Konsumentenschützer nehmen Cola light ins Visier
Die Konsumentenorganisation Foodwatch will den Süssstoff Aspartam verbieten. Betroffen wären zuckerfreie Limonaden, viele Joghurts, Kaugummis und anderes.
Veröffentlicht am 10. Februar 2025 - 16:24 Uhr
Der Süssstoff Aspartam steht in der Kritik. Er ist in vielen diät- oder kalorienreduzierten Lebensmitteln enthalten – etwa in Süssgetränken wie Coca-Cola light, in Light-Joghurts, vielen Kaugummis. Er kommt weltweit in insgesamt 6000 Lebensmitteln vor. Die Internationale Agentur für Krebsforschung IARC der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Süssstoff 2023 als «potenziell krebserregend» eingestuft.
Nun doppelt die Konsumentenschutzorganisation Foodwatch nach. Sie fordert ein Verbot von Aspartam. In einem neuen Bericht zeigt die Organisation auf, dass die meiste Forschung zum Thema von der Industrie finanziert sei.
Studie von Aspartamhersteller
So relativierte die WHO 2023 gleichzeitig mit ihrer Warnung auch: In üblich konsumierten Mengen dürfte Aspartam kein Problem darstellen. Zu dem Schluss kam der gemeinsame Sachverständigenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe (JECFA) von WHO und FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen). Foodwatch kritisiert das scharf.
Denn die JECFA stütze sich vor allem auf eine einzelne Studie aus dem Jahr 1981 – durchgeführt vom grössten Aspartamhersteller selbst. Im Gegensatz dazu stelle eine aktuelle Studie des staatlichen französischen Gesundheitsinstituts Inserm ein Krebsrisiko bereits bei deutlich niedrigeren Dosen fest.
Von der Industrie finanzierte Studien
Foodwatch kritisiert auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Bei der Risikobewertung von Aspartam habe sie sich zu stark auf industriefinanzierte Studien verlassen. So habe die Behörde im Jahr 2013 bei ihrer letzten Einschätzung von Aspartam 73 Studien, die auf mögliche Risiken hinweisen, als unzuverlässig eingestuft. Den Grossteil der 81 Studien, die keine Gesundheitsrisiken fanden, habe sie als verlässlich betrachtet.
«Die Anzeichen, dass Süssstoffe wie Aspartam sehr zurückhaltend konsumiert und eingesetzt werden sollten, sind eindeutig.»
Josianne Walpen, Konsumentenschutz
Die Analyse von Foodwatch zeigt, dass fast drei Viertel dieser Studien von der Aspartamindustrie finanziert wurden oder ihre Autorinnen und Autoren Verbindungen zur Industrie hatten.
Foodwatch argumentiert, ein Verbot von Aspartam sei vertretbar. So erlaube das EU-Vorsorgeprinzip der Politik, schützende Massnahmen zu ergreifen, wenn es wissenschaftliche Evidenz für mögliche Gesundheitsschäden gebe. Mit Sicherheit erwiesen müsse eine gesundheitsschädigende Wirkung dafür nicht sein.
Keine Süssstoffe in Kinderprodukten
«Die Anzeichen, dass Süssstoffe wie Aspartam sehr zurückhaltend konsumiert und eingesetzt werden sollten, sind eindeutig», sagt auch Josianne Walpen vom Konsumentenschutz zum Beobachter. Und nicht nur wegen der Einstufung der WHO. Sie verweist auf die Allianz Ernährung und Gesundheit, die mögliche negative Auswirkungen von Süssstoffen auf die Gesundheit darlegt – etwa auf den Appetit, Übergewicht und das Darmmikrobiom.
Unabhängige Forschung gefordert
Der Konsumentenschutz fordert zusammen mit der Allianz Ernährung und Gesundheit in einem «Zuckermanifest», dass insbesondere Produkte, die an Kinder gerichtet sind, keine künstlichen Süssstoffe wie Aspartam enthalten dürfen. Das basiere auf dem Vorsorgeprinzip, das im Lebensmittelgesetz ausdrücklich aufgeführt werde und besage, dass bei begründetem Verdacht vorsorglich Massnahmen ergriffen werden können, so Walpen.
Zudem fordert der Konsumentenschutz eine verstärkte, unabhängige Forschung zu Aspartam und Co. Bis diese Forschung zu belastbaren Resultaten komme, unterstütze man die Forderung von Foodwatch nach einem Aspartamverbot, insbesondere bei Kinderprodukten, sagt Walpen.
- Foodwatch: Petition Aspartamverbot
- Foodwatch: Bericht
- Allianz Ernährung und Gesundheit: Zuckermanifest
- Allianz Ernährung und Gesundheit: Süssungsmittel als Zuckerersatz