Der Bestseller-Preisvergleich des Beobachters zeigt Überraschendes: Eine unscheinbare Kleinbuchhandlung bietet erstaunlich tiefe Buchpreise. Ein Grosshändler ist am teuersten. 

Der vom Beobachter als Stichprobe zusammengestellte Warenkorb – zwei Taschenbücher und drei Hardcover-Ausgaben – kostet in der Schweiz zwischen Fr. 131.40 und Fr. 174.50. Das ist ein Preisunterschied von 33 Prozent. 

Der Beobachter hat die Preise von fünf Bestsellern der Kategorien Belletristik und Sachbuch erhoben. Daraus lassen sich vier Erkenntnisse ableiten.

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1. Der Grösste ist am teuersten 

Die Orell Füssli Thalia AG ist der Platzhirsch in der Deutschschweiz. 58 Filialen und einen Onlineshop betreibt die Buchhandelskette. Die Preise sind allerdings am höchsten gemäss unserem Preisvergleich. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Buch im Laden oder online gekauft wird.

Wer eine Kundenkarte besitzt, erhält zwar Rückvergütungen. Ab einem Jahreseinkauf von 3000 Franken, gibts 7 Prozent zurück. Ab 200 Franken 3 Prozent. Den Cashback gibts in Form von Gutscheinen. Doch selbst wer eine Rückvergütung von 7 Prozent erhält, wäre in der kleinen Buchhandlung Klio günstiger gefahren (siehe Tabelle).

Orell Füssli wolle sich von anderen Anbietern «nicht über den günstigsten Preis» abheben, sagt ein Sprecher. «Dieses Feld überlassen wir Discountern.» Man kaufe die Bücher zu bestmöglichen Preisen ein und gebe diesen Einkaufspreis weiter – «nach der Kalkulation der Marge».

2. Aufpreis gegenüber Deutschland lässt sich verkleinern

Klar ist: Wer den Schweizer Buchhandel unterstützen will, muss mehr bezahlen als bei Amazon.de. Wer seine Bücher nicht in Deutschland bestellen mag, muss sich fragen: Wie viel teurer darf das Einkaufen in der Schweiz sein? 18 Prozent mehr (Elantis.ch) oder 56 Prozent mehr (Orell Füssli)?

Am günstigsten fährt in der Schweiz in der Regel, wer beim Ostschweizer Anbieter Elantis.ch bestellt. Der Versand ist dort allerdings erst ab 40 Franken kostenlos. Bei Kleinbestellungen kann Exlibris.ch deshalb günstiger sein. 

3. Online nicht immer am günstigsten

Wer online Bücher kauft, fährt nicht immer am günstigsten. Auch das zeigt der Preisvergleich. Zwar sind die Onlineshops Buchhaus.ch und CeDe.ch bei Heimbestellungen relativ günstig.

Buchhaus.ch, der Onlineshop von Lüthy Balmer Stocker, bietet zudem ebenfalls eine Rückvergütung an. Ab einem Einkauf von 500 Franken gibts einen 10-Franken-Gutschein. 

Doch wer sein Buch im Laden abholen mag, hat noch eine günstigere Option: die Zürcher Buchhandlung Klio. Hinter dem kleinen Laden am Zürcher Central versteckt sich ein grösserer Bibliothekszulieferer. 

«Wir versuchen trotz höherer Preise in der Schweiz gegenüber ausländischen Anbietern einigermassen konkurrenzfähig zu bleiben», sagt Mitinhaberin Christine Heiniger. Man bediene viele Bibliotheken und Schulen und dürfe deshalb gegenüber ausländischen Bibliothekslieferanten preislich nicht gross abfallen. Klio sei ein schlanker kleiner Betrieb, der alles selbst mache und deshalb eine tiefe Kostenstruktur habe. 

Kundinnen und Kunden könnten jedes Buch im Katalog in den Laden bestellen oder es sich für 8 Franken nach Hause schicken lassen. In vielen Fällen seien die tatsächlichen Preise noch etwas günstiger als im Katalog auf der Klio-Website vermerkt, sagt Heiniger. Der Preisvergleich bestätigt das. 

4. Neue Bücher sind teurer als alte

Bücher sind gemäss dem Bundesamt für Statistik seit 2018 rund 12 Prozent teurer geworden. Neben den gestiegenen Preisen für Papier gibt es zwei weitere Gründe dafür. 

Das Taschenbuch «Hillbilly-Elegie» zeigt den ersten Grund. Der Autor des Buchs ist der republikanische Politiker J. D. Vance, der gerade an der Seite von Donald Trump Vizepräsident der USA werden will. Das hochgelobte Buch ist soeben neu aufgelegt worden auf Deutsch. Und kostet satte 65 Prozent mehr als die Erstausgabe von 2018. Statt Fr. 15.50 kostet es in der Schweiz zwischen Fr. 22.– und Fr. 29.–.

Verleger Oliver Kuhn vom Münchner Verlag Yes hat sich die Rechte daran gesichert. Er sagt: «Wir mussten für dieses Buch, das in Amerika gerade auf Platz 1 der ‹New York Times›-Bestsellerliste steht, einen sehr hohen Vorschuss an die amerikanischen Lizenzgeber bezahlen.» 

Als der Verlag Ullstein vor acht Jahren zum ersten Mal die Buchrechte für den deutschsprachigen Markt gekauft habe, sei «Hillbilly-Elegie» noch ein ambitioniertes, aber unbedeutendes Erstlings-Memoire gewesen. Der Verlag erhalte zudem nur rund 8 Franken für jedes verkaufte Hillbilly-Buch. «Der Rest geht an Händler und Zwischenhändler.» 

Und Grund zwei: Die Preise für Neuerscheinungen sind gemäss Verleger Kuhn in den letzten Jahren stärker gestiegen als die Durchschnittspreise aller angebotenen Bücher. «Weil Verlage normalerweise die Preise für ihre bereits erschienenen Bücher nicht erhöhen.» Wer als Verlag die Teuerung auffangen wolle, müsse deshalb bei Neuerscheinungen überdurchschnittlich aufschlagen.