Ein Kilo ist nicht immer ein Kilo
Waagen bei Coop zeigen teilweise unterschiedliche Gewichte bei Gemüsen und Obst an. Das erhöht die Preise.
Veröffentlicht am 14. März 2019 - 19:04 Uhr,
aktualisiert am 14. März 2019 - 10:48 Uhr
Der Apfel, Sorte Kanzi, wiegt 228 Gramm im Coop beim Zürcher Lochergut. Macht 1.15 Franken. Doch legt man ihn auf die zweite Waage, zeigt die plötzlich 260 Gramm an. Der Preis: 1.30 Franken. Ein Aufschlag von 13 Prozent.
Auch in der Coop-Filiale am Zürcher Stauffacher unterscheiden sich die Waagen um 40 Gramm – für einen Braeburn-Apfel sind das 10 Rappen mehr oder weniger.
Stichproben zeigen, dass das Problem in mehreren Coop-Filialen in der Stadt Zürich und in mindestens einer in St. Gallen auftritt. Der Grund dafür: Einige Waagen verzeichnen ein Gewicht, auch wenn die Waagschale leer ist. Schon minimale Abweichungen machen einen Unterschied im Preis. So zeigt eine der Gemüsewaagen ohne Ware zwar nur 2 Gramm an. Die abgewogene Süsskartoffel kostet trotzdem 5 Rappen mehr als auf einer korrekt eingestellten Waage.
Besonders wenn viele Produkte einzeln gewogen werden oder einen hohen Kilopreis haben – etwa spezielle Tomaten oder Pilze – ist der Aufpreis deutlich. Das dürfte nicht nur Rappenspalter ärgern. «Auch Kleinvieh macht Mist», sagt Konsumentenschützerin Sara Stalder. Pro falsch eingestellte Waage mache ein Laden einige Franken extra in der Woche. «Das darf nicht passieren.»
«Die Waagen müssen auf null eingestellt sein, eine Toleranzgrenze gibt es nicht», sagt Jürg Niederhauser vom Eidgenössischen Amt für Metrologie. Supermärkte wie Coop und Migros müssen ihre Waagen alle zwei Jahre eichen, also einstellen und amtlich prüfen lassen. Dafür kommt der kantonale Eichmeister vorbei und bringt nach getaner Arbeit die Eichmarke an. Die Detailhändler dürfen nicht an der Waage schräubeln. Der zuständige Eichmeister glaubt nicht, dass in den betroffenen Coop-Filialen manipuliert wurde. Es lägen hier wohl eher Anwendungsfehler vor.
Wenn beim Einschalten der Waage etwas auf der Schale liege – ein Blatt, ein paar Brösmeli –, kann das Gerät dieses Gewicht als Nullpunkt interpretieren. Ungenau könnten die Waagen etwa sein, wenn sie schief stehen, die Schale an einen anderen Gegenstand anstosse oder nicht sauber auf der Plattform liege.
«Die Waagen müssen auf null eingestellt sein, eine Toleranz gibt es nicht.»
Jürg Niederhauser, Amt für Metrologie
Der Eichmeister spricht von einer «zufälligen Häufung» solcher Fälle. Dennoch stellt sich die Frage, warum diese Messfehler vor allem im Hause Coop vorkommen. Bei der Migros ergaben Stichproben keine Fehler. Der Etikettenpreis für ein abgewogenes Stück Obst oder Gemüse war auf allen Waagen exakt derselbe.
Coop-Verantwortliche erklären, das Verkaufspersonal kontrolliere die Waagen täglich und stelle sie bei Bedarf auf null zurück. Bei den Stichproben des Beobachters zeigten gewisse Waagen allerdings über mehrere Tage zu viel Gewicht an. Bei Coop betont man, Kunden könnten sich jederzeit ans Verkaufspersonal wenden, sollten sie eine Abweichung feststellen. Man werde die genannten Filialen aber nun noch einmal kontrollieren.
Wer ganz sicher sein will, dass der korrekte Preis für Äpfel oder Rüebli bezahlt wird, wirft vor dem Wägen einen Blick aufs Display: Es muss 0,000 Kilogramm anzeigen.
2 Kommentare
Guten Tag liebe Bio Gemüse Konsumente und Gemüseverkäufer. Wieso wird immer mehr und mehr Früchte und Gemüse in Plastik eingepackt? Ist das Biologisch? Auch bei regionalen Produkten, wo der Transport nicht lang ist, muss alles im Plastik eingepackt sein? Das sehe ich nicht ein.
Hat jemand schon bemerkt wie überteuert z.B. der Stangensellerie ist? Im Coop nimmt man einen Stangensellerie dessen Abfall die Hälfte ausmacht und muss 7.80 bezahlen? Bei Migros dasselbe, der ist auch noch verpackt, so dass man den Abfall gar nicht abbrechen kann und dieser Abfall kostet die Hälfte. Brokkoli dasselbe etc.