Wer schon einmal einen Nachmittag lang Beete umgestochen, Pflanzen umgetopft und Rosen geschnitten hat, weiss: Gartenarbeit Fitness Bewegung hält den Körper schön kann sich wie Therapie anfühlen. Über der handwerklichen Arbeit verblassen Sorgen und Grübeleien, der Kopf wird angenehm frei. Und wenn man am Ende des Tages auf das vollbrachte Werk schaut, fühlt man nicht nur Müdigkeit, sondern auch tiefe Befriedigung. 

Bereits im alten Ägypten sollen die Mediziner ihren psychisch kranken Patienten Gartenspaziergänge empfohlen haben, damit sie schneller genesen. Heute wissen wir, dass der Stress abnimmt und die Regeneration gefördert wird, wenn wir grüne Pflanzen bloss anschauen. 

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Ende des 18. Jahrhunderts wurde in Europa und in den USA der therapeutische Effekt des Gartens wiederentdeckt. Im 20. Jahrhundert dann liess man verwundete und traumatisierte Soldaten aus dem Korea- und aus dem Vietnamkrieg für eine bessere Rehabilitation in Gärten arbeiten, was Bekanntheit und Ansehen der Therapie erhöhte. In der Schweiz etablierte sich die Gartentherapie in den neunziger Jahren.

Ein CAS-Lehrgang in der Schweiz

Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) leistete Pionierarbeit und bietet heute den schweizweit einzigen CAS-Lehrgang für Gartentherapie an. «Die Nachfrage nach dieser Therapieform steigt kontinuierlich», sagt Martina Föhn, die für die Weiterbildung zuständig ist. Zum Einsatz kommt sie in der Rehabilitation, der Psychiatrie, in Alterspflegeheimen , aber auch in der Heilpädagogik, in Strafanstalten und Migrantengärten. Es geht also nicht nur um die medizinische Therapie im engeren Sinn – Gesundheit wird, wie es die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert, als körperliches, geistiges und soziales Wohlergehen aufgefasst. 

Im Pflegezentrum Reusspark in Niederwil AG freut sich im März jeweils rund ein Dutzend Bewohner auf den Beginn der Gartensaison. Endlich kann man wieder anpacken! Die verschiedenen Ämtli werden je nach Fähigkeiten verteilt, einer recht das Laub zusammen, ein anderer giesst die Pflanzen. Alle zusammen nehmen sie den Winterschutz Winterfester Garten So überstehen Pflanzen den Winterschlaf von den Hochbeeten, säen Blumen, schneiden Pflanzen zurück und schauen nach, ob die im Herbst vergrabenen Blumenzwiebeln schon austreiben.

Dass es im Reusspark heute einen Therapiegarten gibt, ist nicht zuletzt einem Bewohner und seiner engagierten Ergotherapeutin zu verdanken. Als sie ihn kennenlernte, merkte Stefanie Wendler schnell: Der Mann war ein Leben lang ein passionierter Gärtner gewesen. Wendler liess sich auf das Thema ein, erkundigte sich nach seinen Lieblingsblumen – und es dauerte nicht lang, bis sie das Fleissige Lieschen anpflanzten, dann kamen Kräuter hinzu, bald blühte ein ganzer Garten in Kübeln auf. Und mit den Blumen auch der Parkinsonpatient Parkinson Gar nix klar, Herr Kommissar

Training für Feinmotorik, Gleichgewicht und Koordination

Das beeindruckte Stefanie Wendler so sehr, dass sie sich dafür einsetzte, im Pflegezentrum einen Therapiegarten anzulegen. Bei der Planung des Gartens, der im Rahmen eines Forschungsprojekts der ZHAW entstand, ging man von den Bedürfnissen der älteren und oft dementen Bewohner Demenz Leben mit dem Vergessen aus: Die Wege sind barrierefrei. Hochbeete ermöglichen das Arbeiten im Stehen, in angelehnter Haltung und vom Rollstuhl aus. Eine Begrenzung verhindert, dass ein verwirrter Bewohner wegläuft. Martina Föhn entwickelte das Therapieprogramm rund um die Aktivitäten Aussäen, Pflanzen, Dekorieren mit Blumen und Verwerten von Gemüse.

«Keiner unserer Bewohner muss im Garten arbeiten», sagt Wendler, die die Programme mit den Bewohnern umsetzt. «Aber wenn jemand Interesse hat, profitiert er auf mehreren Ebenen.» Das Aussäen oder das Binden eines Blumenkranzes trainiert die Feinmotorik, das Arbeiten auf unebenem Boden verbessert das Gleichgewicht. Das Blumenschneiden mit der Gartenschere und das freie Stehen werden zum Krafttraining, beim Eintopfen wird die Koordination der Hände geübt, und das Ernten und Naschen der Beeren wird zur Sensorikübung. 

«Am Anfang steht immer die Biografiearbeit», sagt Wendler. Bei der Gartentherapie stehe nicht die Pflanze im Vordergrund, sondern der Mensch. «Die Blumen aus den Bauerngärten, die kräftige Farben haben und oft auch duften, sind sehr beliebt bei älteren Menschen.» Oft lösen Flieder, Geranien oder Petunien Erinnerungen an die Kindheit aus, die bei Menschen mit Demenz noch vorhanden sind. «Nicht selten funktionieren solche Gespräche als Türöffner», sagt Martina Föhn. «Die Beziehung zwischen Therapeutin und Bewohnerin vertieft sich – was eine gute Basis für die Therapie schafft und den Erfolg derselben erhöht.» 

Körbchen

Die Hauswurz ins Körbchen, die Muscheln dazu drapieren: Das schult die Feinmotorik.

Quelle: ZVG
Frische Luft, strahlendes Licht und gute Gespräche

Die Erfahrungen, die Wendler mit den Bewohnern macht, decken sich mit Föhns Forschungsresultaten: Die Gartentherapie bringt ältere Menschen in Bewegung Bewegungsempfehlung Fit bis ins Alter und verbessert ihre motorischen Fähigkeiten. Sie können frische Luft und Sonnenlicht tanken, was gerade im Alter im Hinblick auf die Versorgung mit Vitamin D wichtig ist. 

Mindestens so bedeutend ist aber der soziale Aspekt: Menschen, die sonst eher zurückgezogen Einsamkeit Wege aus der Isolation sind, kommen über das gemeinsame Arbeiten miteinander ins Gespräch. Was sich wiederum auf den Körper auswirkt. So mancher kann seine Schmerzen während der Gartenarbeit vergessen – eine Studie der ZHAW bestätigte die positiven Effekte auf das Schmerzverhalten. 

Wendler erzählt von einem Mann, der nicht mehr gut stehen kann – es sei denn, er arbeitet im Garten. «Dort steht er frei am Hochbeet Garten Hoch das Beet! und gräbt mit beiden Händen in der Erde.» Die Bewegungen seien gezielter, er wirke konzentrierter. «Das Schöne ist: Im Garten geschieht die Therapie fast von allein», so Wendler. «Natürlich korrigieren und helfen wir auch da, aber die Bewohner nehmen es nicht so sehr wahr. Sie gehen in der Arbeit auf.»

Im Garten arbeiten bis ins hohe Alter

Wie man im Garten so arbeiten kann, dass einen abends weder ein schmerzender Rücken noch Verletzungen plagen. 

 

Der Garten

Legen Sie Hochbeete an, an ihnen kann man in aufrechter Haltung arbeiten. Wenn alle Beete mit dem Wasserschlauch erreichbar sind, müssen keine Giesskannen geschleppt werden. Pflanzen Sie Säulen- und Niederstammobstbäume, damit Sie das Obst ohne Leiter ernten können. 

 

Das Werkzeug

Arbeiten sollten möglichst mit geradem Rücken ausgeführt werden. Dazu muss der Stiel eines Werkzeugs etwa bis zur Brust reichen. Eine Gartenkralle ermöglicht ergonomisches Arbeiten. Teleskopwerkzeuge mit langen Stielen machen das Bücken beim Jäten und die Leiter beim Obstablesen überflüssig. Die Gartenschere sollte sich von selbst wieder öffnen und gut geschliffen sein, das spart Kraft. Leichte Säcke statt schwerer Körbe entlasten den Rücken. Mit einer Sackkarre lassen sich schwere Töpfe allein transportieren; wenn man zu zweit ist, kann man sie in eine Tragschlaufe stecken.

 

Das Arbeiten

Auf einem Pflanztisch kann man bequem ein- und umtopfen sowie pikieren. Heben Sie schwere Gegenstände mit geradem Rücken und körpernah. Bei Arbeiten am Beetrand empfiehlt sich der Kniestand: auf ein Bein knien und das andere 90 Grad anwinkeln. Dabei Kniepolster oder -kissen verwenden. Auch ein Gartenhocker schont Kniegelenke und Rücken. Wer öfter die Tätigkeit wechselt, vermeidet eine einseitige Belastung.

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Julia Hofer, Redaktorin
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