Ein Heli für alle Fälle
Notfalltransporte per Helikopter haben sich zu einem lukrativen Markt entwickelt. Auch das Militär spielt mit – aber in welcher Rolle genau?
Veröffentlicht am 27. Februar 2025 - 08:20 Uhr
Der ehemalige Direktor der Eidgenössischen Finanzkontrolle beobachtet Politik und Verwaltung kritisch weiter.
In den Medien ist immer häufiger von Helikoptern die Rede. Ihre Einsätze in Notfällen häufen sich. Wir sollten dringend ein paar Lehren daraus ziehen. Doch zunächst die Fakten:
- 2022, Hitzesommer. Zwischen Mitte Juli und Ende August sind die Super-Pumas der Armee gefragt. Sie bringen Wasser in abgelegene Bergregionen, die auf der Strasse nicht erreichbar sind. Ähnliche Einsätze gab es bereits 2015 und 2018.
- 2023, Waldbrand bei Bitsch im Oberwallis. Die Brandbekämpfung dauert mehrere Tage. Im Einsatz stehen mehrere Helikopter, zuerst sind es nur private Helis, dann auch Super-Pumas der Armee. Darüber entbrennt ein öffentlicher Streit. Der Präsident der Air Zermatt beklagt sich: Es sei nicht Sache des Staates, einzugreifen, solange die zivilen Rettungs- und Transportmittel nicht ausgeschöpft seien. Der Walliser Regierungsrat entgegnet, die Verantwortung für die Leitung eines solchen Einsatzes liege bei den kommunalen und kantonalen Behörden – und nicht bei einem privaten Unternehmen.
- Juli 2024, Unwetter im Tessin. Fünf Kilometer oberhalb von Locarno ist im Maggiatal die Strasse unterbrochen. Von Aurigeno aus starten im Minutentakt Hubschrauber, um die Menschen aus dem betroffenen Gebiet zu fliegen. Die Rega und mehrere private Helikopterfirmen beteiligen sich daran. Wegen der Unwetter fliegen auch Helis des Militärs diverse Einsätze im Tessin.
- September 2024, Erdrutsch im Wallis. Über 2000 Touristinnen und Touristen sitzen fest, die Strasse ins Saastal bleibt mehrere Tage blockiert. Es werden Heliflüge zwischen Saas-Fee und Stalden angeboten. Die Wartezeit beträgt bis zu vier Stunden. Der Flug dauert wenige Minuten – und kostet 140 Franken pro Person.
Überschwemmungen, Erdrutsche, Lawinen und Waldbrände häufen sich. Aufgrund des Klimawandels dürften solche Helikoptereinsätze in Zukunft noch gefragter sein. Dass das Militär dabei unterstützend eingreift, ist richtig.
«Die Bevölkerung hat das Recht auf schnelle Rettung, auch im Wallis.»
Aufgaben im Bereich Bevölkerungsschutz gehören zum gesetzlichen Auftrag der Armee. Im Katastrophenfall hat die Bevölkerung das Recht auf schnelle – und kostenlose – Rettung, auch im Wallis.
Würde die Armee ihren Auftrag und die tatsächlichen Risiken ernst nehmen, müsste sie sogar massiv in die Aufstockung ihrer Hubschrauberflotte investieren. Und zwar nicht in teure gepanzerte und bewaffnete Modelle, sondern in zivile Transport- und Rettungshelikopter.
Bevölkerungsschutz in privater Hand
Der Widerstand ist programmiert. Wie der Waldbrand im Oberwallis zeigt, mögen es die privaten Helikopterbetreiber nämlich gar nicht, wenn sich die Armee in ihr lukratives Geschäft einmischt. Und sie haben in Bern ihre politischen Lobbyisten, die sich gegen solche Einkäufe der Armee wehren. Wie damals, als sich das Parlament zu Recht fragte, ob der Kauf eines Feuerlöschflugzeugs des Typs Canadair nicht eventuell sinnvoll sein könnte.
Im August 2023 folgte die Antwort des Bundesrates: nein. Bei der Bekämpfung von Grossbränden muss sich die Schweiz weiterhin auf private Unternehmen verlassen – und auf Flugzeuge, die uns dann eventuell die EU netterweise zur Verfügung stellt.