Das war diese Woche richtig wichtig
Wurde die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher? Und wo gings rückwärts? Der Überblick des Beobachters für die Woche vom 4. November 2024.
Liebe Leserinnen und Leser
Willkommen zu «Das war richtig wichtig». Hier ordnen wir immer freitags die wichtigsten Nachrichten der vergangenen Woche für Sie ein.
Diesmal:
- Vorsorge: Bundesrat macht die Säule 3a flexibler
- Löhne: Für einmal frisst die Teuerung die gestiegenen Löhne nicht gleich wieder auf
- Schweiz–EU: Die Verhandlungen gehen vorwärts – mehr oder weniger
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Das Zitat der Woche
Am Ende wars nicht mal knapp. Donald Trump hat die Präsidentschaftswahlen in den USA gewonnen. Mit über 4 Millionen Stimmen Vorsprung auf die Demokratin Kamala Harris. Seine Partei hat neu eine Mehrheit im Senat. Und auch im Abgeordnetenhaus sieht es gut für ihn aus. Das heisst: Die nächsten zwei Jahre kann der Republikaner praktisch ungehindert durchregieren. Im Bundeshaus freuen sich die wenigsten darauf.
«Für die Schweiz heisst Donald Trump Unsicherheit und Unberechenbarkeit in der Sicherheits- und Wirtschaftspolitik.» – FDP-Präsident Thierry Burkart
Linke Politiker sorgen sich etwa, dass sich die USA unter Trump vom Klimaschutz abwenden. Und rechts der Mitte fürchtet man, dass Trump sein Versprechen wahr macht, sich stärker vom Rest der Welt abzuschotten. Mit keinem anderen Land ist die Schweiz wirtschaftlich enger verflochten als mit den USA. Auf Platz zwei ist übrigens Deutschland. Immerhin sind dort die Verhältnisse stabil … oder?!
Vorsorge: Bundesrat macht die Säule 3a flexibler
Darum gehts: Wie der Bundesrat diese Woche beschlossen hat, können Schweizerinnen und Schweizer ab Januar 2025 Nachzahlungen in die dritte Säule leisten. Er hat eine entsprechende Verordnung dazu angepasst. Wer in manchen Jahren gar nicht oder nur teilweise in die private Altersvorsorge eingezahlt hat, kann so die eigenen Vorsorgelöcher bis zu zehn Jahre später noch «stopfen».
Warum das wichtig ist: Für die Schweizerinnen und Schweizer ist das Einzahlen in die Säule 3a vor allem darum attraktiv, weil der eingezahlte Betrag jeweils vom steuerbaren Einkommen abgezogen werden darf. Bezieht man das Geld schliesslich im Rentenalter wieder, gilt darauf ein tieferer Steuerfuss. Bisher galt jedoch eine Frist der Einzahlung: So musste man den Betrag bis spätestens Ende des Jahres eingezahlt haben, um den Steuerabzug geltend zu machen. Unter bestimmten Voraussetzungen bekommt man nun bis zu zehn Jahre Aufschub. Die neu mögliche Nachzahlung dürfte den Bund viel Geld kosten: Schätzungen gehen von einem Verlust von 100 bis 150 Millionen Franken der Bundessteuereinnahmen aus – und das jährlich.
Das sagt der Beobachter: Die Änderung gilt nicht für bereits bestehende, sondern nur für zukünftige Lücken, deshalb kann die Mehrheit gar nicht davon profitieren. Zudem darf nur nachzahlen, wer im laufenden Jahr bereits den vollen Maximalbetrag einbezahlt hat – das sind jeweils nur rund 10 Prozent der Steuerzahlenden. Die Änderung ist daher umstritten. So kritisierte etwa die SP, die Vorlage sei ein «Steuergeschenk für die Reichsten», das zu Steuerausfällen führen werde, unter denen «der Rest der Bevölkerung zu leiden hat».
⇒ Jetzt lesen: Säule 3a nachzahlen: Nur wenige profitieren
Über «Das war richtig wichtig»
Was hat die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher gemacht? Und wo gings eher rückwärts? Wo weiterlesen, wenn Sie es genauer wissen möchten? Wir liefern Ihnen immer freitagmittags drei bis vier wirklich wichtige Nachrichten – kompakt, verständlich und mit Haltung aufgeschrieben. Auch als E-Mail abonnierbar.
Löhne: Für einmal frisst die Teuerung die gestiegenen Löhne nicht gleich wieder auf
Darum gehts: Die Löhne in der Schweiz sind im Jahr 2024 um durchschnittlich 2,1 Prozent gestiegen. Das zeigt die Erhebung, die das Bundesamt für Statistik (BFS) am Dienstag veröffentlicht hat. Stark ins Gewicht fällt, dass viele Mindestlöhne angehoben wurden, die in Gesamtarbeitsverträgen (GAV) festgelegt sind. In der Schweiz arbeiten rund 1,8 Millionen Angestellte in Branchen mit GAV.
Warum das wichtig ist: Rechnet man die Teuerung mit ein, bleibt am Ende eine Reallohnerhöhung von 0,9 Prozent übrig. Das ist nicht viel – es ist aber auch nicht nichts. Letztes Jahr war die Kaufkraft der Löhne noch zurückgegangen – um 0,4 Prozent. Und in den zwei Jahren davor noch stärker.
Das sagt der Beobachter: Wer keinem Gesamtarbeitsvertrag untersteht, hatte auch dieses Jahr wieder schlechtere Karten: Individuelle Lohnerhöhungen beeinflussten gemäss BFS das Lohnniveau dieses Jahr kaum. Umso wichtiger ist es dann, aktiv und wann immer möglich zu verhandeln. Hier ein paar Tipps, wie das gelingt:
⇒ Jetzt lesen: Ich will mehr Lohn!
Schweiz–EU: Die Verhandlungen gehen vorwärts – mehr oder weniger
Darum gehts: Der Bundesrat hat diese Woche über den Stand der Verhandlungen mit der Europäischen Union (EU) informiert. Nach über 140 Verhandlungssitzungen seien die meisten Dossiers weit fortgeschritten. Noch immer verhandelt werde bei den Themen Personenfreizügigkeit, Strom und dem Schweizer Kohäsionsbeitrag. Aus Brüssel ist zu hören, dass angestrebt wird, die Verhandlungen bis Ende Jahr abzuschliessen.
Warum das wichtig ist: Nach dem gescheiterten Rahmenabkommen ist dies ein neuer Versuch, die wirtschaftliche und politische Zukunft der Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU langfristig abzusichern. Starke Differenzen gibt es nach wie vor bei der Personenfreizügigkeit. Dem Vernehmen nach will die Schweiz eine einseitige Schutzklausel, die die Zuwanderung aus der EU bei Bedarf bremsen soll. Die EU lehnt diese Forderung jedoch ab.
Das sagt der Beobachter: Warum ist im Verhältnis Schweiz–EU eigentlich immer alles so kompliziert – und vor allem: Warum so emotional? Dieser Erklärtext ist zwar schon in die Jahre gekommen, aber Sie finden darin alle wichtigen Punkte verständlich, konkret und ohne Fachchinesisch erklärt:
⇒ Jetzt lesen: Darum streitet die Schweiz mit der EU
Geschrieben haben diesen Überblick diesmal Oliver Fuchs, Alexander Lüthi und Fabienne Niederer.
Bis nächste Woche. Wir bleiben für Sie dran.
3 Kommentare
Bundesrat: Rahmenabkommen mit der EU unter dem medialen Radar abschliessen?
Der Bundesrat hat für den Freitag, dem 20. Dezember 2024 das Berner Medienzentrum reserviert. An diesem Tag ist der Entscheid zum Rahmenabkommen mit der EU zu erwarten. Hinter dieser Ansetzung steckt Taktik. Die öffentliche Aufmerksamkeit für Politgeschäfte ist in der Weihnachtszeit eh gering. Die institutionelle Anbindung der Schweiz an die serbelnde EU soll möglichst geräuschlos dem Volk vermittelt werden.
A propos „Löhne“: Und wo bleibt der Teuerungsausgleich für Rentner/innen? Soviel ich vernommen habe, gibt es 30 Fränkli mehr für 2025?! JEDOCH GANZ WICHTIG: einen Ausgleich gibt es bei den Renten NUR alle ZWEI JAHRE, heisst also im Klartext, es gibt eigentlich nur 15 Fränkli mehr pro Monat!! Die meisten von uns (z.B. ich auch) haben lebenslang AHV bezahlt, nur so zur Info!
Der höhere Lohn wird durch Verteuerung des Neuen Lohns aufgefressen! Und so weiter!Anstatt die Lebensunterhalts Kosten endlich zu bremsen um eine Gesunde Kaufkraft zu erreichen,die die Wirtschaft Gesund pflegt!