Reisende in der Zwickmühle – stornieren oder abwarten?
Ob man Reisen wegen dem Coronavirus absagen oder dabei bleiben soll, treibt derzeit viele um. Ab und zu lohnt es sich zu pokern – aber nicht in jedem Fall.
Veröffentlicht am 9. März 2020 - 15:54 Uhr,
aktualisiert am 15. Mai 2020 - 10:55 Uhr
Es ist ein unmögliches Dilemma, vor dem viele Reisende wegen des Coronavirus stehen: kurzfristige oder auch spätere Reisen stornieren und auf den Kosten sitzen bleiben – oder abwarten und darauf hoffen, dass der Reiseveranstalter in letzter Minute selbst absagt?
In dieser Situation fand sich auch Ernst Schibli* wieder. Er hatte eine Kanadareise mit Flug, Hotel und Mietauto gebucht. Los gehen sollte es Anfang August. Der Anbieter hält an der Reise fest, es wird nichts storniert. Die Annullierungsversicherung zahlt nichts. Die Entscheidung liegt also bei ihm selbst. Würde er heute noch absagen, bekäme er gemäss den Vertragsbedingungen immerhin noch einen Teil des Reisepreises zurück. Das restliche Geld wäre verloren. Wartet er ab, schrumpft der Betrag, den er zurückerhält, immer mehr.
Aber was, wenn er storniert und der Reiseveranstalter später die ganze Reise von sich aus absagt und den vollen Preis zurückerstattet? Hat er dann einfach Pech, weil er vorher schon storniert hat, während andere Reisende schliesslich das ganze Geld kriegen?
Beim Reiseombudsmann gehen sehr viele solche Anfragen ein. «Meine Mitarbeiterinnen und ich erwarten einen anhaltenden Ansturm», sagt Franco Muff. Sie mussten deshalb die telefonischen Öffnungszeiten gar vorübergehend einschränken. In der Reisebranche sei man enorm am Rotieren. Für ihn ist unbestritten, dass man je nach Dauer der Bedrohung von einer sehr hohen Summe und enormen Konsequenzen für Veranstalter und Reisebüros ausgehen muss.
Viele Unklarheiten im Zusammenhang mit Reisen würden bis auf Weiteres bestehen bleiben, sagt Reiseombudsmann Muff. «Kein Mensch weiss derzeit, wie es in den nächsten Wochen und Monaten weitergeht.» Er rät Konsumentinnen und Konsumenten grundsätzlich davon ab, allzu früh zu stornieren. «Wer für September eine Städtereise nach Barcelona gebucht hat, kann getrost noch abwarten, wie sich die Situation entwickelt. Es lohnt sich, in den Vertragsbedingungen zu studieren, bis wann man kostenlos stornieren kann. Und kurz bevor es kostet, nochmals zu evaluieren – will ich aussteigen oder nicht? Respektive: Zu welchem Zeitpunkt kostet es mich wie viel?»
Dass man sich Sorgen macht, sei verständlich. Trotzdem müsse man je nach Fall damit rechnen, dass man die Annullierungskosten
berappen müsse. Vor allem für ausgestellte Flugscheine bei Stornierung durch die Kunden selbst und solange der Flug weiterhin im Angebot ist.
Der Bund macht wegen des Virus keine länderspezifischen Reisewarnungen. Aber viele Reiseversicherungen zahlen üblicherweise erst dann, wenn es eben eine solche Warnung vom Bund gibt. «Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA gibt solche Warnungen normalerweise heraus, wenn die Lage in einem Land aufgrund der politischen Situation heikel ist, wenn etwa Terrorgefahr herrscht. Bei Gesundheitsgefährdungen, wie bei der aktuellen Pandemie, jedoch nicht. Und das ist unbefriedigend», sagt Reiseombudsmann Muff.
Das heisst, beim aktuellen Vorgehen des Bundes werden Reisende auf den Kosten sitzen bleiben, wenn sie nicht selber frühzeitig stornieren oder der Reiseveranstalter absagt. «Das ist unschön und ein klarer Nachteil für die Konsumenten.»
Steht die Reise bald bevor, sei die Entscheidung, ob man stornieren oder abwarten soll, schwieriger, findet Muff. Er rechnet zwar damit, dass einige Reiseveranstalter geplante Angebote noch annullieren werden, aber Sicherheit gebe es keine. «Wenn die gebuchten Ferien nicht allzu teuer sind und es eine hohe Chance gibt, dass die Veranstalter sie streichen, dann würde ich pokern und abwarten – sofern man denn unter den gegebenen Umständen in nächster Zeit überhaupt noch reisen will.»
Klar ist für Franco Muff: Wenn man kurz vor Reiseantritt selber den Vertrag kündigt und die Veranstalter dann von sich aus später absagen, hat man Pech gehabt. Nachverhandlungen hätten in solchen Fällen keine Chancen.
Bei teureren Reisen müsse das Risiko sorgfältiger abgewogen werden. Bei einer grösseren Reise, wie sie Ernst Schibli eigentlich hätte antreten wollen, empfiehlt der Reiseombudsmann zu mehr Vorsicht: «In solchen Fällen wäre ich als Konsument aus mehreren Gründen eher vorsichtig und würde früher annullieren.» Bei teuren Buchungen gelte es vorsichtig zu sein, weil man entsprechend hohe Summen verlieren könnte, wenn man nicht rechtzeitig reagiert.
Da die meisten Reisen in näherer Zukunft sowieso nicht durchgeführt werden können, sei das aber häufig gar kein Thema mehr, sagt der Reiseombudsmann. Dann sei der Fall klar – die Reiseveranstalter müssen eine Lösung finden und den Kunden die Kosten zurückerstatten. Dabei versuchen viele Reiseveranstalter, die Kunden mit Gutscheinen oder Verschiebedaten zu behalten.
Der Zwiespalt bleibt – es wird weiterhin schwierig sein zu entscheiden, ob man annullieren oder abwarten will. «Wir spüren eine grosse Verunsicherung», sagt Doris Huber vom Beobachter-Beratungszentrum. «Wir empfehlen die Annullierungsbedingungen zu prüfen und vor allem mit dem Reisebüro Rücksprache zu nehmen. Nicht zuletzt ist es zentral, auf das Bauchgefühl zu hören, wenn man sich im Moment eine Reise ins Ausland nicht vorstellen kann.»
*Name geändert
Lockdown statt Check-in – was nun?
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6 Kommentare
Natürlich stornieren, was sonst? Sonst landet Ihr in Peru, werdet dort eingesperrt, kommt nicht mehr weg und wenn das Geld ausgegangen ist, seid ihr am ARSCH.
Und jetzt werde ich Euch die Zukunft voraussagen, lasst mich Kassandra sein: Die Reisebranchen gehen kaputt, die Fluggesellschaften grounden. Geld gibt's nicht mehr und jetzt lasst uns freuen, tanzen und springen: was Greta nicht schaffte - nämlich den Klimawandel zu stoppen, gelingt mit den Corona-Massnahmen: Ganze Länder gehen Konkurs, Fluglinien gehen Konkurs, Reisunternehmen gehen konkurs. Weniger CO2 Ausstoss. Der Mittelstand wird sich fliegen nicht mehr leisten können - dank Corona-Massnahmen. Wie ein Dominostein nach dem anderen bricht jetzt ein Wirtschaftszweig nach dem anderen ein - Bravo gut gemacht. Jetzt habt Ihr ein klimaneutrales Umfeld geschaffen.
Niemand wird mehr reisen, geht ja nicht, bei einer Arbeitslosigkeit von 30-40% weil ein Unternehmen nach dem anderen, ein Dominostein nach dem anderen zusammenbricht.
Das war doch das Ziel, das unsere Regierung mit der Agenda 2030 unterschrieben hat: Neue Welt: Klimaneutralität, indem niemand mehr reist - ja wenn die Wirtschaft an die Wand geknallt ist, dann gibt es keine Reisen mehr. Alles tot. Ach wie weise ist doch unsere Regierung: Wir schliessen alle ein, bringen alle Kleinunternehmen um, fahren die Wirtschaft an die Wand und die Bevölkerung macht ganz brav mit, denn die Hofberichterstattung der Schweizer Medien hat die Bevölkerung mit Panik so eingeheizt, dass die gar nicht merken, wie ihnen der Teppich unter den Füssen weggezogen wird.
Aber jedenfalls, wir brauchen uns nicht mehr ums Reisen zu kümmern, das werden in Zukunft nur die Superreichen können, alle anderen werden zuhause bleiben. Da die Staatskassen leer sind - der Mittelstand tot - werden die Leute dann nicht an Corona, sondern an Seuchen, Krankheit und vor allem am Hunger sterben - wie im Moment in Indien und allen Ländern mit Tagellöhnern und schweren Lockdowns.
Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen. Corona wird Euch nicht töten - aber der Tod - der Hunger und vielleicht der Impfstoff. Aber Fliegen wird hier keiner mehr, dank unserer ach so weisen Politik und unseren liebenswürdigen Medienberichterstatter. Die können ihre Medien auch bald bestatten lassen - also Journalisten, die Ihr doch die Massnahmen so verteidigt, die ihr das Corona-Narrativ weiter erzählt. Sucht Euch jetzt doch einen Neuen Job, denn bald werden sich die Mehrzahl der Abonnenten keine Zeitung mehr leisten können. Ihr Journalisten habt Euch mit Eurer so braven Hofberichterstattung das eigene Grab geschaufelt, Ihr seid so klug, Ihr habt den Ast abgesägt auf dem Ihr sitzt. Gut gemacht. Ah übrigens in der Neuen Schönen Welt braucht es keine Journalisten mehr. Dadurch werden auch keine Zeitungen mehr gedruckt - das wird auch dem Klima gut tun. Kein Altpapier.
ich würde immer so lange warten, bis sich der Reiseveranstalter oder das Hotel bei einem selbst melden... ansonsten gilt: wenn eine aufrechte Warnung für ein Reiseziel gilt, MUSS man das Geld zurückbekommen...außer, es kommt zu neuen Regelungen...
Wissen Sie Butterfly21: Das Wörtchen "muss" ist eine harte Nuss, wenn man diese schlucken muss. Aber wenn der Veranstalter pleite geht - dann können Sie lange auf ihr Geld warten. Mir ist schleierhaft wie oberflächlich die Menschen heutzutage sind. Ich sage nur: diese Generation hat die Corona-Lüge verdient und den damit angerichteten Schaden. Menschen, die so selbstsüchtig sind - haben nichts anderes als die schlimmen Konsequenzen verdient, die uns alle jetzt erreichen: Zerstörung des Mittelstandes, hohe Arbeitslosigkeit, Hungersnöte, Enteignungen, Tod und Seuchen - aber nicht durch Corona, sondern die Dummheit der Politik und der Menschen, die dieser gefolgt sind. Ich gratuliere: Wer in der Demokratie schläft wacht in einer Diktatur auf.
Alle Tipps schön und gut. Meine Reise steht nächste Woche nach Südamerika bevor. Bis jetzt gibt es keine Beschränkungen. Aber was, wenn während meiner Reise ähnliche Bestimmungen wie in den USA in Kraft treten und Airlines ihre Flüge einstellen? Wie komme ich zurück in die Schweiz? Was wenn ich dadurch erst verspätet meine Arbeit aufnehmen kann?
Lieber Swindo erstaunlich, Ihr einziges Problem: "wie komme ich in die Ferien und wieder zurück"? Nun, ich erzähle Ihnen einen Geschichte, von ein paar Träuern wie Sie - die haben sich nach Peru aufgemacht: Lockdown - die sitzen jetzt noch dort - ohne Geld. Die Polizei war sehr hart mit den Touristen.
Sehen Sie - sie haben sich bis jetzt überhaupt keine Gedanken gemacht über die ganze Sache; das Corona-Narrativ, Lockdown, Verhältnismässigkeit etc., Sie haben Ihre Zeit wahrscheilich damit verbracht, sich nur mit Ihrer Arbeit und Ihrem wohlverdienten Urlaub zu befassen- nach dem Motto: nach mir die Sinthflut, aber Sie haben nicht angefangen zu recherchieren, Zusammenhänge zu verstehen, sich Fragen zu stellen, Hintergründe aufzudecken. Ihr einziges Problem ist: "wie komme ich zurück". Wissen Sie was? Solche Menschen wie Sie verdienen dass sie mal Zwangsferien auf unbestimmte Zeit an einem fremden Ort verbringen, vielleicht erholt sich dann Ihr Gehirn und sie befassen sich damit, was gerade global passiert. Und ob es da mit rechten Dingen zugeht und Sie werden dann vielleicht Ihre Verantwortung wahrnehmen.
Achtung: ein Reiseveranstalter ist nicht dasselbe wie ein Reisebüro.