Liebe Leserinnen und Leser

Willkommen zum ersten «Richtig wichtig» im neuen Jahr. Hier ordnen wir normalerweise die wichtigsten Nachrichten der Woche für Sie ein. Für einmal schauen wir nicht zurück, sondern voraus. Was bringt 2025 – und was bedeutet es für Sie?

Wir haben vier Themen herausgepickt, von denen wir ziemlich sicher sind, dass sie wichtig werden. Im Wissen, dass Prognosen bekanntlich schwierig sind, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.

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Die Themen

  • Europa: Was ist die Schweizer Eurovision?
  • Geld: Trump gibt den Tarif durch
  • Gesundheit: Risiken und Nebenwirkungen
  • Politik: Alles auf Sparflamme
  • Ausserdem: ein Motto fürs junge Jahr

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Europa: Was ist die Schweizer Eurovision?

Das wird wichtig: Dieses Jahr wird viel über das Verhältnis der Schweiz zu Europa geredet. Hauptsächlich über das grosse Vertragspaket, das der Bund mit der EU ausgehandelt hat und das die löchrigen und veralteten bilateralen Verträge aufdatieren soll. Daneben wird die Schweiz gleich für zwei Grossereignisse die Gastgeberin sein – und sich der Nachbarschaft von der Schokoladenseite zeigen können.

Das passiert konkret: Der Bund hat mit der EU einerseits ausgehandelt, wie die bestehenden Abkommen angepasst werden: etwa wann die Schweiz künftig automatisch europäische Regeln übernimmt und wer im Streitfall entscheidet. Ausserdem kommen drei neue Bereiche dazu: Strom, Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Im ersten Halbjahr werden wir von allen möglichen und unmöglichen Interessengruppen hören, was sie vom Verhandlungsergebnis halten. Vor der Sommerpause 2025 will der Bundesrat das Abkommenspaket, die Anpassung der Schweizer Gesetze sowie die flankierenden Massnahmen in eine ordentliche Vernehmlassung schicken. Das Parlament kommt dann 2026 an die Reihe – und Sie werden allerfrühestens 2027 über erste Teile des Pakets abstimmen. Weniger gedulden müssen sich Fans von schrägem Pop und Fussball: Mitte Mai steigt der Eurovision Song Contest in Basel. Und im Juli begrüssen acht Schweizer Städte um die 700’000 Fans zur Fussball-Europameisterschaft der Frauen.

Das sagt der Beobachter: Auf Seiten der EU ist man sichtbar erleichtert, dass man sich mit der Schweiz endlich einig wurde. Kaum vorstellbar, dass Brüssel die Geduld für eine weitere Runde aufbrächte, wenn das Paket scheitert. Doch das ist nicht allzu unwahrscheinlich. Die grösste Partei der Schweiz lehnt jede Annäherung an die EU kategorisch ab. Und links der Mitte gibt es bereits Misstöne, dass die neuen Regeln die Schweizer Löhne untergraben würden. Wenn Sie sich für die kommenden Debatten schon mal in Stimmung bringen wollen: So klang es beim letzten Mal.

Über «Das war richtig wichtig»

Was hat die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher gemacht? Und wo gings eher rückwärts? Wo weiterlesen, wenn Sie es genauer wissen möchten? Wir liefern Ihnen immer freitagmittags drei bis vier wirklich wichtige Nachrichten – kompakt, verständlich und mit Haltung aufgeschrieben. Auch als E-Mail abonnierbar.

Geld: Trump gibt den Tarif durch

Das wird wichtig: Er ist wieder da – und diesmal werden wir es wohl viel direkter merken. Am 20. Januar wird Donald Trump zum zweiten Mal Präsident der USA. Und seine Wirtschaftspolitik wird die Schweiz direkt betreffen. Zusammen mit den politischen Verwerfungen in Deutschland und Frankreich deuten die Anzeichen auf ein weiteres schwaches Jahr für die Schweizer Wirtschaft.

Das passiert konkret: Trump ist notorisch unberechenbar. Eine Überzeugung vertritt er aber seit Jahrzehnten konsequent: Handel ist ein Nullsummenspiel, und Amerika lässt sich vom Rest der Welt über den Tisch ziehen. Darum will er die Zölle anheben – viel stärker als in seiner ersten Amtszeit. Die ETH hat ausgerechnet, dass das jede Einwohnerin der Schweiz mindestens 200 Franken pro Jahr kosten wird. Ausserdem könnte das die Inflation wieder anfeuern, und ein noch stärkerer Franken droht die Exporte zu verteuern. Die USA sind die wichtigsten Handelspartner der Schweiz. Aber auch sonst siehts nicht rosig aus: In Deutschland droht eine Rezession, Frankreich ist wegen seiner hohen Verschuldung politisch blockiert, und China leidet immer noch an seiner Immobilienkrise. 

Das sagt der Beobachter: Ziemlich düstere Aussichten also. Allerdings weniger düster als anderswo. Tatsächlich schafft es die Schweiz gerade in Krisen immer wieder, sich als sicheren Hafen zu behaupten – und manchmal sogar davon direkt zu profitieren. Wie zwiespältig das manchmal sein kann, lesen Sie hier.

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Gesundheit: Risiken und Nebenwirkungen

Das wird wichtig: Die Gesundheitskosten sind eine der grössten Sorgen der Bevölkerung – das wird auch dieses Jahr so sein. Immerhin ist letztes Jahr ein bisschen Bewegung in die Sache gekommen, es wird interessant, ob davon dieses Jahr etwas spürbar wird. Ausserdem dürften wichtige Medikamente knapp bleiben. Und in den USA brodeln die Zutaten für eine neue Pandemie.

Das passiert konkret: Letztes Jahr hat die Schweiz mit der sogenannten Efas zum ersten Mal seit langem eine Gesundheitsreform angenommen. Beim Beobachter sind wir skeptisch, ob die Reform die erhofften Einsparungen bringt. Wir haben auch darum den Prämienticker lanciert, den wir dieses Jahr intensiv weiterbetreiben. Neben den Kosten wird leider wohl auch die Knappheit bestimmter Medikamente dieses Jahr Thema bleiben. Gerade bei Medikamenten wie Ozempic und Wegovy (bei denen die Schweiz sogar Spitzenreiterin ist) oder gegen ADHS (die seit ein paar Jahren immer mehr verschrieben werden).

Das sagt der Beobachter: Wie der US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld mal gesagt hat: Es gibt die bekannten Unbekannten und die unbekannten Unbekannten. So eine gab es mit der Covid-19-Pandemie, die sich dieses Jahr zum fünften Mal jährt. Und wir können leider nicht ausschliessen, dass uns dieses Jahr ein neuer Erreger ziemlich beschäftigen wird. In Nordamerika grassiert unter Kühen und Vögeln eine aggressive Grippe-Art, die in den letzten Wochen auch Menschen angesteckt hat und Epidemiologen beunruhigt. Immerhin sind wir diesmal gut vorbereitet … oder?

Politik: Alles auf Sparflamme

Das wird wichtig: Das neue Jahr beginnt in Bundesbern, wie das alte aufgehört hat: mit Debatten über das Geld. Im Frühling werden die Sparvorschläge des Bundesrats konkretisiert – und die Ratslinke könnte mit Referenden gegen die Ergebnisse vorgehen. Ansonsten ist der Abstimmungskalender noch recht leer.

Das passiert konkret: Im Februar wird nur gerade über eine nationale Vorlage abgestimmt: die Umweltverantwortungsinitiative der Grünen, die als ziemlich chancenlos gilt. Grosse Brocken wie die Zuwanderungsinitiative der SVP oder die Initiative, die die Gebühren für die SRG halbieren will, kommen erst 2026. Launiger könnte der Herbst werden: Es gilt als wahrscheinlich, dass es im Bundesrat zu mindestens einem Rücktritt auf Ende Jahr kommt.

Das sagt der Beobachter: Zu Beginn des Jahres 2022 waren viele Prognostiker auch der Ansicht, dass nach zwei intensiven Jahren Pandemie jetzt wieder ein bisschen Gemächlichkeit in der Schweizer Politik einkehren würde. Dann überfiel Wladimir Putin die Ukraine. Auch wenn es der Kalender noch nicht erahnen lässt, wird das eine oder andere Weltereignis in Bern sicher wieder für Hektik sorgen. Bis dahin: Geniessen wir die Ruhe. Hier ein paar Tipps dazu:

Das Zitat zum Jahresanfang

Alles in allem ist es ein ziemlich düsterer Ausblick geworden. Aber hey, damit bleibt dieses Jahr ganz viel Platz für positive Überraschungen. Wir schliessen darum mit dem Zitat eines beeindruckenden Mannes, der kurz vor Jahresanfang im hohen Alter von 100 Jahren gestorben ist:

«Wag dich auf die Äste raus. Das ist, wo die Früchte sind.» – Präsident Jimmy Carter

Weil er die Wiederwahl verpasste, galt er lange als gescheiterter Präsident. Und eher als eine Fussnote als ein George Washington. Doch nach seiner eigentlichen Amtszeit machte er sich einen Namen als Elder Statesman und Gewissen der Nation. Er lebte in bescheidenen Verhältnissen und widmete sich bis zum Schluss dem Kampf gegen Armut, gegen Krankheiten und für die Menschenrechte. Es ist nie zu spät, sich neu zu erfinden.
 

Einen guten Start ins Jahr. Bis nächste Woche.