Ende September ist die deutsche Sängerin Ayliva im Zürcher Hallenstadion aufgetreten.

Auch Leonie Tobler, die eigentlich anders heisst, kauft zwei Tickets für sich und ihre Freundin. Jedoch nicht beim offiziellen Verkäufer Ticketcorner, sondern bei der Firma Ticketbande.

Für ein Ticket, das offiziell zwischen 70 und 84 Franken kostet, bezahlt sie dort mehr als das Doppelte – 182 Euro, rund 170 Franken. Doch die Tickets kommen nicht an.

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Nichts als Standardantworten

Einige Monate später, im Februar, meldet sie sich bei der Firma. Sie erhält eine standardisierte E-Mail. Man würde ihr innerhalb der nächsten 96 Stunden antworten – es kommt nichts.

Leonie Tobler schreibt im Juli erneut eine Mail. Dieselbe Standardantwort erreicht sie, ohne jegliche Informationen zu ihren Tickets und ihrem Geld.

Irreführendes Geschäftsmodell: Ticketsuche statt Tickets

Dass sie noch keine Tickets erhalten hat, könnte am Geschäftsmodell von Ticketbande liegen. Denn wer die Geschäftsbedingungen genauer liest, sieht: Die Ticketbande bietet nicht die Tickets selbst an, sondern ist lediglich ein Vermittler bei der Suche nach verfügbaren Tickets.

Hohe Servicegebühr

Für diese Ticketsuche bezahlt die Kundschaft einen hohen Preis. Im Fall von Leonie Tobler gehen von den insgesamt 340 Franken, die sie bezahlt hat, mindestens 140 Franken an Ticketbande als Suchgebühr.

Kundinnen fühlen sich abgezockt

Eine Abzocke, finden verärgerte Kunden auch auf der Bewertungsplattform Trustpilot, wo Ticketbande eine Gesamtbewertung von tiefen 2,8 aus 5 Sternen erhalten hat.

Auf die Nachfrage des Beobachters reagiert Ticketbande nicht. Auch der Beobachter erhält die standardisierte E-Mail-Antwort mit den 96 Stunden Wartezeit. Danach ebenfalls: nichts.

In jedem Fall: 140 Franken Suchgebühr weg

Die Suchgebühren seien gerechtfertigt, sagte Frank Laurini, Gründer und Geschäftsführer von Ticketbande, bereits 2023 gegenüber der deutschen «Bild»-Zeitung. Der Aufwand, gültige Eintrittskarten aufzuspüren, sei tatsächlich hoch.

Das Konzert fand nun statt – ohne Leonie Tobler. Sie hat keine Tickets erhalten. Dass das Unternehmen keine Tickets findet, könne vorkommen. Dann würde die Kundschaft das Geld für den Eintritt rückerstattet bekommen, so Laurini weiter. Die 140 Franken Suchgebühr wird Tobler aber nicht mehr sehen.

Künstlerinnen warnen vor inoffiziellen Plattformen

Das Modell, mit dem Weiterverkauf von Tickets viel Geld zu verdienen, ist bekannt. So warnen auch Künstler selbst, wie etwa die deutsche Rockband «Die Ärzte», vor dem Kauf bei Ticketbande, Viagogo und ähnlichen Plattformen.

Da diese Verkäufer nicht von den Künstlerinnen selbst autorisiert seien, könne es sich beim Kauf über solche Plattformen nur um Fälschungen oder ungültige Karten handeln.

Tipp: Offizielle Verkäufer nutzen – oder den Resale

Wer Tickets kaufen will, tut dies vorzugsweise über die offiziellen Verkaufsstellen. Dort bieten Plattformen wie Ticketcorner und Ticketmaster auch den sogenannten Fansale oder Resale an. So können Personen, die doch nicht an einer Veranstaltung teilnehmen können, ihre Tickets über einen autorisierten Weg weiterverkaufen.