Ich bin ich – und ich bin viele

Mein Leben ist ein Theater. Und Ihres auch. Sie wissen es vielleicht einfach noch nicht. Meine Welt ist von Heldinnen, Drachen, Weisen, Bösewichten und allerlei anderen Gestalten bevölkert – das habe ich vor vielen Jahren beim Tee mit meinem Freund und Mentor Joseph herausgefunden.

Damals quälte mich eine schwierige Situation. Jedes Mal, wenn ich glaubte, bei meiner Entscheidungsfindung einen Schritt weiter zu sein, geriet alles ins Wanken, und ich bereute meine Wahl schon wieder. Ich war genervt, müde, ratlos.

Joseph hörte zu und strahlte. Strahlte, weil für ihn gerade etwas Wunderbares geschah: Er hatte die Gelegenheit, mir ein Stück seines Wissens zu schenken. Das tut er oft, und er tut es gern. Er strahlte also und sagte: «Du erlebst gerade dein inneres Kasperlitheater.» Dann weihte er mich in die Kunst ein, mit Dingen wie Mehrdeutigkeit und innerer Zerrissenheit nicht nur klarzukommen, sondern sie sogar kunstvoll zu nutzen.

Es lebe die Vielseitigkeit

Damals wurde mir klar, dass ich nicht einfach ich bin, sondern eine Ansammlung verschiedener, teils sehr widersprüchlicher Facetten. Ich bin gleichzeitig Prinzessin und Drache, Polizist und Saboteurin. Ich bin inneres Kind, innere Kritikerin, rasende Wut, lähmende Angst, meine schlimmste Feindin und meine glühendste Supporterin. Ich bin ich – und ich bin viele.

Fortan übte ich, diese innere Vielseitigkeit zu akzeptieren und wahrzunehmen. Aber auch, meinen inneren Anteilen eine ruhige Instanz vor die Nase zu setzen. Quasi eine Regisseurin, die die Figuren meines inneren Theaters nicht nur versteht, versorgt und fördert, sondern sie auch mal bändigt.

Heute kann ich meine inneren Figuren zu einer Sitzung einladen. Zu einem Treffen mit mir selbst, einem Solo-Kongress von inneren Experten. Das hilft mir, in schwierigen Situationen Verständnis für mich selbst und neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Joseph und ich hatten im letzten Jahr die Gelegenheit, unser Wissen in ein Buch zu packen. Wir erklären darin das Prinzip der inneren Vielfalt und wie man sie einfach und gewinnbringend nutzen kann. Herausgekommen ist «Ja Nein Jein». Ein Buch für Menschen, die in Dilemmata stecken und vor schwierigen Entscheidungen stehen. Und die offen dafür sind, dass wir alle komplett widersprüchlich denken, fühlen und handeln können, aber vielleicht gerade deshalb besonders authentisch und engagiert sind.

Etwas vom Schönsten ist für mich, dass «Ja Nein Jein» der perfekte Begleiter zum «Paar-Date» ist, einem weiteren Buch von Joseph und mir, das vielen Paaren erfolgreich Woche für Woche beim Pflegen ihrer Beziehung hilft. Denn wer das eigene innere Gespaltensein freundschaftlich überblickt, lebt und liebt nicht nur klarer mit sich selbst, sondern auch mit seinem Umfeld. So hat sich zum «Paar-Date» also der «Solo-Kongress» gesellt. Eine märchenhaft schöne Entwicklung, finde ich.