Wer angerufen wird, kriegt eine Mahnung
Die Firma Datenschutzzentrale verspricht am Telefon Schutz gegen unerwünschte Anrufe. Auch wer das nicht will, wird später zur Zahlung aufgefordert.
Veröffentlicht am 17. Januar 2019 - 17:45 Uhr,
aktualisiert am 17. Januar 2019 - 11:35 Uhr
Es sind meist Rentner, die tagsüber erreichbar sind. Die Anrufer versprechen Schutz vor lästigen Werbeanrufen . Die Winterthurer Firma Datenschutzzentrale werde einschlägige Nummern künftig herausfiltern und sperren. Wer den kostenpflichtigen Service «Werbeschutz Basic» für das Festnetz nicht will, muss dennoch mit einer Überraschung im Briefkasten rechnen.
Rechnungen über 98 Franken haben ein Dutzend Betroffene erhalten, die sich beim Beobachter gemeldet haben. Selbst wer schriftlich klarstellte, dass er den Service nie abonniert hatte, wird weiter mit Mahnungen belästigt. Dafür verrechnet der 25-jährige Firmengründer Pasquale F. auch noch Gebühren von bis zu 60 Franken. Und er droht mit einer Betreibung .
Unter diesem Druck knicken wohl manche ein und zahlen. Das müssen sie nicht, wenn sie das Angebot am Telefon nicht angenommen haben. Und dies müsste die Firma beweisen, etwa mit einer Aufnahme des Verkaufsgesprächs.
Der 82-jährige Godi H. aus Rapperswil teilte der Datenschutzzentrale bereits mehrmals schriftlich mit, dass weder er noch seine Frau dem Werbefilter zugestimmt haben. «Ich versuchte das auch telefonisch zu klären. Doch der Herr in der Leitung hängte auf.»
Auf die Fragen des Beobachters teilt Firmenchef Pasquale F. mit: «Wir verschicken keine Rechnungen ohne rechtsgültigen Vertrag und halten uns an die gesetzlichen Bestimmungen.» Weitere Fragen zu seinem Geschäft wollte er «aus Datenschutzgründen» nicht beantworten. Belege für das Zustandekommen eines Vertrags in einem vorgelegten Fall blieben aus.
Vor seiner Tätigkeit als «Werbesperrer» vermittelte Pasquale F. über seine Swiss Professional Finanz GmbH Krankenkassen, Vorsorgelösungen und Geldanlagen. Dafür warb er auch auf Facebook. Mit wenig Erfolg: Über das Unternehmen wurde vor zwei Jahren der Konkurs eröffnet.
Die Datenschutzzentrale ist nicht die einzige Firma, die mit Rechnungen für Werbesperren Angerufene verärgert. Gegen Verantwortliche der Geminis Marketing GmbH läuft ein Verfahren wegen unlauterer Geschäftsmethoden. Die Firma betreibt mit Werbesperre.ch ein ähnliches Geschäft wie die Datenschutzzentrale.
Gegen unerwünschte Werbung gibt es mittlerweile kostenlose Alternativen. Neben dem Sterneintrag im Telefonverzeichnis bietet die Swisscom einen sogenannten Call-Filter an, der Anrufe einschlägiger Firmen blockiert. Mit der hängigen Teilrevision des Fernmeldegesetzes will der Bundesrat künftig alle Telekomanbieter verpflichten, Spam-Filter für Werbeanrufe einzurichten.
Sie wurden ungerechtfertigt betrieben?
Seit 1. Januar 2019 haben Sie die Möglichkeit, dass Einträge im Betreibungsregisterauszug wieder schneller verschwinden. So gehen Sie vor.
Welche Regelungen zu Werbeanrufen gelten neuerdings? Wo kann man einen Sterneintrag erstellen und wo sich aus dem Telefonverzeichnis löschen lassen? Beobachter-Mitglieder lesen mehr dazu im Merkblatt «Unerwünschte Werbeanrufe: So wehren Sie sich».