Pflanzen giessen mit wenig Wasser
Wer seine Pflanzen giesst, verschwendet oft wertvolles Trinkwasser – und Geld. Wir zeigen, was dagegen hilft.
aktualisiert am 4. Juli 2019 - 10:48 Uhr
Mehr als 700 Franken hat Herbert Senn (Name geändert) letztes Jahr für seinen Garten ausgegeben – allein für Wasser. Der trockene Sommer setzte den Pflanzen zu. Um den 3000 Quadratmeter grossen Garten vor dem Ausdorren zu retten, goss ihn Senn regelmässig. Und obwohl er in unterirdischen Tanks 25'000 Liter Regenwasser gesammelt hatte, musste er schliesslich auch Trinkwasser verwenden.
Dafür bezahlte er gleich doppelt: für Frischwasser und Abwassergebühren. Dabei floss das Gartenwasser ja nicht in die Kanalisation.
Senn stellte bei der Gemeinde ein Gesuch, ihm die Schmutzwassergebühr zu erlassen. Ohne Erfolg. «Privatgärten tragen einen grossen Teil zur Biodiversität bei», sagt er. «Aber wer einen artenreichen Garten hat und ihn im Extremfall giessen muss, bezahlt am Ende auch noch dafür.»
Was Senn und andere Gartenbesitzer ärgert: Die Landwirtschaft – die für den Rückgang der Biodiversität mitverantwortlich ist – darf ihre Kulturen mit Wasser aus Flüssen und Seen bewässern.
Trockene Sommer wird es in Zukunft häufiger geben – verursacht durch den Klimawandel. Wie im Hitzesommer 2018 werden die Gemeinden und Kantonsregierungen die Bevölkerung öfter zum Wassersparen aufrufen oder sogar Verbote erlassen – fürs Autowaschen, Rasensprengen, Wässern des Gartens.
Dabei verbrauchen die Haushalte nur gerade fünf Prozent des Wassers rund ums Haus, zeigt eine Studie des Schweizerischen Vereins des Gas- und Wasserfachs. Über die Hälfte geht im Badezimmer die Röhre runter. Doch in diesem Bereich rufen die Behörden nur in Notsituationen zum Sparen auf.
Für Gartenbesitzer gilt deshalb auch künftig: Bei Wasserknappheit und leeren Regenfässern müssen sie auf Trinkwasser zurückgreifen, solange die Behörden das zulassen – und sie müssen auch die Kosten übernehmen. Da hilft es, ein paar Tricks zu kennen, wie man Wasser sparen und die Verdunstung verringern kann.
Für den Garten
- Pflanzen clever wählen: Wie viel Wasser brauchen sie? Wo sollen sie hinkommen? Ein schattiger Standort bedeutet nicht unbedingt, dass der Boden feucht ist; unter grossen Bäumen ist er oft trocken. Eine Beratung im Fachmarkt oder in der Baumschule hilft, Fehlkäufe zu vermeiden.
- Wasser sammeln: Regenfässer aufstellen, bei Regen eins nach dem andern füllen. Wassertanks installieren.
- Verdunstung reduzieren: Über nackte Erde geht viel Wasser verloren. Bedecken Sie sie mit Mulch (Rasenschnitt, gehäckselte Reste von Stauden oder ähnlich) oder schützen Sie sie mit Bodendeckerpflanzen, etwa Storchschnäbeln, Thymian oder Elfenblumen.
- Speicherfähigkeit verbessern: Lehmige Böden speichern zwar das Wasser recht gut, aber es verteilt sich schlecht. Hier hilft die Beimischung von Sand. Zudem sollte die obere Schicht nach starkem Regen gelockert werden, sodass Wasser wieder besser eindringen kann. Sandige Böden speichern Wasser schlecht. Sie können mit Urgesteinsmehl, Bentonit, Bims oder Tongranulat verbessert werden.
- Wind abwehren: Beetumrandungen aus alten Ziegelsteinen, Terrakotta-Elementen und Flechtzäune aus Hasel oder Weiden helfen mit, die Böden feucht zu halten.
- Gezielt wässern: Erst den Finger in die Erde stecken und die Feuchtigkeit prüfen. Nicht grossflächig giessen, sondern immer direkt zu den Wurzeln. Am Morgen können die Pflanzen das Wasser besser aufnehmen als am Abend, da in der Nacht der Stoffwechsel der Pflanzen ruht. Als ausgeklügelte Variante: Bewässerungssysteme installieren, die gezielt mit Schläuchen und Düsen in Bodennähe nässen. Sie lassen sich über eine Pumpe auch mit Regenwasser aus einem Tank speisen.
- Rasen höher stehen lassen: Die Schnittlänge am Rasenmäher im Sommer auf 60 Millimeter einstellen. So trocknet der Rasen weniger schnell aus.
Für Balkon und Terrasse
- Wasser sammeln: Regen kann auch im Kleinen aufgefangen werden, zum Beispiel vom Dach eines Tomaten-Treibhäuschens. Die Pflanzen danken es, denn Regenwasser enthält weniger Kalk als Leitungswasser und kann besser aufgenommen werden. Bei wenigen Tagen Abwesenheit können Flaschen mit Wasser gefüllt und mit der Öffnung nach unten in die Töpfe gesteckt werden.
- Substrat richtig wählen: Wenn man zu einem Drittel herkömmliche Erde beimischt, kann Substrat mehr Wasser speichern.
- Grosse Töpfe oder Kisten wählen: Je grösser die Behälter sind, desto geringer ist die Verdunstung. Leerräume an den Rändern mit Erde auffüllen.
- Stauden im Hochsommer schneiden: Weniger Pflanzenmasse bedeutet weniger Wasserverbrauch.
- Für Schatten sorgen: Tagsüber wo möglich die Storen ausfahren oder den Sonnenschirm aufstellen.
Dorothée Waechter: «Gärtnern (fast) ohne Giessen – Mit wenig Wasser zum Gartenglück»; Verlag Thorbecke, 112 Seiten, CHF 32.90
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2 Kommentare
Ich finde es schade, dass viele Leute lange unter der Dusche stehen oder täglich ein Bad geniessen. Wasser muss erwärmt werden, was viel Energie braucht und fliesst danach einfach den Abfluss runter. Ich denke das wird sich auch ändern und wie in Südafrika wo ein Duschgang bewusst genossen wird. Durch Transparenz und Gruppendruck konnte dort der Wasserverbrauch innerhalb von kürzester Zeit reduziert werden. - Wir gehen zu verschwenderisch mit den Ressourcen um und da ist es wohl eher falsch, wenn man beim Gärtner den Hebel ansetzt, sondern bei den grossen Verbrauchen muss man doch ansetzten.
Wasser im Garten. Wenn ich Eier koche, oder Teigwaren absiebe, dann in eine Pfanne. Dieses Wasser leere ich direkt in meine giesskannen. Funktioniert wunderbar