Welche Sportarten gut für den Rücken sind
Bewegung ist für die Rückengesundheit zentral. Doch nicht alle Sportarten eignen sich, um Wirbel, Muskeln und Bänder fit zu halten. Wir zeigen, was hilft.
Veröffentlicht am 1. März 2022 - 13:46 Uhr
Es gibt eine ganze Menge an Gründen, sich zu bewegen, wenn es um den Rücken geht. «Der Rücken hängt quasi am Tropf der Bewegung, sie ernährt die Wirbelsäule», sagt der Sportmediziner Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule in Köln.
Der Grund: 150 Muskeln wirken direkt auf den Rücken ein, dessen Aufgabe es ist, Bewegungen zu führen, zu lenken, zu steuern und zu kontrollieren. Muskeln sind dafür die wichtigste Struktur. «Ohne Training verkümmern sie und können die Wirbelsäule nicht stützen, es kommt zu Fehlhaltungen, Verspannungen und zu Schmerzen.»
Bewegung dient vor allem dazu, Muskelmasse und Muskellänge aufzubauen. Auch die Faszien, also das Bindegewebe, brauchen Bewegung, sonst verkleben sie und schmerzen. Bewegung hält zudem das Sehnen- und Bandgewebe elastisch und versorgt die kleinen Gelenke an den Wirbelkörpern mit Nährstoffen, die für Aufbau- und Reparaturmechanismen gebraucht werden. «Bewegung fördert allgemein den Stoffwechsel und versorgt so jede Zelle im Rücken mit Mineralien und Sauerstoff», sagt Ingo Froböse. Für die Nackenmuskulatur etwa bedeute langes Sitzen quasi eine Atemnot, sodass sie sich verspanne.
«Bewegung muss nicht zwingend über Sport sein», sagt Froböse. Allerdings macht vielen Sport mehr Spass als Spazieren. «Und Sport heisst beugen, strecken, rotieren, rückwärts bewegen, das bringt am meisten.»
Einige Sportarten fördern die Rückengesundheit mehr als andere (siehe nachfolgende Infoboxen). Wichtig: «Dreimal die Woche eine Stunde Sport treiben kompensiert nicht 165 Stunden Inaktivität in der Woche», so Froböse. Deshalb müsse man auch den Alltag aktiv gestalten : Treppe statt Lift, Auto nicht direkt vorm Büro parkieren und in jeder Stunde Sitzen fünf bis zehn Minuten herumgehen oder leichte Gymnastik machen. Sport und Bewegung heben zudem die Stimmung und stimulieren das Immunsystem. Froböse: «Die Reparaturprozesse in den verschiedenen Geweben laufen so optimal ab.»
- Das bringt es für den Rücken
Durch Krafttraining stärken wir unser Muskelkorsett
, was uns einen optimalen Schutz für Strukturen wie Bandscheiben und Wirbelkörper geben kann. Ausserdem stellt es (bei richtiger Ausführung) eine physische Belastung dar, die Knochen und Gelenke brauchen, um robuster zu werden.
- Darauf sollten Sie aber achten
Vor allem in günstigeren Fitnessstudios, in denen keine enge Betreuung gewährleistet werden kann, werden oft falsche, schädliche Bewegungsmuster ausgeführt. Lassen Sie sich also von gut ausgebildeten Trainern informieren und beraten. Achten Sie ausserdem unbedingt auf Regelmässigkeit, um Effekte zu erzielen.
- Einschätzung
gut für den Rücken geeignet
- Das bringt es für den Rücken
Laufen hält Ihre Wirbelsäule in Bewegung. Jeder Schritt löst eine leichte Rotation im Bereich der unteren Lendenwirbel aus. Das stärkt die diagonalen Muskeln zwischen den Wirbelkörpern.
- Darauf sollten Sie aber achten
Falsches Schuhwerk oder falsche Bewegungsmuster beim Laufen können zu Stress für die Wirbelsäule führen. So sollte man darauf achten, die Füsse korrekt aufzusetzen, um die Stossbelastung zu minimieren. Joggen
sollte eher als eine sinnvolle Ergänzung zu einem Rückentraining betrachtet werden.
- Einschätzung
für den Rücken geeignet
- Das bringt es für den Rücken
Fussball, Basketball oder auch Tennis weisen in der Regel ein breites Anforderungsprofil auf. Man ist sowohl Ausdauer- als auch Kraftreizen ausgesetzt. Diese Vielseitigkeit kann sich positiv auf unsere Rückengesundheit auswirken.
- Darauf sollten Sie aber achten
Meistens werden in Ballsportarten bestimmte Muskelgruppen stärker gefordert als andere. Das kann Ungleichgewichte begünstigen, wenn kein Ausgleich zur Hauptsportart betrieben wird. Auch übertriebener Körperkontakt kann den Rücken schädigen.
- Einschätzung
für den Rücken geeignet
- Das bringt es für den Rücken
Velofahren ist ein hervorragendes Training insbesondere für unsere Beinmuskulatur. Die Beine sind anatomisch eng mit unserer Hüfte vernetzt, was sich auf unsere Beckenstellung und somit auf die Stellung unserer Wirbelsäule auswirkt.
- Darauf sollten Sie aber achten
Auf dem Velo nimmt man in der Regel eine sitzende Position ein. Dies kann zu einer einseitigen Belastung führen, sollten Sie im Alltag ebenfalls viel sitzen. Achten Sie auch darauf, steile Strassen in einem niedrigen Gang hinaufzufahren, da sonst die Rückenmuskulatur übermässig strapaziert werden kann. Bei Untrainierten können – aufgrund schwach ausgeprägter Muskulatur – bei längeren Ausfahrten Rückenschmerzen (vor allem im Lendenbereich) auftreten.
- Einschätzung
eingeschränkt für den Rücken geeignet
- Das bringt es für den Rücken
Schwimmen trainiert vor allem die Rumpfmuskulatur, ohne dabei übermässig die Gelenke zu belasten, denn der Auftrieb des Wassers entlastet die Bandscheiben und den gesamten Bewegungsapparat. Dadurch hilft (Rücken-)Schwimmen auch bei bestehenden Rückenschmerzen und ermöglicht Übergewichtigen gelenkschonenden Sport.
- Darauf sollten Sie aber achten
Viele machen Brustschwimmen. Dabei geht man ins Hohlkreuz, und die Halswirbelsäule, die sowieso schon durch vieles Sitzen im Büro
belastet ist, wird überstreckt. Das verspannt, statt zu entspannen. Besser ist es, beim Brustschwimmen den Kopf immer wieder unter Wasser zu nehmen oder auf Kraulen und Rückenschwimmen auszuweichen oder abzuwechseln.
- Einschätzung
sehr gut für den Rücken geeignet
- Das bringt es für den Rücken
Beim Skifahren
müssen wir ständig unser Gleichgewicht halten. Das trainiert besonders die kleinen Muskeln, die direkt an der Wirbelsäule ansetzen und im klassischen Krafttraining nur schwer angesteuert werden können.
- Darauf sollten Sie aber achten
Die ständigen Stossbelastungen auf unsere Wirbelsäule können gerade Untrainierte auch negativ belasten. Eine gut ausgeprägte Rumpfmuskulatur ist hier essenziell.
- Einschätzung
eingeschränkt für den Rücken geeignet
- Das bringt es für den Rücken
Yoga
und Pilates bieten eine optimale Kombination aus Kraft und Beweglichkeitstraining für unseren Rücken, aber auch für den Rest unseres Körpers. Ausserdem haben beide Sportarten eine entspannende Wirkung auf Körper und Geist, was uns bei Verspannungen, etwa durch Stress, Abhilfe verschaffen kann.
- Darauf sollten Sie aber achten
Es können sich auch in diesen Sportarten falsche Bewegungsmuster einschleichen. Achten Sie also zumindest als Anfänger auf die Betreuung durch eine ausgebildete Yoga- oder Pilates-Trainerin.
- Einschätzung
sehr gut für den Rücken geeignet
Die Beurteilung der Sportarten im Hinblick auf Rückengesundheit erfolgte gemeinsam mit Emilie Häberle und Prof. Ingo Froböse, Institut für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation der Deutschen Sporthochschule Köln.
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3 Kommentare
Habe ich das übersehen? Tanzen ist als Bewegunsmöglichkeit gegen Rückenschmerzen nicht erwähnt. Solo oder im Paar.
Xaver Vonesch, Steinhausen
Leider wird viele bei der Ausbildung zu nordisch walken eine steife Rückenhaltung und Bewegungsabläufe wie Hampelmänner begebracht. schade, da hat die Wirbelsäule sehr wenig davon. Also Beine und Arme aus der Körpermitte bewegen, das heisst Hüfte links vorne und dabei Schulter links vorne und umgekehrt. Othmar Gander ehem. nebeamtlicher Dorntherapeut
Ich habe für mich das Schwimmen entdeckt. Seit ich mit einem Schnorchel schwimme, kann ich locker 2 km in einer Stunde Brustschwimmen ohne das mir der Nacken weh tut. Meine Rückenschmerzen und die Haltung sind tatsächlich besser geworden. Ohne Schnorchel kann ich mir das nicht mehr vorstellen.