Liebe Leserinnen und Leser

Willkommen zu «Das war richtig wichtig». Hier ordnen wir immer freitags die wichtigsten Nachrichten der vergangenen Woche für Sie ein. Eine gute vorweg: Die Entwicklung der Strompreise kannte in den letzten zwei Jahren nur eine Richtung: steil nach oben. Damit ist nun vorläufig Schluss. 2025 sinken sie im gesamtschweizerischen Durchschnitt um rund 10 Prozent.

Nun die Themen:

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Anrede

Das Zitat der Woche

Aussergewöhnliche Behauptungen erfordern aussergewöhnlich starke Beweise. Der Satz stammt vom Astrophysiker und Journalisten Carl Sagan. Er meinte damit Leute, die behaupteten, dass Aliens die Erde besucht haben. Der Satz passt aber auch perfekt auf alle, die behaupten, dass sie HIV heilen können. Das tun die Forscherinnen in Genf zwar nicht. Was sie aber diese Woche verkündeten, ist trotzdem eine ziemliche Sensation:

«[Das Virus] bleibt auch fast drei Jahre nach Beendigung der antiretroviralen Behandlung nicht nachweisbar.» – Mitteilung der Universitätskliniken Genf (HUG)

Die Forscher berichten von einem HIV-Infizierten, den sie mit einer Knochenmarkstransplantation und immunmodulatorischen Medikamenten offenbar vom Virus befreit haben. Die Sensation: In allen ähnlichen Fällen hatte der Spender eine seltene Genmutation, die seine Zellen resistent gegen HIV machte. Das war hier nicht so. Ein grosser Schritt auf dem Weg, das HI-Virus eines Tages auszurotten. Auch die Beweise haben die Forscher geliefert. Sie veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift «Nature» – einer der angesehensten der Welt.

Gefälschte Unterschriften: Skandal trifft ins Herz der Demokratie

Darum gehts: Kommerzielle Sammler sollen im grossen Stil Unterschriften für Initiativen gefälscht haben. Zahlreiche Vorlagen aus den letzten Jahren sind betroffen; manche wären ohne den Betrug womöglich nie zur Abstimmung gekommen. Bundeskanzlei und Strafverfolger ermitteln bereits länger – an die Öffentlichkeit kam der Skandal aber erst durch eine Recherche, die die Bundeshausredaktion der Tamedia am Montag veröffentlichte

Warum das wichtig ist: Wer in der Schweiz eine Verfassungsänderung an die Urne bringen will, muss dafür in 18 Monaten 100'000 gültige Unterschriften sammeln. Das ist ein enormer organisatorischer Aufwand – und darum sammeln verschiedene Unternehmen diese auch professionell. Doch jetzt, da die Bundesanwaltschaft gegen mehrere dieser Anbieter wegen Verdachts auf Wahlfälschung ermittelt, steht dieses System massiv in Frage. Grosser Unmut schlägt auch der Bundeskanzlei entgegen, die die Öffentlichkeit erst informierte, nachdem Journalisten über diesen potenziellen Demokratie-GAU berichtet hatten. 

Das sagt der Beobachter: Demokratie lebt vom Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger darin, dass Entscheide korrekt und transparent zustande kommen. Die Behörden müssen alles dafür tun, diese Vorwürfe lückenlos aufzuklären und künftige Fälle zu verhindern. Gut, dass das Parlament nicht einfach mit den Schultern zuckt – sondern seine Aufsichtsrolle ernst nimmt und bereits intensiv über Massnahmen diskutiert. Wie diese aussehen könnten, lesen Sie hier:

Über «Das war richtig wichtig»

Was hat die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher gemacht? Und wo gings eher rückwärts? Wo weiterlesen, wenn Sie es genauer wissen möchten? Wir liefern Ihnen immer freitagmittags drei bis vier wirklich wichtige Nachrichten – kompakt, verständlich und mit Haltung aufgeschrieben. Auch als E-Mail abonnierbar.

Bund muss sparen: Weniger Geld für Klima, Bauern und Armee

Bund muss sparen: Weniger Geld für Klima, Bauern und Armee
Darum gehts: Im Bundeshaushaushalt zeichnet sich ein Milliardenloch ab. Finanzministerin Karin Keller-Sutter hat darum eine Expertenkommission eingesetzt. Am Donnerstag hat diese konkrete Massnahmen aufgezeigt. Es geht um drastische Sparmassnahmen.

Warum das wichtig ist: 60 Massnahmen haben die Expertinnen ausfindig gemacht. Bis zu 3,9 Milliarden im Jahr 2027 und 4,9 Milliarden im Jahr 2030 würden damit eingespart werden. So sollen etwa die Subventionen für Klimaschutzmassnahmen, Beihilfen für Rinderzucht und Werbung für Schweizer Fleisch gestrichen werden. Kinderbetreuung sollen künftig die Kantone allein finanzieren. Und der geplante Armeeausbau soll deutlich kleiner ausfallen. 

Das sagt der Beobachter: Puh, da ist für jeden und jede etwas dabei, über das sich schimpfen lässt. Heftiger Streit ist also programmiert. Grade weil die Experten auch Vorschläge machen, die das Stimmvolk unlängst abgelehnt hat – etwa CO2-Abgaben einzuführen. Aber immerhin wird jetzt mal konkret, wo es denn wirklich wehtäte, wenn der Bund seine Ausgaben zurückfährt, ohne gleichzeitig über Steuererhöhungen nachzudenken.

Alkoholkonsum: Es trinken viele weniger, aber wenige immer mehr

Darum gehts: Immer weniger Schweizerinnen und Schweizer trinken täglich Alkohol. Allerdings ist die Zahl der Rauschtrinkerinnen und Rauschtrinker gestiegen. Dies zeigt die neuste Gesundheitsbefragung des Bundesamts für Statistik. Dabei wurden die Zahlen der letzten 30 Jahre verglichen. 

Warum das wichtig ist: Genau wie Tabak ist auch Alkohol ein Genussmittel, das schlecht für unsere Gesundheit ist. Jedoch schauen wir der Tabaklobby viel genauer auf die Finger (etwa in dieser Beobachter-Recherche) als der Lobby für Schnaps, Bier oder Wein. Alkohol ist normalisiert und gehört für viele zu einem geselligen Abend. Auch wenn die Zahl gesunken ist, trinkt noch immer fast jede zehnte Person in der Schweiz täglich Alkohol.   

Das sagt der Beobachter: «Ein Glas Rotwein am Tag schützt das Herz» ist eine weitverbreitete Behauptung. Ausschlaggebend dafür waren Studien aus den 1980er-Jahren, die teilweise von der Alkoholindustrie finanziert wurden. Heute weiss man: Es gibt keinen sicheren Alkoholkonsum und auch keinen gesunden Wein.

⇒ Jetzt lesen: Gesunder Wein? Leider nein

Fake News: Schweizer fallen vergleichsweise oft drauf rein

Darum gehts: Wie gut sind Menschen darin, online Wahres von Falschem zu unterscheiden? Das untersuchte eine OECD-Studie in 21 Ländern. Die Teilnehmenden sollten Aussagen aus den Bereichen Gesundheit, Umwelt und internationale Beziehungen beurteilen. Neben der Wahrheit wurde ihnen auch Satire, Desinformation oder Propaganda vorgesetzt. Die 1531 Schweizerinnen und Schweizer taten sich mit der Aufgabe schwer und landeten auf dem drittletzten Platz. Noch schlechter waren nur Kolumbien und Brasilien. 

Warum das wichtig ist: Fake News können die demokratische Meinungsbildung beeinflussen, Panik auslösen oder die Gesellschaft spalten. Das Resultat der Studie überrascht, da die Schweiz ein demokratisches Land ist – eigentlich sollten Einwohnerinnen geübt darin sein, sich eine eigene Meinung zu bilden. Eine schlüssige Erklärung haben die Herausgeber der Studie nicht. Gegenüber Swissinfo relativieren Expertinnen, dass die Unterschiede zwischen den Ländern sehr klein seien. 

Das sagt der Beobachter: Vor vier Jahren verbreiteten sich zusammen mit dem Coronavirus auch Fake News. Wir haben damals eine Anleitung entwickelt, die Ihnen Schritt für Schritt dabei hilft, Desinformation zu enttarnen. Zudem finden Sie bei uns eine Liste nützlicher Websites:

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Geschrieben haben den Überblick diesmal Riana Engeli, Oliver Fuchs und Jasmine Helbling.

Bis nächste Woche.