Coronavirus
Spiel mit der Epidemie
Demo trotz Verbot, Partys gegen die Empfehlung der Behörden. Zürcher Frauenorganisationen und Clubbetreiber torpedieren die Präventionspolitik gegen das Coronavirus.
Veröffentlicht am 4. März 2020 - 17:06 Uhr
Bis gestern herrschte ein breiter Konsens: Die Präventionsmassnahmen von Bund und Kantonen sind wichtig und richtig, das Bundesamt für Gesundheit wurde mit Lob geradezu überhäuft. Die Zivilgesellschaft beisst in den sauren Apfel, Veranstaltungen mit über 1000 Personen finden nicht mehr statt. Sportfans begnügen sich mit Geisterspielen oder müssen ganz verzichten, die Veranstalter verlieren Millionen. Nur die basellandschaftlichen Fasnächtler scherten bisher aus.
Das könnte sich ändern. Frauenorganisationen rufen seit Dienstag dazu auf, das Demoverbot am 7. März (dem Tag vor dem offiziellen Frauenkampftag) zu ignorieren und in Zürich durch die Strassen zu ziehen. Die Bedrohung durch das Coronavirus
stehe in keinem Verhältnis zur medialen Panikmache, teilten das Frauen*bündnis Zürich und das Feministische Streikkollektiv mit. Die Alarmstimmung, in die Menschen versetzt würden, sei die eigentliche Krise. Und der Bund schütze mit seinen Verbotsmassnahmen an erster Stelle die Wirtschaft und nicht die Bevölkerung: «Solange Supermärkte, Bahnhöfe und Pendlerzüge nicht reorganisiert werden müssen, sehen wir keinen Grund, warum Veranstaltungen draussen und in freier Bewegung nicht stattfinden sollen.»
Die Frauen greifen die Prävention im Kern an – oder verstehen sie schlicht nicht. Die Idee der Massnahmen ist es, Ansteckungssituation dort zu vermeiden, wo ein Zusammentreffen der Leute nicht zwingend nötig ist. Auf Sportveranstaltungen und Demos trifft das besonders zu. Die Demo könnte sogar problemlos auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden, zum Beispiel auf den 13. Juni, in Erinnerung an den Frauenstreiktag vor einem Jahr. Die Ungleichbehandlung wird ja kaum am kommenden Wochenende abgeschafft.
Seit Dienstag protestieren auch Club-Betreiber gegen schärfere Empfehlungen im Kanton Zürich: «Veranstaltungen mit vielen Personen mit engem Körperkontakt in geschlossenen Räumen sollen nicht durchgeführt werden.» Gemeint sind die vielen Clubs, in denen getanzt, geschwitzt und geküsst wird.
Die meisten werden die Empfehlung wohl ignorieren, einzelne haben das bereits angekündigt. Am Samstag wird das Langstrassenquartier sogar zur besonders grossen Festhütte. 12 Clubs beteiligen sich am Radarfestival, das über 35 Bands auf die Bühnen bringen und das Publikum nachtwach halten wird.
Club-Betreiber regen sich auf, dass der Kanton den Entscheid an sie delegiert und sich so um eine klare Position drückt. Sie haben Recht. Wer nicht schliesst, riskiert ein Imageproblem – je nach Publikum auch umgekehrt. Die staatliche Empfehlung ist aber kaum naiv, sondern berechnend. Solange Veranstalter freiwillig ihre Tore schliessen, kann der Staat nämlich auch jegliche Folgen auf die Clubs abschieben . Und die könnten verheerend sein.
Anders als beim Demotermin geht es hier um das finanzielle Überleben. Den Laden auf unbestimmte Zeit dicht zu machen, kann sich kaum ein Club leisten. Eine Versicherung oder einen Fonds, der für Ausfälle aufkommen würde, gibt es nicht.
Die Anzahl der Corona-Fälle hat sich von Dienstag auf Mittwoch auf rund 100 Fälle verdoppelt. Betroffen sind vor allem 20- bis 40-Jährige. Das Bundesamt für Gesundheit appelliert an die junge Bevölkerung, auch aus Respekt vor älteren Menschen auf problematische Veranstaltungen zu verzichten.
Das kommende Wochenende wird so zum wichtigen Testlauf für Selbstverantwortung und Solidarität. Falls er misslingt, warten düstere Alternativen.
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