Vorbereitung und Tipps für Neuwanderer
Statt an den Strand strömen die Massen in die Berge – auch Neuwanderer und Wiedereinsteigerinnen. Die wichtigsten Tipps zur Vorbereitung und für unterwegs.
Veröffentlicht am 2. September 2020 - 15:54 Uhr
Rechnen Sie genügend Zeitreserven ein. Wer den letzten Bus oder Zug verpasst, dem kann ein mehrstündiger Zusatzmarsch drohen. Als Faustregel: Pro Kilometer Horizontaldistanz braucht man ungefähr 15 Minuten. Rechnen Sie pro 100 Höhenmeter Aufstieg und pro 200 Höhenmeter Abstieg je weitere 15 Minuten hinzu. Pausen sind dabei noch nicht berücksichtigt.
Fangen Sie einfach an. Gelb markierte Routen sind gut zu begehen, steile Stellen sind mit Stufen entschärft, gefährliche Stellen gesichert.
Bergwanderwege – die Schilder sind mit weiss-rot-weisser Spitze versehen – führen oft durch steiles Gelände mit exponierten Passagen.
Auf Alpinwanderwegen – blau mit weiss-blau-weisser Spitze – sind nur für sehr erfahrene Berggängerinnen geeignet. Sie führen durch wegloses Gelände, über Schneefelder, Gletscher und Fels, es braucht Pickel, Seil, Höhenmeter. Anfänger haben hier nichts verloren!
Vergewissern Sie sich regelmässig, wo Sie sich befinden. So können Sie im Notfall Ihren ungefähren Standort angeben. Idealerweise nehmen Sie zusätzlich eine herkömmliche Gebietskarte oder den Ausdruck einer Onlinekarte mit. Die funktioniert auch ohne Akku.
Was Sie bezüglich Wanderroute beachten und man am Abend vorher in den Rucksack packen sollten, sehen Sie in der Wander-Checkliste des Beobachters.
Laden Sie vor der Wanderung den Akku Ihres Handys auf. Gehen Sie sparsam mit den Energiereserven um und tragen Sie das Handy nahe am Körper – es kann Ihnen im Notfall das Leben retten.
Beachten Sie die Wettervorhersage. Im Gebirge kann das Wetter plötzlich umschlagen und die Temperatur innert kurzer Zeit stark fallen. Bei unsicherer Wetterlage sollten Sie Ihre Pläne verschieben oder die Route anpassen.
Im Gebirge nimmt die Intensität der UV-Strahlen zu – und damit auch die Gefahr eines Sonnenbrands . Schützen Sie sich mit Hut und Sonnenbrille und verwenden Sie Sonnenschutzcreme mit einem hohen Lichtschutzfaktor.
Beim Wandern empfiehlt es sich, mehrere Schichten dabeizuhaben, die gegen Sonne, Regen, Wind und Kälte schützen. Zudem lohnt es sich, Shirt, Unterhose und Socken zum Wechseln mitzubringen. Wer leuchtende Farben trägt, ist im Notfall leichter zu finden. Gutes Schuhwerk sorgt für mehr Stabilität.
Packen Sie kompakt und nach dem Motto «so wenig wie möglich, so viel wie nötig». Schwerere Gegenstände sollten Sie im oberen Bereich verstauen, leichte unten. Mit gut eingestellten Trägern und Hüftgurt ruht das Gewicht vor allem auf der Hüfte statt auf den Schultern.
Wanderstöcke entlasten die Knie. Achten Sie darauf, dass die Stöcke gut eingestellt sind: Ellbogen ungefähr im rechten Winkel, beim Aufstieg etwas kürzen, für den Abstieg verlängern. An gefährlichen Stellen sollten Sie ohne Stöcke gehen, um die Hände frei zu haben.
Die SAC-Hütten müssen derzeit Covid-19-Schutzmassnahmen einhalten. Informieren Sie sich darum unbedingt vorgängig bei der entsprechenden Hütte über die Regeln und Vorgaben. Reservieren Sie Ihren Schlafplatz und melden Sie Personen rechtzeitig wieder ab, wenn jemand verhindert ist.
Informieren Sie Angehörige, Freunde oder Hüttenwirte über das Ziel und den Zeitplan Ihrer Wanderung. So könnte im Notfall gezielt nach Ihnen gesucht werden.
Pro Wanderstunde sollten Sie mindestens einen halben Liter Flüssigkeit trinken – zum Beispiel Wasser, Tee oder verdünnte Fruchtsäfte. Isotonische Getränke helfen, den Mineralienverlust durchs Schwitzen auszugleichen.
Führen Sie immer eine kleine Notfallapotheke mit dem Nötigsten mit: Pflaster, Verbandmaterial, Tape, Blasenpflaster, Desinfektionsmittel sowie persönliche Medikamente (bei Diabetes, Allergien oder Ähnlichem). Eine Schutzmaske für die Bergbahn oder für die Anreise mit dem ÖV sollte auch nicht fehlen, solange die Schutzmassnahmen gelten.
Immer nützlich sind ein Plastiksack für Abfälle, ein Sackmesser sowie Bargeld. Je nach Wanderung und Interessen bieten sich weitere Gegenstände an wie etwa ein Feldstecher.
Bringen Sie sich nicht unnötig in Gefahr . Kehren Sie bei einem drohenden Wetterumbruch um oder suchen Sie Schutz in einer Hütte. Warten Sie bei Nebel auf bessere Sicht und steigen Sie nicht durch unbekanntes Gelände ab.
Wenn Sie sich verlaufen oder verstiegen haben: Bleiben Sie in der Gruppe zusammen und kontaktieren Sie rechtzeitig mögliche Rettungskräfte. Schlechtes Wetter, Dunkelheit oder schlechte Sicht können eine Rettung verzögern oder gar verunmöglichen. Warten Sie also nicht zu lange. Die Rega kann manchmal auch helfen, ohne dass gleich der Rettungshelikopter zum Einsatz kommt .
Die Rega empfiehlt, eine Rettung mittels Rega-Notfall-App auszulösen. Die App übermittelt Ihre genauen Koordinaten direkt an die Einsatzzentrale. So weiss der Pilot, wo sich die Hilfesuchenden befinden.
Sie können die Rega auch über die Notrufnummer 1414 alarmieren. Wenn Sie keinen Kontakt herstellen können, versuchen Sie es über die europäische Notrufnummer 112. Markieren Sie die Unfallstelle gut sichtbar und geben Sie klare Zeichen für die Rettungspersonen.
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