Wer nicht routiniert fliegt, kennt folgende Situation: Kaum hat man den Koffer aufs Band der Sicherheitskontrolle gehievt, landet das Lieblingsshampoo im Müll. Das soeben für teures Geld erstandene Mineralwasser sowieso. Bislang galt an Flughäfen die Regel: Mehr als 100 Milliliter pro Flasche darf nicht mit. Insgesamt nur ein Liter.

Neue Regel erst kürzlich eingeführt

Diese Vorschrift wackelte zuletzt. Denn dank der neuen Generation von CT-Scannern (Computertomografen) konnten Passagiere grössere Mengen an Flüssigkeiten mitnehmen. Und mussten diese beim Check nicht mehr aus dem Handgepäck nehmen.

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Die EU führte im April eine entsprechende Regelung ein, wonach Reisende, deren Handgepäck durch einen CT-Scanner geprüft wurde, Packungen von 330 Millilitern mit sich führen dürfen. Insgesamt waren bis zu zwei Liter erlaubt.

Passagiere konnten je nach Flughafen nicht sicher sein, was galt.

Mehrere europäische Flughäfen kippten ihre bestehende 100-Milliliter-Regel – etwa solche in Grossbritannien oder den Niederlanden. Trotzdem konnten Passagiere je nach Flughafen nicht überall sicher sein, ob ihr Handgepäck nun von einem Scanner der neuen oder der alten Generation geprüft würde.

Sie mussten also trotzdem damit rechnen, nur 100 Milliliter mitnehmen zu dürfen und die Flüssigkeiten beim Check aus der Tasche nehmen zu müssen. 

«Längerfristig sollen alle Sicherheitskontrollen mit den neuen Scannern ausgestattet werden.»

Sprecherin Flughafen Zürich

Auch der Flughafen Zürich testet seit Juli zwei CT-Scanner. Längerfristig sollen alle 26 Sicherheitskontrollen am Flughafen Zürich mit der neuen Technologie ausgestattet werden, teilte eine Sprecherin des Flughafens gegenüber dem Beobachter mit.

Am Flughafen Genf stehen die Superscanner bereits seit 2018 im Einsatz. Sowohl in Zürich als auch in Genf galt bei Flüssigkeiten weiterhin die Obergrenze von 100 Milliliter pro Gefäss und maximal ein Liter pro Handgepäck.

Mängel an den Geräten?

Das hätte sich vielleicht bald geändert. Doch jetzt hat die EU-Kommission eine Kehrtwende vollzogen. Ab dem 1. September gilt EU-weit wieder die 100-Milliliter-Regel. Das betrifft auch die Schweiz, Norwegen und Island.

Grund für die Anpassung seien Mängel bei gewissen Baureihen von CT-Scannern eines Herstellers, will das Portal «Aerotelegraph» wissen. Die EU-Kommission soll darum eine Überprüfung aller Geräte angeordnet haben.

Der Flughafen Zürich teilt auf Anfrage des Beobachters mit, ihnen seien keine Mängel an CT-Geräten bekannt, und es bedürfe somit auch keiner Überprüfung ihrer Geräte.

Kritik wegen Nachteilen für Flughäfen

Der europäische Dachverband ACI Europe bemängelte, dass diese Änderung der Regeln Nachteile für Flughäfen bedeute, die bereits auf CT-Scanner umgestellt hätten.

Die Flughäfen hätten diese eingesetzt, da die EU sie ohne Restriktionen zugelassen habe. Zudem fehle ein Zeitplan, wann sich die Regeln wieder ändern dürften.

Flüssigkeitsmenge nicht erkannt

Das britische Verkehrsministerium hatte bereits im Juni landesweit wieder eine 100-Milliliter-Grenze für Flüssigkeiten erlassen. Flughäfen, die bereits vollständig auf CT-Scanner umgestellt hatten, wie London City, Newcastle oder Birmingham, mussten zurückrudern.

Die Quote abgelehnter Flüssigkeiten durch die CT-Scanner sei höher als erwartet gewesen, berichtete die britische Zeitung «The Times».

Die Scanner seien nicht in der Lage, die Flüssigkeitsmenge in einem Gepäckstück festzustellen. So mussten Sicherheitsbeamte häufig Handgepäck selbst durchsuchen, was zu langen Wartezeiten führte.