Michaela Märki will eigentlich nur ein Päckli bei der Post aufgeben. Beim Bezahlen mit dem Kärtli in einer Zürcher Filiale will der Postangestellte wissen, wie Märki, die eigentlich anders heisst, mit dem Thema Datensicherheit umgehe. Leicht irritiert schaut sie vom Gerät hoch. Der Angestellte redet schon weiter. 

Es komme immer wieder zu Fällen von Datenklau. Dabei würden Leute mit «so Geräten» gezielt im Vorbeigehen Kreditkartendaten von Leuten absaugen, erklärt der Pöstler. Noch während die Kärtli im Portemonnaie seien. Dafür gebe es aber zum Glück Abhilfe. Der engagierte Pöstler zückt ein schwarzes Kärtli, das auf dem Kundenschalter platziert ist. 

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Das Kärtli der Marke Paladin sei nicht teuer und schon für Fr. 14.90 erhältlich, sagt der Postangestellte.

Er wolle ihr ja nichts aufschwatzen, aber Datendiebstahl sei nun mal ein wichtiges Thema. Und dieses Kärtli der Marke Paladin sei nicht teuer und schon für Fr. 14.90 erhältlich. Eine Karte schütze acht bis zehn Bankkarten in Märkis Portemonnaie, wenn sie diese davor platziere. Märki lehnt dankend ab und verlässt die Filiale. 

Ansprache «nur bei einem spezifischen Ereignis»

Ist es gängig, dass die Postschalter-Angestellten derart proaktiv Werbung für Produkte machen, die nicht im Kerngeschäft der Post liegen? Die Mitarbeitenden sprächen die Kunden auf Angebote von Partnern nur bei einem spezifischen Ereignis an, sagt ein Sprecher der Post auf Anfrage des Beobachters.

«Das heisst: wenn sie aufgrund eines Schaltergeschäfts feststellen, dass der Kunde oder die Kundin an einem Partnerangebot interessiert sein könnte», so der Sprecher. Die Anhaltspunkte könnten unterschiedlich sein, fügt er schwammig hinzu. 

Zur Wirksamkeit und Notwendigkeit der besagten Paladin-Karte zu «Datenschutzzwecken» sagt der Sprecher: «Unsere Partner testen ihre Angebote.» Die Paladin-Karte schütze «nach eigenen Angaben» Kreditkarten, Pässe und andere RFID- und NFC-fähigen Karten vor Identitäts- und Datendiebstahl. 

Auf die Briefe geschaut

Grund für diese Verkaufsgespräche: Die Post öffnet ihr Filialnetz seit rund vier Jahren und stellt es KMU und Partnern wie Versicherungen, Krankenversicherungen, Banken und Behörden zur Verfügung. So vermitteln Angestellte seit 2022 auch Beratungsgespräche bei gewissen Krankenkassen – in gewissen Fällen sehr proaktiv. 

Es wurden auch Fälle bekannt, in denen Postangestellte Kundinnen und Kunden, die einen Kündigungsbrief für einen Krankenkassenwechsel abgaben, in ein Verkaufsgespräch verwickelt hätten, wie CH Media berichtet. Dies widerspricht dem Versprechen der Post, das diese zu Beginn der Zusammenarbeit abgab.

Postgeheimnis werde nicht verletzt

Im Sommer 2022 teilte die Post mit, dass Sympany und Assura in einigen Filialen eigene Beratungsstellen in Betrieb nähmen. Zudem würden Postmitarbeitende «interessierten Kundinnen und Kunden» einen Termin vermitteln. Das sei der Fall, wenn sich die Kundschaft in einem «spezifischen Lebensereignis» wie «Umzug», «Heirat und Familie» oder «längere Auslandsreisen» befinde oder Interesse am Angebot zeige. 

Das Postgeheimnis werde durch das direkte Ansprechen von Kunden nicht verletzt, sagte damals eine Sprecherin der Post gegenüber CH Media. Denn damit würden keine Informationen über den Postverkehr offengelegt.