Pendeln könnte so entspannend sein
Dönerwolken und blutte Füsse: Manchen stinkt das Verhalten der Mitpassagiere gewaltig. Unsere 17 Tipps schaffen Abhilfe.
Veröffentlicht am 9. August 2023 - 16:40 Uhr
Die französische Bulldogge im Abteil nebenan furzt im Minutentakt, einer schmatzt bereits frühmorgens einen Eiersalat und eine andere verströmt einen derart üblen Körpergeruch, dass man gar nicht wissen will, an welchem Ort oder Unort der entstanden ist. Wer trotz solchen Belästigungen auf seinem Zugsitz ausharrt, ist härter im Nehmen als James Bond. Oder weiss möglicherweise: Schnell kann man selbst zur Mitreisenden werden, die in unangenehmer Erinnerung bleibt. Mit unseren 17 Regeln für Passagiere wird die Pendlerwelt angenehmer.
Am Bahnhof
Auf der Rolltreppe: Der ultimative Tipp von Pendler-Anti-Aggressionsexpertinnen klingt simpel, ist aber raffiniert: auf der Rolltreppe rechts stehen, links gehen. Wenn man es pressant hat, gibt es nichts Nervigeres als Menschen, die auf beiden Seiten der Rolltreppe angelehnt einen Schwatz halten oder sich mit Koffer und Tasche ausbreiten.
Abstand halten: Schon unsere Grossmütter wussten: Manchmal ist Abstand die bessere Nähe. Das gilt besonders auf dem Perron beim Einsteigen. Wer sich nicht zurückhalten kann, soll wenigstens den Mitreisenden vor sich nicht in den Nacken atmen.
Platz lassen: Würde eine Horde wilder Hyänen auf Sie zuströmen, gingen Sie bestimmt zur Seite und liessen sie passieren. Warum also stellt man sich direkt vor die Tür des eben eingefahrenen Zugs voller Schlechtgelaunter, die erst aussteigen müssen, damit man einsteigen kann? Beide Seiten könnten sich Gemotze und möglicherweise auch blaue Flecke sparen, wenn man denen, die aussteigen wollen, Platz macht.
Die Zigarette davor: Rauchen mag sexy aussehen, erotisch riechen aber tut es nicht. Deshalb den letzten Zug, den Sie eben erst von Ihrer Zigarette genommen haben, nicht erst im Waggon ausblasen. Und blockieren Sie auch keine Türen, um husch, husch fertig zu rauchen.
Welche lustigen oder nervigen Erfahrungen haben Sie mit anderen Zugreisenden bereits gemacht? Erzählen Sie uns in der Kommentarspalte davon.
Im Zug
Der Fensterplatz: Hürdenlauf ist eine Leichtathletikdisziplin, in der nur die wenigsten Zugpassagiere gut sind. Setzen Sie sich deshalb in einem leeren Abteil ans Fenster. Das hat für später Zusteigende den Vorteil, dass sie sich nicht vorbei an Ihren Knien auf den freien Sitz winden müssen.
So gut wie besetzt: «Réservé» steht meist nicht ohne Grund über einem Sitz. Klar können Sie den Platz dennoch einnehmen, aber dann bitte nicht verärgert sein, wenn Sie ihn bereits an der nächsten Station wieder räumen müssen.
Absitzen, bitte: Es ist gar nicht so einfach, auf einer kurvenreichen Fahrt die Toilette sauber zu halten. Man sitzt ab oder geht erst an der nächsten Haltestelle aufs stille Örtchen. Das darf man. Das Plumpsklo ist passé.
Das richtige Mass: Sich in eine Parfümwolke zu hüllen, ist für Mitpassagiere genauso unangenehm, wie ohne Deo aus dem Haus zu gehen. Eine durchschnittliche Körperhygiene macht die Fahrt für alle angenehmer.
Nie, nie, nie: Komme, was wolle: Ziehen Sie um Himmels Willen Ihre Schuhe nicht aus! Keiner will nackte, dreckige oder schweissige Füsse neben sich auf dem Sitz haben – und auch nicht im Blickfeld.
Schön manierlich: Döner oder Lachsbrötchen mit viel Zwiebeln sind ein exquisiter Genuss. Aber nicht für jene, die mitriechen müssen. Und bitte, liebe Joghurtesserinnen, akzeptiert, wenn das Glas leer ist. Das Löffel-Glas-Geklimper beim Rausfischen der Mikroreste geht den Sitznachbarn gehörig auf die Nerven.
Pscht! Kopfhörer mit Noise Cancelling sind für Pendler die beste Investition überhaupt. Aber rappen Sie bitte nicht laut mit, wenn Ihr Lieblingssong von Cypress Hill aus den Kopfhörern dröhnt. Und lachen Sie auch nicht ständig laut auf, wenn Sie einen lustigen Podcast hören. Ein absolutes No-Go: Im Takt der Musik Kaugummi kauen.
Igittigitt: Eine laufende Nase, ein darin festhängender Popel oder eine Pouletfaser, die vom Zmittag zwischen den Zähnen steckt: Wohlerzogene schaffen diskret Abhilfe mit einem Taschentuch oder verschwinden kurz aufs Klo, um sich dort all dessen zu entledigen, was stört.
Tierfreunde und andere: Ein Hund ist ein Herz auf vier Beinen, sagt man in Irland. Das sehen aber nicht alle so. Es gibt Mitpassagiere, die nicht erst ein Fellknäuel beiseiteschieben wollen, um zu einem Sitzplatz zu gelangen. Andere schätzen es nicht sehr, wenn der Vierbeiner sie im Schritt beschnüffelt.
Mehr Gesprächskultur: Keiner will mitbekommen, wie das Date geendet hat oder was der Freund zum Znacht kochen will. Telefonieren Sie also nicht mit dem Lautsprecher und stöpseln Sie Kopfhörer ein, wenn Sie Videos schauen. Auch über die Chefin schnöden oder lauthals über Büroaffären reden lässt man am besten bleiben. Auch sich selbst zuliebe: Man weiss nie, wer sonst noch im Zug sitzt.
Kinder an Bord: Kleine herzige Mitpassagiere können im Lauf der Fahrt zu kleinen Nervensägen werden. Besonders wenn sie laut kreischend gangauf, gangab um die Wette rennen. Sie selbst oder Ihre eigenen Kinder waren auch mal klein. Versuchen Sie deshalb, Verständnis zu zeigen. Wenn der Bogen aber überspannt ist, können Sie die Eltern freundlich darauf hinweisen, dass der Zug kein Spielplatz ist. Denken Sie daran, dass auch Kleinkinder eine Intimsphäre haben. Streichen Sie ihnen also weder über die Haare noch über die Backe. Und nicht glotzen, wenn eine Mutter ihr Kind stillt.
Und tschüss: Der Arbeitstag war lang, und Ihre Lust auf Smalltalk ist gleich null. Verständlich. Ziehen Sie dennoch kurz die Kopfhörer aus den Ohren, wenn der ältere Herr gegenüber mit Ihnen sprechen will. Vielleicht hat er nur eine Frage. Vielleicht aber haben Sie Pech und er will von seinem Wanderausflug berichten oder über Klimakleber wettern. In diesem Fall stehen Sie beim nächsten Halt auf, verabschieden sich freundlich und suchen sich einen anderen Platz.
Immer schön aufmerksam: Die Augen sind dafür gemacht, um beim Gehen nach vorne – oder auch nach rechts und links – schauen zu können und nicht nur nach unten aufs Smartphone-Display. Wer seinen Blickwinkel so verengt, droht mit anderen Reisenden oder Gegenständen zu kollidieren. Strafende Blicke sind nur das eine, das man sich dabei holen kann.
Das können Reisende tun, wenn …
- der einzige Billettautomat kaputt ist: Wer das Billett nicht online kaufen kann, sucht möglichst noch vor Abfahrt eine Zugbegleiterin und fragt nach einer Lösung.
- ein Streit um die Armlehne eskaliert: Unter der Nummer 0800 117 117 kann man die Transportpolizei rufen, wenn man sich bedroht fühlt.
- der Zug Verspätung hat: Passagiere, die mehr als 60 Minuten zu spät am Ziel ankommen, können 25 Prozent des Billettpreises zurückverlangen. Bei 120 Minuten gibt es die Hälfte zurück.
10 Kommentare
Ich reise ausschliesslich mit öV und - oft gezwungenermassen - auch zu "Pendel-Zeiten".
Der Artikel ist voll übertrieben, was einem nun alles an "unangenehmen und widerwärtigen und sogar bösen Erfahrungen" im öV passieren könne. Ja klar, es gibt diese "Ereignisse". Ich habe auch schon viel erlebt. Aber sorry, kaum jeden Tag, jede Stunde, in jedem Zug (und Bus und Tram)!
Wieso ist seit einigen Tagen oder Wochen dieses Thema derart präsent?
Haben die Medien sonst zu wenig zu recherchieren und zu berichten?
Wieso kommt keine Aufforderung an die SBB oder/und die Verbünde?
Die sind verantwortlich, dass ich mich auf einen sauberen Sitz niederlassen und reisen kann!
Die einzige Handlung ist: Billett-Kontrolle!
Ah ja, zum Rauchen: Es gibt - oder gab - Raucherbereiche in allen Bahnhöfen und an vielen Bus- und Tramstationen.
Wieso nimmt sich kein "Ticket-Kontrolleur" dieses Problems an und macht auf die Raucherbereiche aufmerksam?
Wieso lassen wir uns von SBB & Co. immer noch gefallen, dass wir gigantische Preise bezahlen, aber die Leistungen - na ja, mehr und mehr dürftig werden?
Ich "nerve" mich eher an den dreckigen Waggons, die aus Kostenspargründen nur sporadisch und sehr oberflächlich gereinigt und gepflegt werden!
Eine Folge davon ist: Kommt ein Mensch in einen eh schon dreckigen Zug, wieso dann selbst achtgeben und keinen weiteren "Dreck" verursachen - egal in welcher Form!
Mein wichtigstes Anliegen: Mehr Kapazitäten schaffen, damit alle - wirklich alle(!) - ihre Sitzplätze bekommen, alle ihre Velos, Koffer, Kinderwagen usw. mitnehmen und sinnvoll während der Reise verstauen können!
Vielleicht die meist leere 1. Klasse abschaffen für mehr Raum und - Ordnung?
Mit solchen Massnahmen könnte enorm viel "Unbill" behoben und vermieden werden!
Ich als Vater muss noch etwas ergänzen. Ich weiss Kinder können nerven, doch bitte lasst wenn es Platz hat das Kinderabteil frei oder steht auf wenn es geht. Es ist schon genügend anstrengend mit Kindern und Kinderwagen zu fahren. Dass es einem dann den Nuggi raushaut wenn irgendwelche Leute ohne einem zu beachten in diesem Wagon sitzen obwohl es ansonsten meistens noch genug Platz hat. Bitte lasst uns die Sitze hochklappen denn letztendlich ist es für alle beteiligten noch viel unangenehmer wenn wir mit einem schreienden Kind beim Eingang herumstehen müssen.
Danke..
Ein wichtiger Punkt fehlt noch. Man sollte es wie auf der Strasse halten: allgemeiner Rechtsverkehr. Vor allem in Unterführungen gilt KEIN Einbahnverkehr. Auch wenn mal viele Personen in eine Richtung gehen, dann rechtfertigt das nicht, auf der ganze Breite in einer Richtung zu gehen. Alle haben es mal eilig, aber die Leute über den Haufen rennen ist ein No-Gos.
Am meisten nerven mich die Touristen mit dem vielen Gepäck weil sie immer die Durchgänge sperren mit dem Gepäck