Pech. Mein Zug fährt mit 25 Minuten Verspätung. Die freundliche Frau von den SBB teilt mit, es handle sich um ein Problem mit der Fahrleitung. Gestern war es das Antiblockiersystem der Räder einer Lokomotive, morgen könnte es eine defekte Tür sein. Fehlt vielleicht das Geld für die Wartung?

Kürzlich habe ich einen kleinen Ausflug mit der Bahn gemacht. Ich wollte den berühmten Weissensteintunnel besichtigen, dessen Sanierung den Bund mindestens 85 Millionen Franken kosten wird.

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Bahnhof Solothurn, Abfahrt um 10.32 Uhr. In 33 Minuten werde ich Moutier erreichen, es geht durch den alten Tunnel. Der Zug ist fast leer. Er fährt die Hänge des Juras hoch. Nicht sehr schnell, es ist eine Bergbahn, die zu einem Scheiteltunnel führt. Einige Wanderer steigen vor dem Tunnel aus, um den Gipfel zu erklimmen. Bei der Ankunft in Moutier ist der Zug fast leer. Die letzte offizielle Zählung ergab 590 Passagiere pro Tag, die sich auf mehr als 30 Züge verteilen. Das ist sehr, sehr wenig.

Das eigentliche Problem ist, dass es zwei Tunnel nach Moutier gibt. Der Weissensteintunnel wurde 1907 gebaut und muss dringend saniert werden, denn zusätzlich zu den Alterserscheinungen haben grosse Wassermengen und der Gebirgsdruck heftige Schäden verursacht.

Einige Kilometer entfernt: der Grenchenbergtunnel. Er wurde 1915 eingeweiht. Einer der beiden Tunnel ist überflüssig. Der Grenchenbergtunnel ist rentabel. Als Basistunnel verläuft er flach, wodurch seine Durchfahrt weniger Energie erfordert, die Züge fahren schnell und sind gut ausgelastet. Die Entscheidung, den Weissensteintunnel zu sanieren, ist eigentlich ein Luxus. Das Bundesamt für Verkehr schreibt es in aller Deutlichkeit: Es habe «beschlossen, den Weissenstein-Eisenbahntunnel zu sanieren. Es nimmt damit die Anliegen der betroffenen Regionen auf. Ihre Anliegen werden höher gewichtet als wirtschaftliche Überlegungen.»

Jedes andere Unternehmen würde Prioritäten setzen und zuerst dafür sorgen, dass die voll besetzten Züge nicht ausfallen, bevor es in einem verlassenen Tunnel die Fledermäuse aufschreckt. Es würde über die Summen nachdenken, die auf dem Spiel stehen: 85 Millionen Franken für den Tunnel plus 65 Millionen, um die Gleise und die kleinen Bahnhöfe auf diesem Abschnitt zu renovieren. Wir lassen uns von Lokalpolitikern blenden, die es lieben, Tunnel einzuweihen – auch wenn sie keiner benutzt.

Das Geld fliesst … Uns bleibt aber nicht mehr viel Zeit bis zu den Finanzengpässen aufgrund des demografischen Wandels. Werden wir den Mut zum Verzicht haben?

Zur Person
Michel Huissoud