auf den Drogenmarkt: Das Angebot an Heroin könnte weniger werden. Gleichzeitig gibt es laut dem Drogeninformationszentrum (DIZ) der Stadt Zürich seit 2021 einen rasanten Anstieg bei den synthetischen Opioiden, die als Ersatz dienen.

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Diese Opioide haben in den USA eine Krise ausgelöst. Fast 80’000 Menschen starben 2022 in den USA wegen Fentanyl-Missbrauch.

Verschärfte Rezeptpflicht für Fentanyl

Eigentlich wird Fentanyl in der Anästhesie oder zur Schmerztherapie eingesetzt. In der Schweiz gilt es als Betäubungsmittel und untersteht so einer verschärften Rezeptpflicht.

Schweizer Ärzte verschreiben immer mehr starke Opioide.

Auch bei einer ärztlich verschriebenen Opioid-Therapie kann eine Abhängigkeit entstehen. Das zeigt der Fall einer Frau, die nach einem Autounfall über zehn Jahre lang verschiedene Opioide einnahm. Der Beobachter berichtete. Hinzu kommt, dass Schweizer Ärztinnen und Ärzte immer mehr starke Opioide verschreiben.

50-mal potenter als Heroin

Wird Fentanyl missbräuchlich als Streckmittel zusammen mit anderen Drogen konsumiert, kann das lebensgefährlich sein. Denn laut Infodrog, der Schweizerischen Koordinations- und Fachstelle Sucht, ist Fentanyl 50-mal potenter als Heroin. Es hat somit eine viel stärkere Wirkung auf das Nervensystem. Die Gefahr einer Überdosis ist deshalb viel grösser.

Noch sind es hierzulande Einzelfälle – doch das könnte sich ändern.

Wie es um die Verbreitung von Fentanyl in Europa steht, ist kaum bekannt. Eine Nachfrage bei der Stiftung Sucht Schweiz sowie bei mehreren Schweizer Städten zeigt, dass Fentanyl nur in Einzelfällen in den Konsumräumen Thema ist.

Und trotzdem: Sollte die Droge künftig vermehrt konsumiert werden, braucht es Massnahmen, damit die Lage nicht eskaliert. Ein Plan für die Stadt Zürich wird momentan vom DIZ erarbeitet und soll in wenigen Wochen veröffentlicht werden.

Städte tauschen sich derzeit aus

Auch der Kanton Basel-Stadt arbeitet aktuell an einem Plan, um eine mögliche Opioid-Krise früh zu erkennen. Bereits im März 2024 trafen sich Fachleute aus den Bereichen Gesundheit, Soziales, Psychiatrie und Polizei und skizzierten erste Massnahmen. Diese werden in einer Arbeitsgruppe weiter konkretisiert. Dabei stehe man im Austausch mit anderen Städten.

«Beobachten, kommunizieren, sensibilisieren – das hat sich in der Vergangenheit bewährt.»

Julia Joos, Suchtbeauftragte Stadt Bern

Auch in Bern werden in den niederschwelligen Einrichtungen nur einzelne Fälle von Fentanyl-Konsum beobachtet. «Die Leute in der Szene scheinen grossen Respekt vor synthetischen Opioiden zu haben und sensibilisieren sich auch gegenseitig für die Gefahr einer Überdosierung», so Julia Joos, städtische Suchtbeauftragte.

Die Stadt Bern hat zwar keinen Massnahmenplan für eine allfällige Opioid-Krise, jedoch werde die Lage beobachtet. Das habe sich – zusammen mit Kommunikation und Sensibilisierung – in der Vergangenheit bewährt.