«Die Nachrichten machen uns Angst»
Schreckensnachrichten zum Coronavirus prasseln derzeit fast im Stundentakt auf uns ein. Eine Einordnung, wie gefährlich die Krankheit wirklich ist, ist schwierig. Was tun, damit die Angst einen nicht lähmt?
Veröffentlicht am 12. März 2020 - 21:11 Uhr
Leserfrage: In meiner Familie herrscht grosse Aufregung wegen des Coronavirus. Wir wissen nicht, was wir glauben sollen.
Angst ist gut. Eigentlich. Sie schützt uns vor Gefahren, schärft unsere Sinne, und sie gibt uns Energie, um zu handeln. Wenn sie aber zu Panik wird , verliert sie ihre wichtigen positiven Eigenschaften. Wir werden kopflos, reagieren hastig, unkoordiniert und kurzsichtig. Wir fühlen uns ausgeliefert, diffus bedroht und kraftlos.
Die aktuelle Situation rund um das Auftreten einer neuen, unbekannten Krankheit zeigt deutlich, wie wir hin- und hergerissen werden zwischen Verleugnung («Ich lasse mir doch die Begrüssungsküsse nicht verbieten.») und Weltuntergangsstimmung («Wenn es mich erwischt, werde ich sterben!»).
Was passiert hier genau? Evolutionsgeschichtlich neigen wir dazu, Negatives, also auch Gefahren, deutlicher wahrzunehmen und klarer zu erinnern als Positives, Harmloses. Das geschieht zunächst mal aus gutem Grund. Wenn wir eine Situation nach ihrem Risiko einschätzen müssen (zum Beispiel das Rascheln im Busch), können uns zwei Fehler passieren: Wir überschätzen die Gefahr – oder wir unterschätzen sie.
Die erste Variante hat zur Folge, dass wir hinterher den Kopf schütteln und uns über unsere Hasenfüssigkeit ärgern, weil doch kein Tiger im Busch sass. Der zweite Fehler, nämlich uns sicher zu fühlen, obwohl ein Tiger im Busch lauert, wird uns zum Verhängnis: Ihn machen wir nur einmal.
In Bezug auf Covid-19 wissen wir noch nicht wirklich, was auf uns zukommt. Aber eines ist sicher: Panik hat keinen Sinn. Nicht weil es nicht ernst ist, sondern weil sie uns kopflos und bar jeder Vernunft handeln lässt, oft mit weitreichenden Folgen. Panik legt häufig nicht unsere besten Seiten frei – das äussert sich zum Beispiel, wenn im Spital Flaschen mit Desinfektionsmittel gestohlen werden.
«Um die Ängste in Schach zu halten, empfiehlt es sich, sämtliche Fähigkeiten unseres Gehirns zu nutzen.»
Christine Harzheim, Psychologin und systemische Familientherapeutin
Um die Ängste in Schach zu halten, ohne die Augen vor der Realität zu verschliessen, empfiehlt es sich, sämtliche Fähigkeiten unseres Gehirns zu nutzen und uns nicht auf die simplen Reaktionen aus unserer Zeit als Höhlenmenschen zu beschränken. Wir können unsere Gefühle wahrnehmen, ohne uns überfluten zu lassen. Wir haben die Fähigkeit, die Angst nach unten zu regulieren in einen Bereich, in dem wir wieder gut funktionieren können und in dem uns trotz aktueller Widrigkeiten einigermassen wohl ist.
- Informieren Sie sich. Wählen Sie eine seriöse, sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse und reale Erfahrungswerte berufende Wissensquelle.
- Informieren Sie sich nicht stündlich. Einmal in ein bis zwei Tagen reicht. Schotten Sie sich ab vor reisserischen Halbwahrheiten und Behauptungen. Boulevard-Schlagzeilen sind hier nicht die erste Wahl.
- Ein Lebensmittelvorrat, der zwei Wochen Quarantäne ohne Magenknurren ermöglicht, ist sinnvoll, WC-Papier für zwei Jahre nicht.
- Nehmen Sie die Lage ernst, aber lassen Sie sie nicht alle Lebensbereiche durchdringen.
- Bevor Sie mit einem verunsicherten Kind über das Virus sprechen, besänftigen Sie zunächst Ihre eigene Angst.
- Fragen Sie nach, was das Kind gehört hat und was genau seine Angst auslöst.
- Haben Sie Verständnis für seine Gefühle. Erzählen Sie ihm dann etwas über Krankheiten und die Möglichkeiten, uns zu schützen. Erwähnen Sie, dass viele Wissenschaftlerinnen und kluge Leute dabei sind, herauszufinden, wie die Krankheit behandelt werden kann.
- Wenn unsere Kinder das Gefühl bekommen, die Welt sei total beängstigend, verlieren sie ihre Neugier und Unbefangenheit. Stellen Sie das Geschehen in einen Bezug. Erzählen Sie von Ihren Ängsten als Kind und von Krankheiten, die Sie bewältigt haben.
2 Kommentare
Danke, Kayuna für deine Beobachtungen! Es macht mir Mut zu lesen, dass auch andere Menschen eingenständig denken! Ich selber hatte den Vorläufer von Corona wahrscheinlich schon 2x und immer wieder das Norovirus. Das ist jeweils langwierig und geht ans Lebendige. Aber wie du schreibst: dafür interessierte sich bisher keiner! Schon damals wären Massnahmen bei unseren jährlichen Epidemien nötig gewesen. Die jetztige Situation ist klar politisch motiviert. - Ich wünsche dir, dass du diese Wochen für dich gut nutzen kannst!
Am besten nichts glauben, was von Politikern kommt. Denen geht es nicht um das Volk sondern um sich selbst.
JedeR Erkrankte wird zelebriert und sensationell publiziert. Gleichzeitig sterben aus genau derselben Risikogruppe Leute an einer sonstigen Grippe (im Durchschnitt 1'500/Jahr in der Schweiz; 2015 waren es sogar 2'500), ohne dass es auch nur irgend jemanden interessierte. Es wird kein Wort darüber verloren.
Aber bei Corona wird die ganze Welt bewusst lahmgelegt. Ich frage mich, wer davon profitiert. Ich vermute die, die sowieso schon am meisten haben. Schauen Sie mal, bei welchen Firmen die Politiker im Verwaltungsrat sitzen.
Die krassen Folgen dieses erzwungenen Stillstands spüren nachher die Mittelschicht und die KMU. Und die Reichen werden noch ein bisschen reicher sein. Die Wirtschaft schädigen, billig Wertpapiere kaufen und später mit Riesengewinn verkaufen. Die Roche macht jetzt schon richtig Kasse mit den vielen Tests, die sie durchführen kann.
Und wenn das Ding doch sooo gefährlich ist, wieso werden dann junge Leute oder Kinder auch wenn sie Symptome zeigen nicht getestet?