«Fühle mich nur noch müde»
Symptome wie Müdigkeit, Gereiztheit oder eine Depression können auf ein Burnout hinweisen. Viele Betroffene würden sich jedoch einfach nur mehr Anerkennung ihrer Leistungen wünschen.
Veröffentlicht am 7. Januar 2008 - 16:47 Uhr
Frage von Martin F.: Ich habe die Freude an der Arbeit verloren. Nach 25 Jahren im Job fühle ich mich nur noch müde. Gegenüber Kollegen und Kunden muss ich aufpassen, nicht gereizt zu reagieren. Trotz Erschöpfung finde ich ohne Medikamente kaum Schlaf.
Gönnen Sie sich Hilfe. Ihre Arbeits- und Lebenssituation muss gründlich analysiert werden. Sie leiden vermutlich unter dem sogenannten Burnout-Syndrom - und nur eine Auszeit, eine Therapie oder eine Umstellung in ihrem Leben können sie davon heilen. Wenige seelische Störungen haben in den letzten Jahren so viel Aufmerksamkeit erfahren wie das Burnout-Syndrom. Mit objektiven Methoden wie etwa Bluttests lässt es sich zwar nicht nachweisen, aber man erkennt es aufgrund der Aussagen der Patienten.
Burn-out ist im Grunde eine nicht mehr nachlassende Stressreaktion. Stress bewirkt im Gehirn die Ausschüttung verschiedener Botenstoffe wie zum Beispiel Adrenalin, die den Körper auf Flucht oder einen Kampf vorbereiten. Wenn diese Aktivierung chronisch bestehen bleibt, entwickeln sich allmählich die Burn-out-Symptome: Müdigkeit, depressive Gemütslage, Frustration, Überdruss, Reizbarkeit, Zynismus, Muskelschmerzen, Schlafstörungen, Verlust von Neugier, Interesse und Unternehmungslust. Aber auch körperliche Schädigungen sind möglich. So ist bei Menschen mit Burn-out-Syndrom zum Beispiel das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, deutlich höher.
Die Ursachen für Burn-out sind inzwischen recht gut erforscht: Wer ausbrennt, muss einmal gebrannt haben. Das heisst: Feuriges Engagement kann in Erschöpfung münden. Zwei Faktoren sind dabei ausschlaggebend: das Arbeitsumfeld und bestimmte Persönlichkeitsmerkmale. Gefährdet sind Personen in Berufen, die ein hohes Mass an Kommunikation und Zuwendung erfordern: Dazu gehören zum Beispiel Lehrer, Pflegende, Sozialarbeiter, Ärzte. Betroffen sind ausserdem Leute mit Doppelbelastungen wie berufstätige Mütter.
Bedroht sind vor allem jene, die sich übermässig engagieren, schlecht abschalten können und mehr Anerkennung für ihren Einsatz bräuchten, als das Umfeld ihnen gibt. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer «Gratifikationskrise». Ein Burnout-Syndrom entwickelt sich nicht von heute auf morgen, sondern schleichend. Nach und nach verbrauchen sich die Widerstandskräfte des Betroffenen - bis zur totalen emotionalen, geistigen und körperlichen Erschöpfung. Dann hilft nur noch eine sachgerechte Therapie, die Körper und Seele gleichermassen anspricht. Es existieren bereits Kliniken, die darauf spezialisiert sind.
Tipps zur Vorbeugung
- Zur Ruhe kommen: Gönnen Sie sich regelmässige Phasen der Musse, Reflexion oder Meditation. Entspannungstechniken wie zum Beispiel autogenes Training können dabei helfen.
- Die Wirklichkeit erkennen: Kämpfen Sie nicht gegen die Gefühle der Enttäuschung und Ohnmacht, sondern lassen Sie die Verzweiflung zu.
- Mit andern teilen: Reden Sie mit anderen Betroffenen und mit Fachleuten über Ihre Gefühle.
- Zurück zur Freude: Versuchen Sie herauszufinden, was Ihnen in Ihrem Alltag wirklich Freude bereitet. Das weckt Energien.
- Die Frage nach dem Sinn: Versuchen Sie, einen ganz persönlichen Sinn in Ihrer Arbeit und in Ihrem Leben zu entdecken. Dabei braucht es sich gar nicht um etwas Aussergewöhnliches zu handeln.