Blutzucker, Cholesterin oder Hämoglobin – Blutwerte sind wichtig für die Diagnose von Krankheiten und zur Überwachung des Gesundheitszustands. Um die Werte zu ermitteln, schicken Arztpraxen die Blutproben an private Labors, die die Analysen durchführen. Bezahlt werden die Tests von der Krankenkasse des Patienten. 

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Geld erhalten aber auch die Ärzte. Fast alle Labors zahlen ihnen nämlich fünf bis zehn Franken pro Analyseauftrag, wie die Konsumentenzeitschrift «Saldo», gestützt auf Informationen eines Brancheninsiders, berichtet. Ein Hausarzt aus dem Kanton Zürich habe bestätigt, dass er pro Testauftrag fünf Franken von der Laborkette Unilabs erhalte. Als Gegenleistung schicke seine Praxis die Daten des Auftrags elektronisch ans Labor, etwa die Personalien des Patienten und die Angaben, was untersucht werden müsse.

BAG: Zusatzzahlungen nicht zulässig

Ärztinnen und Ärzte strichen so jährlich 35 bis 70 Millionen Franken zusätzlich ein, schreibt die Zeitschrift. Das Problem dabei: Die Zahlungen sind gemäss dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) nicht zulässig. Das BAG stellte vergangenen Juni in einem Schreiben an den Laborverband klar, dass Leistungen in Zusammenhang mit Labortests bereits durch Tarmed vergütet seien. Für solche bereits abgegoltenen Tätigkeiten könnten Ärztinnen und Ärzte keine zusätzlichen Entschädigungen erhalten, bestätigt das BAG dem Beobachter.

Über das Vorgehen der Labors berichtete im vergangenen September auch die Fernsehsendung «Kassensturz». Ein Labor bot einer Gynäkologin eine Entschädigung von zehn Franken pro Auftrag an. Zudem stellte das Labor Rabatte von 12’000 Franken sowie eine Entschädigung für die Platzierung des Laborlogos auf der Website der Gynäkologin in Aussicht. Christoph Kilchenmann, Chefökonom des Krankenkassenverbands Santésuisse (heute Prioswiss), bezeichnete diese Zahlungen als nicht korrekt. Sie dürften nur dann erfolgen, wenn sie an die Patientinnen und Patienten weitergegeben würden. Das sei aber fast nie der Fall.

In einer Stellungnahme hält der Verband der medizinischen Laboratorien der Schweiz fest, Labore würden keine Mengenrabatte gewähren und auch keine «Kickbacks» bezahlen. Der Begriff sei unzutreffend. Ärztinnen und Ärzte würden mit der elektronischen Erfassung und Übermittlung der Patientendaten an die Labore einen Mehraufwand leisten, für die sie von den Laboren entschädigt würden

Einsparpotenzial von über einer Milliarde Franken

Die Labors sind auch beim Preisüberwacher regelmässig ein Thema. 2022 führte er einen Auslandspreisvergleich für die zehn medizinischen Analysen durch, die in der Schweiz die höchsten Kosten verursachen. Er stellte fest, dass im Jahr 2020 die Schweizer Tarife für Laboranalysen in Arztpraxen im Durchschnitt 4,5-mal und in Krankenhaus- und Privatlabors im Durchschnitt 2,3-mal so hoch lagen wie im europäischen Ausland. Er verortete ein Einsparpotenzial für die Krankenversicherer von über einer Milliarde Franken.

Hinweis: Dieser Artikel wurde mit einer Stellungnahme des Verbands der medizinischen Laboratorien der Schweiz aktualisiert.

Quellen