Teuer und ganz schön laut
Die neuen SBB-Luxuswohnungen am Zürcher Hauptbahnhof haben Mängel. Mieter klagen über quietschende Züge und Geräusche von Nachbarn.
Veröffentlicht am 9. Dezember 2019 - 11:13 Uhr
«Genau der richtige Ort zum Wohnen und Leben»: So preisen die SBB ihre neuen Luxuswohnungen mit Blick auf den Zürcher Hauptbahnhof an. Die Überbauung Gleistribüne mit 139 Wohnungen ist eines der neuen Prestigeobjekte der SBB. Für die 1,5 bis 4,5-Zimmer zahlt man zwischen 1810 und rund 5000 Franken Miete.
Direkt neben den Gleisen muss vor allem eins stimmen: der Lärmschutz. Doch mehrere Mieter beschweren sich über den Lärm in ihren neu bezogenen Wohnungen.
Sandrine Müller* hatte sich auf das neue Heim im Herzen von Zürich gefreut – doch von Genuss keine Spur. Selbst bei geschlossenen Türen und Fenstern sei der Bahnverkehr in der Wohnung deutlich hörbar. Das Quietschen der Züge sei kaum auszuhalten. Sogar die Durchsagen vom Hauptbahnhof höre sie, selbst Gespräche unten an der Strasse.
Schlafen kann Müller kaum, auch weil nachts oft Gleisarbeiten durchgeführt werden. Nur mit Ohropax finde sie etwas Ruhe. Auch innerhalb des Gebäudes sei die Isolierung schlecht. Man höre durch die Wohnungstür Geräusche der Nachbarn und aus dem Treppenhaus. «Bei diesen Preisen ging ich davon aus, dass die Lärmisolierung kein Thema ist», sagt sie.
Man habe in den meisten Wohnungen die Lärmproblematik mit Nachjustierungen von Fenstern und Dichtungen bereits beheben können, erklären die SBB. Es sei teilweise zu Baumängeln gekommen. So seien die Fenster nicht korrekt eingestellt gewesen.
In den verbleibenden drei Wohnungen wollen die SBB nun Schallpegelmessungen durchführen. Zudem müsse die Bauunternehmung in den nachgebesserten Wohnungen mit Messungen nachweisen, dass die Anpassungen wirken. Ob weitere Massnahmen nötig seien, könne man erst sagen, wenn die Messungen abgeschlossen seien.
Die SBB beteuern, man entschuldige sich bei allen betroffenen Mietern. Sie weisen aber darauf hin, dass die Wohnungen aufgrund der Lage direkt am Gleisfeld natürlich nicht komplett schalldicht gemacht werden könnten.
Bei Sandrine Müller hat sich bislang nichts getan. Sie habe die neue Wohnung vor dem Einzug nicht einmal besichtigen können, um sich ein Bild von der Lärmsituation zu machen. Sie musste sich rein nach Plänen im Internet für die Wohnung bewerben .
Es sei bei Neubauten üblich, Reservationen und teils Mietverträge schon vor der Fertigstellung abzuschliessen, so die SBB. Die Wohnungen seien zehn Monate vor Fertigstellung ausgeschrieben worden – rund vier Monate später hätten die Mieter Musterwohnungen besichtigen können. Dann hätten sie vom Mietvertrag zurücktreten können. Das hätten aber nur wenige getan.
Auch auf der anderen Seite des Zürcher Hauptbahnhofs war es zu Klagen gekommen. In den beiden SBB-Türmen an der Europaallee meldeten Mieter Geruchsemissionen, Flecken, Kerben im Parkett, Storen, die mitten in der Nacht hochfuhren, Wasserschäden und Baulärm. Die SBB boten Mietzinsreduktionen und Hotelübernachtungen an.
Auch der SBB-eigene Wohn- und Büroturm Westlink in Zürich-Altstetten musste kurz nach Bezug bereits saniert werden. Grund waren Knackgeräusche in den Wohnungen.
*Name geändert
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1 Kommentar
Kommt mir so in etwa vor; wie eine Wohnung neben der Kirche beziehen um dann wegen des Glockengeläuts zu jammern und prozessieren. Oder auf dem Land ein teures Prestige-Häuschen bauen um dann wiederum wegen dem Gebimmel der Kühe und deren duftenden Hinterlassenschaften sich aufzuregen.