Züge, Amherd, Virenwelle
Wurde die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher? Und wo gings rückwärts? Der Nachrichtenüberblick des Beobachters für die Woche vom 29. Juli 2024.
Liebe Leserinnen und Leser
Willkommen zu «Das war richtig wichtig». Hier ordnen wir immer freitags die wichtigsten Nachrichten der vergangenen Woche für Sie ein.
Diesmal:
- Telefonterror: Bald verdienen Krankenkassenvermittler noch mehr
- Deutsche Züge mit Verspätung: Das sind Ihre Rechte
- Sommerhusten: Eine neue Virenwelle plagt die Schweiz
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Das Zitat der Woche
Stellen Sie sich mal vor: Sie haben sich endlich richtig im Job eingelebt, einen guten Draht zu den wirklich wichtigen Kolleginnen. Sie wissen jetzt, wo um die Ecke es den besten Lunch gibt – und haben Ihre Dossiers im Griff. Und dann ruft ein Journalist an und will wissen, ob Sie nicht bald kündigen wollen. In den meisten Jobs wäre das ziemlich übergriffig – für Bundesräte ist es Routine. Diese Woche war die Verteidigungsministerin dran.
«Ich werde Ende Jahr sicher nicht zurücktreten» – Viola Amherd, Bundesrätin
Im 1.-August-Interview sagte Viola Amherd zu SRF, die Gerüchte über einen baldigen Rücktritt seien falsch. Und das wird sie ab jetzt immer wieder standfest und entschlossen sagen – bis an jenem Morgen, an dem sie dann was anderes sagen wird. Letztes Jahr war es mit Alain Berset genauso. Anfang Juni 2023 verkündete er, er habe noch viel zu tun und wolle noch mal zur Wahl antreten. Zwei Wochen später kündigte er den Rücktritt an.
Telefonterror: Bald verdienen Krankenkassenvermittler noch mehr
Darum gehts: Die Branchenverbände Santésuisse und Curafutura schleusen neue Regeln zur Kundenakquise an der Bevölkerung vorbei. Sie haben unter sich eine neue Branchenvereinbarung ausgearbeitet, die nur der Bundesrat noch ausbremsen kann. Diese sieht vor, dass Vermittler beim Abschluss einer Zusatzversicherung mehr Prämie bekommen sollen – und neu im Fall einer Grundversicherung auch interne Angestellte der Krankenkassen.
Warum das wichtig ist: Unerwünschte Werbeanrufe ärgern die Bevölkerung seit Jahren. Die Provisionen treiben ausserdem die Kosten der Versicherer in die Höhe. Deshalb änderte das Parlament 2014 das Bundesgesetz über Krankenversicherungen. Santésuisse und Curafutura definierten daraufhin eine unabhängige Beschwerdestelle und begrenzten die Höhe der Vermittlungsprovisionen. Doch im letzten Herbst ruderten sie zurück – und entmachteten etwa die Beschwerdestelle. Nun wollen sie die Spielregeln offenbar schon wieder ändern – wieder zuungunsten der Konsumenten.
Das sagt der Beobachter: 16 Monatsprämien. So viel könnten Vermittler gemäss den neuen Regeln verdienen, wenn sie Ihnen eine teure Zusatzversicherung aufschwatzen. Es ist zu hoffen, dass der Bundesrat da noch ein Machtwort spricht. Wobei auch heute schon üppige Belohnung winkt: Zwölf Monatsprämien verdient ein Vermittler derzeit maximal. Kein Wunder, dass da einige jegliche Hemmungen fahren lassen.
⇒ Jetzt lesen: Diese Unterschrift wird sehr teuer
Über «Das war richtig wichtig»
Was hat die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher gemacht? Und wo gings eher rückwärts? Wo weiterlesen, wenn Sie es genauer wissen möchten? Wir liefern Ihnen immer freitagmittags drei bis vier wirklich wichtige Nachrichten – kompakt, verständlich und mit Haltung aufgeschrieben. Auch als E-Mail abonnierbar.
Deutsche Züge mit Verspätung: Das sind Ihre Rechte
Darum gehts: Zwischen Januar und März 2024 mussten 11 Prozent aller Züge aus Deutschland an der Schweizer Grenze stoppen – mehr als im ganzen Jahr 2023. Sie durften nicht ins Schweizer Bahnnetz, weil sie sonst auch hierzulande Verspätungen verursacht hätten. Schuld war laut «Tages-Anzeiger» vor allem die Infrastruktur: Baustellen, Oberleitungsstörungen, eingleisige Streckenabschnitte.
Warum das wichtig ist: Für Reisende ist das natürlich unschön: Da bucht man extra einen direkten Zug und muss dann an der Grenze doch wieder umsteigen. Im blödesten Fall mit Verspätung und ohne passenden Anschluss.
Das sagt der Beobachter: Passagierinnen und Passagiere können eine Entschädigung verlangen. Und zwar von dem Transportunternehmen, bei dem sie das Billett gekauft haben. Bei einer Stunde Verspätung gibt es 25 Prozent des Ticketpreises zurück, bei mehr als zwei Stunden sind es 50 Prozent. Bei einem Abonnement gelten andere Regeln.
⇒ Jetzt lesen: SBB stoppen verspätete DB-Züge an der Grenze
Sommerhusten: Eine neue Virenwelle plagt die Schweiz
Darum gehts: An jeder Ecke niest und hustet es – unter anderem wegen Corona. Die Zahl der Covid-19-Fälle ist im letzten Monat um 50 Prozent gestiegen, wie «Blue News» vermeldet. Zum einen, weil die Immunität nachlässt, zum anderen sind mutierte Varianten im Umlauf. Daneben sorgen aber auch Rhinoviren für Schnupfen und Erkältungen.
Warum das wichtig ist: Rhinoviren treten für gewöhnlich vor allem im Winter auf. Im Vergleich zu früheren Sommern ist die Zahl der Infizierten eher hoch. Die gute Nachricht: Eine Ansteckung ist meist ungefährlich, Symptome klingen nach ein bis zwei Wochen von selbst ab.
Das sagt der Beobachter: Seien Sie trotzdem vorsichtig und umsichtig. Dazu gehören Hygienemassnahmen – aber auch, im Zweifelsfall zu Hause zu bleiben. Ein schlechtes Gewissen müssen Sie nicht haben, denn wer krank ist, hat Rechte. Bei uns erfahren Sie, wann ein Arztzeugnis nötig ist, wer im Homeoffice arbeiten darf und ob Sie Ferientage nachholen dürfen.
⇒ Jetzt lesen: Was ist zumutbar bei Grippe, Erkältung und Co.?
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Geschrieben haben diesen Überblick diesmal Oliver Fuchs und Jasmine Helbling.
Bis nächste Woche. Wir bleiben für Sie dran.
1 Kommentar
Ihr sind einfach Super 🤩 Danke für Ihre tolle Arbeit. 🫡👍🫡