Corona als Chance
Mehr Schub fürs Velo!
Die Pandemie verschaffte dem Velo in vielen Städten mehr Platz. In der Schweiz verschläft man auch diese Chance für einen sicheren Langsamverkehr. Ein Kommentar.
Veröffentlicht am 15. Mai 2020 - 18:45 Uhr
Kaum Autos, weniger Busse und Trams, aber viel mehr Velos: Grossstädte sind seit dem Corona-Crash kaum wiederzuerkennen. Städte wie Berlin, Wien, New York und Bogotá haben auf das veränderte Fortbewegungsverhalten der Menschen reagiert. Sie nahmen kurzerhand dem Auto Fahrspuren weg und gaben sie Velofahrerinnen oder Fussgängern frei. Bestehende Rad- und Fussgängerwege wurden ausgeweitet.
Solche temporären Pop-up-Velospuren machen Sinn. Eine bessere Infrastruktur für den Langsamverkehr macht es in Pandemiezeiten erst möglich, Social Distancing einzuhalten, wenn man sich von A nach B bewegt. Bogotás grüne Bürgermeisterin, Claudia López, nannte Velofahren eine der «hygienischsten Alternativen», um die Ausbreitung des Virus zu verhindern.
Nur die Schweiz schaute bloss zu. Und hat damit eine weitere Chance verpasst. Denn die Zahlen zeigen auch bei uns, dass sich die durchschnittliche mit dem Velo zurückgelegte Tagesdistanz seit der Coronakrise fast verdreifacht hat. Die Leute weichen vor allem vom ÖV aufs Velo aus. Und was tun die Schweizer Städte, um sie zu unterstützen? Nichts.
Klar, politische Prozesse sind hierzulande langsamer und föderalistischer – was auch seine Vorteile hat. Aber man hätte die Krise nutzen können, um endlich die von der Bevölkerung erwünschten Veränderungen im Strassenverkehr anzustossen mit Pop-up-Velowegen.
Doch die Städte reagierten auf die Krise teilweise sogar zum Nachteil der Velofahrer. Zürich etwa sperrte an der Bellerivestrasse zusammen mit den Parkanlagen am See eine Veloroute , ohne eine Ausweichmöglichkeit für Zweiräder anzubieten.
Schweizer Städte verweisen auf bereits vor der Krise Umgesetztes, längerfristige Projekte oder fehlende Kompetenzen für schnelle Anpassungen der Infrastruktur. Es war der Bundesrat, der hätte handeln müssen. «Er hätte den Städten mit dem Notrecht das Recht einräumen können, ihre Verkehrsplanung temporär flexibel zu handhaben», sagt Matthias Aebischer, Präsident von Pro Velo Schweiz. Das habe die Landesregierung für die Zeit des Lockdowns verpasst.
Pro Velo fordert nun den Bundesrat auf, rechtliche Bedingungen zu schaffen, damit Kantone und Städte Velospuren selber provisorisch einrichten oder verbreitern können. Die Grünen-Politikerin Delphine Klopfenstein (GE) hat im Nationalrat eine entsprechende Motion eingereicht.
Andere schlagen vor, dass die Städte auf eigene Faust vorgehen. Pro Velo Zürich fordert zum Beispiel die Stadt Zürich auf, sich mit dem Kanton anzulegen, der bei Velostrecken auf Kantonsstrassen bremst. Der Kanton solle zudem mit den geplanten neuen Velorouten vorwärtsmachen – «ein Realisierungshorizont von mehreren Jahrzehnten ist schlicht lächerlich», heisst es.
Die Zurückhaltung, jetzt bessere Bedingungen fürs Velo zu schaffen, könnte die prekäre Situation auf den Schweizer Strassen verschärfen. Denn seit der Lockerung der Corona-Massnahmen sind wieder mehr Menschen unterwegs, viele meiden aber weiterhin den ÖV. Ändert sich die miserable Situation auf den Velowegen nicht, werden noch mehr aufs Auto ausweichen – was das Velofahren zusätzlich unsicher macht.
Um das zu verhindern, reichen temporäre Massnahmen nicht. Das haben andere Städte begriffen. Brüssel, wo Velofahrer und Fussgängerinnen neu in der gesamten Innenstadt Vorrang erhalten und 40 Kilometer weitere Velowege entstehen, will die Massnahmen nach drei Monaten evaluieren.
Verkehrsministerin Elke van den Brandt kündigte bereits an: «Wir dürfen nicht zurück zum Business as usual. Wir müssen diesen Moment nutzen, um einen guten Neustart zu gewährleisten.» Der würde auch den Schweizer Städten guttun.
Wie bei den Vierrädern gelten auch für Zweiräder gewisse Regeln. Erfahren Sie als Beobachter-Mitglied, welche speziellen Verkehrsregeln Velofahrer beachten sollten, wie Sie und Ihre Kinder mit dem Drahtesel am sichersten unterwegs sind und ob auf dem Velo eine Helmpflicht gilt.
2 Kommentare
Ja ich soll mit 70 Jahren meine Mama in der Rikscha zum Arzt fahren? Durch den Impfwahn wird sich das Umweltproblem von alleine lösen: da die Menschheit ab Herbst zu einem Drittel reduziert wird! Da braucht Ihr Euch keine Sorgen machen, wegen Velowegen.
Mit dem wirtschaftlichen Zusammenbruch kommen Hungersnöte und die Verelendung und damit Bürgerkrieg und Totschlag. Also die Zukunft sieht gut aus für Euch grüne Fantasten, die Menschheit wird bald auf 500 Millionen reduziert sein, dann brauch Ihr Euch keine Gedanken zur Rettung des Planeten mehr zu machen. Einige reiche Köpfe wie Klaus Schwab haben sich dieses Problems bereits angenommen! Diejenigen die nicht Superreichen sind, werden wieder in Höhlen leben. Es lebe die Plandemie, der Impfwahn und der Finanzcrash. Dank der Hilfe von Beobachter und anderen Massenmedien geht es schneller als erwartet.
Ich denke es gäbe für die Velolobby dringlichere Forderungen als den Stadtverkehr epidemiegerecht zu organisieren.
Beispielsweise wundert es, dass der Zürcher Gemeindeparlament zuschaut wie der Stadtrat den öffentlichen Raum, insbesondere Trottoirs und Velowege in sogenannten Deals (ohne gesetzlichen Auftrag) mit kommerziellen Bewegungsdatensammlern aus aller Welt für 2- und 4-rädrige Motorfahrzeuge zur Verfügung stellt. Motorisierte Fahrzeuge gehören auf die Strasse (SVG, Art. 43, Abs. 2).
Interessant wäre auch zu erfahren, wie der Stadtrat begründet, in einem seit dem Hitzesommer 2003 fälligen und letzte Woche nun vorgelegten Massnahmenplan zur Hitzeminderung (präziser: Minderung hausgemachter Aufheizung der Stadt), den Autoverkehr auszuklammern.