Frage eines Lesers: «Unsere Sommerferien waren für mich Stress pur. Was können wir nächstes Mal besser machen?»

Nach den Sommerferien kommen alle zurück ins Büro und schwärmen davon, wie toll ihre Ferien waren. Da fühlen Sie sich jeweils recht allein. In den letzten Jahren waren Ihre Sommerferien meist enttäuschend, wenig erholsam, wenn nicht sogar noch stressiger als der Alltag. Dem Ganzen stehen Sie ziemlich hilflos gegenüber. Sie sagen sich: Tolle Ferien haben, viel erleben und sich gleichzeitig gut erholen – das sollte doch nicht so schwierig sein.

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Mit diesem Thema sind Sie nicht allein, Sie sind einfach ehrlicher als manch andere. Jede Kultur hat ihre Tabus. Schweizerinnen und Schweizer zum Beispiel haben die absolut besten Ferien – und zwar immer. Alles andere ist in unserer Kultur eher tabuisiert. Komisch ist einzig, dass besagte Schweizerinnen und Schweizer beim Frühstück im Hotel dann gar nicht so zufrieden wirken und mit ihrer Nörgelfrequenz auch in den Ferien meist auf internationalen Spitzenplätzen landen.

Wenn sie etwas anderes will als er

Wenn es um Ferien geht, sind uns die eigenen Bedürfnisse oft gar nicht so klar. Am ehesten können wir sagen, was wir mögen. «Italien, Strand und Sonne» lautet eine gängige Antwort. «Balkon, Bücher, Besuch von Freunden» eine andere. Manche lieben unkompliziertes Campen Wohnmobil Im Ausland mieten, in der Schweiz fahren , andere den Luxus schöner Hotels.

Schwierig wird es vor allem dann, wenn die Beteiligten unterschiedliche Wünsche haben. Liebt er die Berge und sie das Meer, dann ist der Lago Maggiore wohl ein Kompromiss, mit dem unter Umständen beide nicht so recht zufrieden sein werden. Eher empfiehlt es sich, eine Woche am Meer zu verbringen und eine Woche in den Bergen. Oder abzuwechseln: In den Sommerferien wählt sie die Destination, in den Herbstferien er. Es gibt auch Paare oder Familien, die wegen verschiedener Bedürfnisse nur einen Teil der Ferien zusammen verbringen. Es ist ja der Alltag, der Paare oder Familien zusammenhält und über deren Zufriedenheit entscheidet, nicht Ausnahmesituationen wie Weihnachten oder eben Ferien.

«Für mich bewähren sich längere Ferien, da bei nur einer Woche im Job alles liegen bleibt.»

Thomas Ihde, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie FMH

Zum einen können wir uns in den Ferien erholen, weil wir für eine gewisse Zeit von beruflichen Aufgaben entlastet sind. Wir müssen nicht um acht Uhr auf der Matte stehen, müssen keine Sitzungen vorbereiten und fühlen uns auch nicht relativ fremdbestimmt. Bloss ist es nicht der berufliche, sondern der private Alltag, der einen nicht geringen Teil unseres Stresses verursacht. Denn längst nicht alle kochen gern und erledigen freudestrahlend den Wocheneinkauf. Quengelnde Fünf- und Siebenjährige Erziehung Quengelnde Quälgeister punkten ebenfalls recht hoch auf der elterlichen Stressskala.

Entlastung vom stressigen Alltag

Dies gilt es bei der Ferienplanung zu berücksichtigen, und auch hier kann es sehr erholsam sein, wenn man zeitweilig entlastet wird. Daraus können ungewöhnliche Ideen entstehen, zum Beispiel zwei Wochen Campingferien mit den Kindern Urlaub Reisen mit Kindern  – wobei am Abend im Campingrestaurant gegessen wird. So entfallen das abendliche Kochen und der Abwasch danach. Die dritte Ferienwoche dann ist Paarzeit, vielleicht in einem Wellnesshotel in den Bergen. Die Kinder verbringen diese Woche bei der jeweiligen Gotte oder dem jeweiligen Götti.

Ziehen Sie Bilanz aus allen bisherigen Ferien und überlegen Sie sich, was Sie für sich daraus ableiten können. Für mich bewähren sich längere Ferien, da bei nur einer Woche im Job alles liegen bleibt und meine Kolleginnen mit Entscheidungen zuwarten, da ich ja gleich zurück bin Post-Holiday-Syndrom So überstehen Sie die ersten Arbeitstage nach den Ferien . Durch das Vor- und Nacharbeiten wird der Erholungswert gleich wieder aufgehoben. Bin ich aber drei Wochen weg, muss der Betrieb weiterlaufen, und meine Pendenzen sind in etwa gleich gross, wie wenn ich nur eine Woche weg bin.

Wohltuend unerwartet

Zwei Wochen vor den längeren Ferien plane ich jeweils ein verlängertes Wochenende. So habe ich mehr Energie für den Schlussspurt und brauche nicht die erste Ferienwoche dafür, erst mal die völlig leeren Batterien wieder aufzuladen. Was all meinen besten Ferien gemeinsam ist: Ich habe meine Komfortzone verlassen und mich auf etwas Neues eingelassen. Anderen ist es wichtig, immer an den gleichen Ort zu reisen und im gleichen Hotel zu sein. Mir hingegen tun Herausforderungen und das Unerwartete gut. Die kleine unbekannte Kunstsammlung etwa, vor der ich auf einer Stadtwanderung plötzlich stand, hinterliess bei mir etwas, von dem ich energiemässig und gefühlsmässig noch lange zehren konnte – nicht die weltbekannte Sehenswürdigkeit nebenan.

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