Väter an den Herd
Die Ärztin und Prix-Courage-Preisträgerin Natalie Urwyler fordert Unternehmen auf, Väter freizustellen für die Kinderbetreuung. Viele Mütter brauche es nun im Job zur Bewältigung der Corona-Krise.
Veröffentlicht am 20. März 2020 - 17:57 Uhr
Die Corona-Pandemie führt vor Augen, wie leicht die fein austarierte Arbeitsteilung vieler Familien ins Wanken gerät. Und es zeigt sich, wie sehr die Gesellschaft auf berufstätige Mütter angewiesen ist. Das Gesundheitswesen und der Detailhandel sind weitgehend in Frauenhand. Die Schliessung der Schulen stellt die in diesen wichtigen Branchen tätigen Mütter erst recht vor grosse Probleme.
Vor diesem Hintergrund richtet Natalie Urwyler, Ärztin am Spital Wallis und Preisträgerin des Prix Courage 2018
, deshalb
einen dringenden Appell an die Wirtschaft. Sie fordert: Stellt die Väter frei, damit diese Mütter arbeiten können! Väter, die nicht in akut notwendigen Berufen arbeiten, sollten nun besser zu Hause die Kinder betreuen. Wichtig seien derzeit Ärztinnen, Pflegefachleute und Apothekerinnen, aber auch Mitarbeitende in den ebenfalls frauendominierten Spitalküchen, Wäschereien oder im Bereich Reinigung, findet Urwyler.
«Betriebe, die wegen der Krise weniger Arbeit haben, sollten nicht verzweifelt nach Beschäftigungen suchen, sondern diese Männer freistellen. Sie werden zu Hause gebraucht.» Wer im Einsatz stehe, wolle sich keine Gedanken machen müssen, ob die Kinder nun wohl gut versorgt seien. Die Zahl der Toten hänge nicht primär vom Virus ab, sondern von der Qualität der Versorgung im Spital. «Wir brauchen alle verfügbaren Kräfte, um die Krise zu bewältigen und um in Schichten mit entsprechenden Ruhezeiten arbeiten zu können», so Urwyler.
Von der Direktion ihres Spitals erhielt sie für ihren Aufruf Rückendeckung. Auch der Arbeitgeberverband gibt sich aufgeschlossen. Man wolle nun aber zunächst abwarten, wie die staatlichen Angebote greifen, bevor man weitere Massnahmen beschliesse, sagt Mediensprecher Fredy Greuter.