Noch nie gab es so viele Argumente für Sommerferien in der Schweiz. Sicherheit beim Planen, die heimische Wirtschaft stützen – und notfalls ist man schnell in einem guten Spital. Zudem gibt es in der Schweiz unglaublich viel zu entdecken, vor allem mit dem allerbesten aller Expeditionsfahrzeuge: dem Velo.

Mit ihm ist vieles aus nächster Nähe erfahrbar. Klar wird es dabei vielleicht mal zu heiss, zu nass oder zu steil. Aber gerade das bleibt in Erinnerung, oft weil etwas Unerwartetes geschieht: 

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  • Etwa wenn man die Mittagshitze im Schatten eines Baums verbringt und plötzlich die Insektenwelt Schweizer Insekten «Sie sind die wahren Helden der Natur» wahrnimmt.
  • Wenn man vor dem Wolkenbruch unter ein Vordach flüchtet und auf einen kurligen Senior trifft, der aus seiner Zeit als Entwicklungshelfer in Afrika erzählt.
  • Oder wenn man den letzten Anstieg des Tages nur schafft, weil man auf einen Leidensgenossen trifft, der eine Einladung zum Bier auf der Passhöhe ausspricht.
Entschleunigung auf zwei Rädern

Hinzu kommt: Auf dem Velo wird die Schweiz irgendwie grösser. Schliesslich fährt man nicht in drei Stunden von Basel nach Chiasso. Sondern zum Beispiel in sieben Tagesetappen, empfiehlt Schweiz Mobil, die nationale Stiftung für Langsamverkehr. Da entdeckt man unerwartet schmucke Dörfer wie Anwil BL, Muhen AG oder Giornico TI. Weisse Flecken auf der Landkarte füllen sich mit vielfältigen Eindrücken. Der selbst gepresste Süssmost in der Besenbeiz bei Rohr SO, das Glace in der Gelateria in Aarau, die frischen Felchen in Sursee LU, das Picknick auf der Treppe der Kirche in Wassen UR – und natürlich die erste Pizza südlich des Gotthards.

Kulinarische Highlights hinterlassen bei stets hungrigen und durstigen Velofahrenden nun mal starke Eindrücke. Und man darf ja schlemmen – man braucht die Kalorien.

Aber auch die Historie kommt nicht zu kurz. Aarau war mal Bundeshauptstadt, in Sempach gab es diese Schlacht, in Altdorf grüsst der Tell, und da ist auch noch die Schöllenenschlucht E-Bike Mit Schwung durchs Tessin mit der Teufelsbrücke. Darüber hinaus beeindruckt die Geografie, da gibt es zum Beispiel die rauschenden Abfahrten, allen voran jene vom Gotthard-Hospiz nach Biasca TI, 50 Kilometer mit rund 1900 Meter Gefälle, vom kühlen Höhenwind in die lauschigen Nächte des Südens.

Viele sagen, Velofahren sei nur was für Sportliche. Aber das stimmt nicht. Erstens gibt es heutzutage E-Bikes mit genügend Reichweite . Zweitens wird es beim Radfahren selbst für Unfitte nie zu streng, wenn man genügend kleine Gänge hat und sich nicht zu grosse Etappen vornimmt.

So wirds nicht zu gäch

Wer trotzdem Bedenken hat, plant einfach etwas Flaches – etwa die Mittelland-Route von Romanshorn nach Lausanne. Die Nummer 5 unter den nationalen Velolandrouten führt auf 375 Kilometern bloss über 2900 Höhenmeter. Wer das in sieben Etappen zu rund 50 Kilometern bewältigt, muss im Schnitt pro Tag nicht mehr als 400 Höhenmeter überwinden.

Schweiz Mobil bietet zudem auf dieser Strecke und vielen weiteren Gepäcktransport an – und sonst gibts fast überall Bus oder Bahn, wo man auch mit dem Velo einsteigen kann.

Schweiz Mobil empfiehlt die Mittelland-Route übrigens explizit als Tour für Familien. Sie führt meist über motorfahrzeugfreie Wege und bietet genug Abwechslung, um die Jungschar bei Laune zu halten. Radtouren sind ohnehin meist abwechslungsreicher als Wanderungen. Zudem schätzen es Kinder, selbst am Lenker zu sitzen Velo Kinder auf dem Fahrrad – und den Duft von Freiheit und Unabhängigkeit zu geniessen.

10 Tipps für Touren-Einsteiger
  1. Das Velo
    Natürlich ist es toll, wenn Sie ein richtiges Tourenrad haben. Zur Not reicht aber auch ein alter Göppel, der vorher kurz im Service war. Im Idealfall testen Sie das Gefährt mit voller Ausrüstung. Dann zeigt sich, ob Sie am Berg den genügend kleinen Gang haben. Falls nicht, kann der Mechaniker das Problem oft mit einer grösseren Zahnkranz-Kassette lösen.
     
  2. Der Sattel
    Der Hintern muss nicht unbedingt leiden. Manche Veloläden bieten eine computerunterstützte Analyse für die Wahl des optimalen Sattels. Manchmal liegt es aber nicht an der Form, sondern an der Neigung. Sie lässt sich mit der Schraube unter dem Sattel verändern.
     
  3. Die Taschen
    Leisten Sie sich wasserfeste Gepäcktaschen. Portionieren Sie die Ausrüstung in verschiedene Säckchen und packen Sie immer dieselben Sachen in dieselbe Tasche. Das spart enorm Zeit beim Suchen.
     
  4. Die Kleidung
    Je weniger, desto besser. Sie benötigen eigentlich bloss eine Garnitur für den Tag und eine für den Abend. Zwingend ist eine gute Velohose ohne Nähte im Polster. Hier gilt nicht «je dicker, desto besser» – zu viel Polster kann zu übermässigem Schwitzen und schmerzenden Rötungen führen. Sonnenschutz und Regenjacke nicht vergessen.
     
  5. Die Ausrüstung Veloausrüstung Gut ausgerüstet ist halb geradelt
    Schauen Sie sich die wichtigsten Schrauben am Velo an und nehmen Sie das entsprechende Werkzeug mit. Sie sollten zumindest beide Räder lösen und den Gepäckträger anziehen können. Als nützlich können sich auch Kabelbinder und Duct-Tape erweisen. Veloflickzeug, Pneuheber, Pumpe und ein Sackmesser gehören dazu.
     
  6. Die Navigation
    Am einfachsten und preisgünstigsten über die kostenlose Karten-App von Schweiz Mobil. Auch Infos zu Sehenswürdigkeiten oder Badestellen lassen sich abrufen. Wenn Sie komplett auf Papierkarten verzichten, sollten Sie eine Powerbank für den Handy-Akku mitnehmen.
     
  7. Die Vorbereitung
    Trainieren müssen Sie nicht unbedingt. Sie werden dann unterwegs schon fit. Wichtig ist, dass Sie das Velo rechtzeitig in den Service bringen – gerade vor den Sommerferien haben die Werkstätten stets viel zu tun. Es lohnt sich zudem, etwas Zeit in die Wahl der Route zu investieren (siehe «Tour planen: Gute Adresse»).
     
  8. Die Pannen
    Wahrscheinlich werden Sie mal einen Plattfuss haben. Keine Angst: Wie man den behebt, erklärt Youtube.
     
  9. Der Nachwuchs
    Niemand ist zu klein, um Touren zu fahren. Kleinkinder reiten in einem Anhänger mit, Vorschulkinder mit einer Tandemkuppel auf dem eigenen Rad hinter einem Elternteil. Bereits Primarschülerinnen können aus eigener Kraft mithalten. Wichtig ist einfach, dass die Etappen nicht zu lang sind.
     
  10. Das Übernachten
    Bequem im Hotel oder flexibel im Camping? Kindern macht der Campingplatz Camping Freiheit mit Grenzen meist mehr Spass.
Tour planen: Gute Adresse

Schweiz Mobil ist ein nationales Non-Profit-Netzwerk für Langsamverkehr. Unter dem Stichwort Veloland finden sich auf der Website 9 nationale, 54 regionale und 48 lokale Routen, alle ausgeschildert. Sie führen wo möglich über ruhige Nebenstrassen. Über das Portal sind auch Übernachtungsmöglichkeiten, Werkstätten, Mietstationen, Badestellen und Sehenswürdigkeiten zu finden. Wer es sich besonders einfach machen will, kann ein fixfertiges Angebot buchen, Gepäcktransport inklusive.

Zur Autorin

Andrea Freiermuth ist passionierte Tourenfahrerin. Ihre letzte grosse Reise hat sie mit einem Flyer von Zürich nach Schanghai geführt. Diesen Sommer bleibt die 47-Jährige in der Schweiz und will mit dem Mountainbike von Rorschach nach Montreux fahren.

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