Die Zahl an Gesuchen von unbegleiteten Minderjährigen, sogenannten UMA, steigt seit 2022 stark. Letztes Jahr flüchteten über 3000 Jugendliche ohne ihre Eltern in die Schweiz – ein neuer Rekord.

Unbegleitete Minderjährige gelten als besonders verletzlich. Deshalb hat das Staatssekretariat für Migration (SEM) für sie ein Asylverfahren eingerichtet, das mit speziellen Schutzmassnahmen verbunden ist.

Ihre Gesuche haben gemäss Asylgesetz Vorrang, und sie haben Anspruch auf eine Vertrauensperson. Fast 70 Prozent der unbegleiteten Kinder und Jugendlichen, die 2023 ein Asylgesuch stellten, stammen aus Afghanistan, wo die Taliban seit 2021 wieder an der Macht sind.

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Die Kantone kommen mit der Betreuung und der Unterbringung immer mehr an ihre Grenzen.

Grossteil der Kantone stark gefordert

17 Kantone berichten, dass die Lage angespannt oder kaum noch zu bewältigen sei, so Gaby Szöllösy, Generalsekretärin der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK) gegenüber CH Media.

Jugendliche verloren Rechte als Minderjährige

Welche Auswirkungen es hat, wenn Kantone am Anschlag sind, zeigte sich bereits 2023: Damals unterteilte das SEM minderjährige Geflüchtete neu in zwei Gruppen.

Jugendliche über 16 Jahren wurden als «selbständige» unbegleitete Minderjährige bezeichnet – und als «nicht besonders vulnerabel» eingestuft. Der Beobacher berichtete ausführlich darüber.

Damit wurden sie praktisch wie Erwachsene behandelt und verloren gewisse Rechte – beispielsweise den Anspruch auf eine persönliche sozialpädagogische Bezugsperson.

Die Begründung: fehlendes Betreuungspersonal aufgrund der steigenden Zahlen an unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden. Die Schweizerische Flüchtlingshilfe sah darin einen Verstoss gegen die Uno-Kinderrechtskonvention.

Kein gutes Zeugnis für die Schweiz

Es ist nicht die einzige Kritik gegenüber dem Umgang der Schweiz mit Kindern und Familien im Asylsystem. Einen weiteren Verstoss gegen die Kinderrechtskonvention stellte die Nationale Kommission für Verhütung von Folter fest. 

In einem Bericht aus dem Jahr 2022 äusserte sie sich besorgt über die Lebensbedingungen von Kindern und ihren Familien, insbesondere Frauen, in den Schweizer Rückkehrzentren. So wurden ganze Familien in jeweils einem einzigen Zimmer untergebracht – und das jahrelang.

Die zwei von der Kommission besuchten Zentren hätten das Recht von Kindern auf angemessene Lebensbedingungen und das Recht auf Ruhe und Freizeit sowie auf Spiel und altersgemässe aktive Erholung verletzt.

Wie muss sich die Asylpolitik in Zukunft ändern? Lesen Sie dazu: